Zehnkämpfer Jürgen Aschenbroich Zehn neue "Hausrekorde" auf einen Streich

Persönliche Bestleistungen sind für einen Sportler in einer nach Zentimetern und Zahlen messbaren Disziplin wie der Leichtathletik das Salz in der Suppe. Ein Grund zum Feiern sind sie allemal - und das durfte Jürgen Aschenbroich am Sonntagabend in Wesel so richtig auskosten. Spurten kann er auch: Jürgen Aschenbroich im Ziel des Korschenbroicher Citylaufs. Wirkliche Spitze ist der 18-Jährige aber im Zehnkampf. NGZ-Foto: -woi

Persönliche Bestleistungen sind für einen Sportler in einer nach Zentimetern und Zahlen messbaren Disziplin wie der Leichtathletik das Salz in der Suppe. Ein Grund zum Feiern sind sie allemal - und das durfte Jürgen Aschenbroich am Sonntagabend in Wesel so richtig auskosten. Spurten kann er auch: Jürgen Aschenbroich im Ziel des Korschenbroicher Citylaufs. Wirkliche Spitze ist der 18-Jährige aber im Zehnkampf. NGZ-Foto: -woi

Denn der 18-jährige Mehrkämpfer im Trikot des Korschenbroicher LC stellte bei den Nordrhein-Meisterschaften nicht nur eine neue persönliche Bestmarke auf, sondern gleich elf: "Hausrekord" in allen Disziplinen des Zehnkampfes, das ergab am Ende sensationelle 7266 Punkte. Dass er sich damit den Landesmeistertitel bei der A-Jugend holte, geriet da schon zur Nebensache; sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten, den ein Jahr jüngeren Dormagener Björn Rösner, betrug stolze 597 Punkte.

Dabei gelang Rösner mit seinen 6669 Zählern ebenfalls eine Klasseleistung - zum Vergleich: Aschenbroichs Bestmarke aus dem vergangenen Jahr stand bei 6608 Punkten. Das brachte den Korschenbroicher damals auf Rang 22 der deutschen Bestenliste. Mit der Punktzahl von Sonntag wäre er hinter Christopher Hallmann (TV Gladbeck, 7632) Zweiter der DLV-Bestenliste 2002 und Deutscher Vizemeister geworden - und auch in der aktuellen Rangliste der noch jungen Saison liegt Aschenbroich auf Platz zwei.

Zehn neue Bestmarken an nur zwei Tagen, das haben nur wenige der ganz großen "Könige der Athleten" jemals erreicht. Mehr noch: Mit 11,16 Sekunden über 100 Meter (vorher 11,27) und 49,99 Sekunden über 400 Meter (vorher 52,17) knackte Aschenbroich im Vorbeilaufen auch noch die Qualifikationsnormen für die Deutschen Jugendmeisterschaften in zwei Einzeldisziplinen.

Seine weiteren Ergebnisse (in Klammern die Vergleichszahlen des Vorjahres): 6,72 Meter im Weitsprung (6,36 m), 14,20 im Kugelstoßen (13,01 m), 1,92 Meter Hochsprung (1,84 m), 15,92 Sekunden über 110 Meter Hürden (16,34 sek), 42,29 Meter im Diskuswurf (37,95 m), 4,00 Meter im Stabhochsprung (3,70 m), 54,28 Meter im Speerwurf (49,35 m) und 4:39,34 Minuten im abschließenden, von allen Zehnkämpfern so geliebten 1500-Meterlauf (4:46,83 min).

Sein größtes, vielleicht einziges Manko stellen die Hürden dar: "Wenn er da glatte 15 Sekunden laufen könnte, wäre er in Deutschland unangefochten die Nummer eins", hat sein Trainer Hans-Peter Walther hochgerechnet. Das Problem: Auf der heimischen Aschenbahn im Korschenbroicher Waldstadion lassen sich weder Hürdenlauf noch Stabhochsprung trainieren - dafür geht's dann ins Rheydter Grenzlandstadion.

Sechs Mal pro Woche trainiert Jürgen Aschenbroich, "Schwerpunkte liegen da, wo er Defizite hat, und in den Disziplinen, wo man die meisten Punkte holen kann, also Weitsprung, Hochsprung und Stanhochsprung", gibt Walther Einblick in den Trainingsplan seines Schützlings, den er behutsam auf Erwachsenenniveau heraufstuft: "Im Trainingslager über Ostern in Italien hat er 17 Trainingseinheiten gemacht. Und in Sachen Krafttraining arbeiten wir auch schon auf Männer-Niveau."

Im intensiveren Training sieht Hans-Peter Walther aber nur einen Grund für die Leistungssteigerung des 185 Zentimeter langen und 80 Kilogramm schweren Modellathleten mit dem roten Meckischopf: "Seit die schulische Belastung geringer geworden ist, ist Jürgen viel lockerer geworden." Bis zur zehnten Klasse besuchte Jürgen Aschenbroich das Gymnasium Korschenbroich, dann wechselte er zur Höheren Handelsschule nach Mönchengladbach: "Seither ist er frei im Kopf", weiß sein Trainer.

Immerhin gehörte Aschenbroich bereits als 15-Jähriger zur deutschen Spitzenklasse, war Dritter der Bestenliste im Achtkampf. Dennoch hat Walther seinem Schützling eines klar gemacht: "Mit Zehnkampf kannst du deinen Lebensunterhalt nicht verdienen, die Ausbildung hat Vorrang." Er hofft für ihn auf einen Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr, Aschenbroich selbst liebäugelt mit einer Laufbahn bei der Polizei. 7266 Punkte bescherten ihm den Sprung in den C-Kader und in die Förderung der Sporthilfe - und einen neuen Kreisrekord.

Den hielt bislang mit 7101 Punkten aus dem Jahre 1987 mit Lars-Eric Geisel ebenfalls ein früherer Korschenbroicher, der sich später bis in den erlauchten Kreis der Zehnkämpfer mit mehr als 8000 Punkten vorarbeitete. "Ein gutes Omen", findet Hans-Peter Walther. Mit Heinrik Reifenrath (DJK Kleinenbroich, 6357) und Sead Kojic (KLC, 5980) gingen auch die Plätze drei und vier an Athleten aus Korschenbroich - eine Zehnkampfhochburg ohne Kunststoffbahn. Volker Koch

(NGZ)
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