Jüchen Wimmer kritisiert CDU

Jüchen · Der frühere Bundestagsabgeordnete Willy Wimmer hat die Diskussionskultur in der CDU kritisiert. Zugleich wandte sich der Ehrenvorsitzende des Bezirksverbands CDU Niederrhein am Freitag gegen das Konzept eines Arbeitskreises Engagierter Katholiken in der Union (AEK).

 Willy Wimmer lässt kein gutes Haar an der CDU.

Willy Wimmer lässt kein gutes Haar an der CDU.

Foto: NGZ

Katholiken seien in der Partei in der absoluten Mehrheitsposition, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jüchen und bräuchten keinen Arbeitskreis. "Mit einem solchen Forum würden wir uns aus einer Mehrheitssituation in eine Minderheitsposition rücken."

Wimmer beklagte aber, dass die CDU in Berlin mit Häme und völlig grundlos über das "katholische Milieu" herziehe. Das sei beschämend, weil dieses Milieu in der Partei maßgeblich am Gedanken der deutschen Einheit festgehalten und diese nach der friedlichen Wende in der DDR vorangebracht habe.

"Nach den Pendelausschlägen der vergangenen Jahre muss die CDU wieder gesamtdeutscher, christlicher und westeuropäischer werden", so der 66-Jährige, der von 1976 bis 2009 der Unionsfraktion angehörte und zeitweise Verteidigungs-Staatssekretär war. Der Bezirksverband Niederrhein hat rund 25.000 Mitglieder.

Wimmer bekräftigte seine Kritik an der Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über Papst Benedikt XVI. vor einem Jahr. Die "infame Unterstellung", die Haltung des Kirchenoberhaupts zum Antisemitismus sei nicht eindeutig, habe eine innere Spaltung der Partei vorangetrieben.

"Über eine lange Zeit hinweg hat die Frage nach der Religionszugehörigkeit in der CDU keine besondere Rolle gespielt", meinte er. Mit ihrer Kritik am Papst habe Merkel "bewusst spalterische Kräfte freigesetzt". Dazu passe, dass Merkel mit ihren Vertrauten Hermann Gröhe, Ronald Pofalla und Peter Hintze "das eigentliche und rein evangelische Machtzentrum" der Partei bilde. Sie seien Teil eines Netzes persönlicher Vertrauter der Vorsitzenden und hielten die "eigentlich Berlin-fernen Machtzentren" der Partei nieder.

Merkel selber habe mit Mecklenburg-Vorpommern einen Landesverband hinter sich, der in seiner Größe einem mittleren Kreisverband der nordrhein-westfälischen CDU entspreche, betonte Wimmer. Aus dieser marginalen Rolle heraus verstehe sie es geschickt, die mitgliederstarken Landesverbände auszubremsen.

Die vier Stellvertreter der Parteivorsitzenden, auf deren Zugehörigkeit zur katholischen Kirche gerne hingewiesen werde, müssten parteiintern entschiedener die Perspektive ihrer Basis in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen einbringen. Sonst verliere die Partei ihre Seele.

(KNA)
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