Interview mit Bürgermeister Dick zur Wahl 2004 Will der Politik nicht vorgreifen

Interview mit Bürgermeister Dick zur Wahl 2004 · Seit dreieinhalb Jahren ist er Bürgermeister: Heinz Josef Dick. Der heute 53-jährige CDU-Politiker aus Glehn verabschiedete sich damit als Studiendirektor vom Gymnasium und übernahm die Verantwortung im Korschenbroicher Rathaus. Mit Blick auf die Kommunalwahl 2004 sprach NGZ-Redakteurin Ruth Wiedner mit ihm über seine Ambitionen.

Herr Dick, Sie sind 1999 bei der Kommunalwahl angetreten und in direktem Entscheid zum Bürgermeister gewählt wurden. Werden Sie sich 2004 erneut zur Wahl stellen?

Dick: Die Wahl ist in eineinhalb Jahren. Die Parteien fangen jetzt an, die Kommunalwahl zu organisieren. Es ist nicht meine Absicht, noch ist es mein Stil, noch habe ich es nötig, den Gremien meiner Partei über die Presse meine Entscheidung kund zu tun. Aber es ist bekannt, dass ich es für sinnvoll halte, dass man ein derartiges Amt länger als fünf Jahre bekleidet.

Das heißt, Sie möchten schon ein zweites Mal kandidieren?

Dick: Ich habe Ihnen kund getan, was ich zu diesem Punkt sage. Zur Ergänzung: Ich werde meine Gremien durch ein Vorpreschen nicht erpressen.

Für mich war Ihre erste Antwort eine indirekte Absichtserklärung zur erneuten Bürgermeister-Kandidatur.

Dick: Interpretieren Sie es, wie Sie es wollen.

Wurde das Kandidaten-Thema bereits innerhalb der CDU thematisiert?

Dick: Wir haben noch eineinhalb Jahre Zeit. Jetzt fangen die Gremien im Laufe des Jahres langsam an, sich mit der Frage der Wahl und der Bürgermeister-Kandidatur zu beschäftigen.

Könnten Sie sich vorstellen - vorausgesetzt Sie träten an - dass es innerhalb der Union einen Gegenkandidaten geben könnte?

Dick: Ich spekuliere nicht.

Die Oppositionsparteien werden sich - nach ersten Erkenntnissen - auf einen einzigen Herausforderer einigen. Fürchten Sie einen Herausforderer Albert Richter?

Dick: Ich fürchte ihn nicht. Seine Absichten sind allgemein bekannt, schon am Wahltag hat Herr Richter seine Kandidatur quasi angekündigt. Deshalb ist das ein offenes Geheimnis, wenn er jetzt kandidiert.

Welche Chancen räumen Sie der CDU und welche der SPD mit Herrn Richter ein?

Dick: Das ist eine demokratische Entscheidung, die die Bürger und Bürgerinnen unsere Stadt zu treffen haben. Ich gehe davon aus, dass ein CDU-Kandidat gute Chancen in unserer Stadt hat.

Wird man Ihnen und der CDU nicht in der Grundwasser-Problematik von der Wählerschaft vorhalten, zu wenig für die Betroffenen und für eine Kurz- und Langfristlösung getan zu haben?

Dick: Das werden einige Bürger - speziell der Grundwasser-Aktive - so sagen. Das weise ich zurück. Wir gehen situativ mit der Sache in vernünftiger Form um und lassen uns auch durch Hysterie und Agitationen nicht verunsichern. Ich glaube, wir sind da auch in Zusammenarbeit mit dem Rhein-Kreis Neuss auf dem richtigen Weg.

Stichwort Stadtsparkasse Korschenbroich. In Ihrer Amtszeit wurde das städtische Institut von der Sparkasse Neuss geschluckt. Wird man Ihnen als Bürgermeister den Verlust der eigenständigen Stadtsparkasse ankreiden?

Dick: Davon gehe ich nicht aus, denn auch hier muss man der Situation Rechnung tragen. Ich bin ja auch neu in dieses Amt gekommen, habe eine Situation vorgefunden - das galt auch für unsere Sparkasse. Dann heißt es, rechtzeitig die Weichen für die Zukunft stellen. Das haben wir mit der Zweckverbandslösung mit der Sparkasse Neuss - also mit einem guten Partner - auch getan. Wir haben damit die Sparkassen-Landschaft in unserem Stadtgebiet für die Zukunft gerichtet.

Sie haben sich mit dem geplanten Bau eines SB-Warenhauses am Matthias-Hoeren-Platz nicht nur Freunde geschaffen. Kann das beim örtlichen Einzelhandel äußerst umstrittene Projekt - wenn Sie denn antreten - Ihren Wahlsieg kosten?

Dick: Nein. Denn ein Bürgermeister kann es nie allen Recht machen. Er kann auch nicht Sprachrohr von Interessengruppen sein. Wir haben hier eine Entscheidung dem Rat vorgeschlagen, und ich habe einstimmige Beschlüsse auch in allen Ausschüssen zu diesem Themenkomplex bekommen. Mehr kann ein Bürgermeister nicht erwarten.

Die Stadt ist überschuldet, es besteht kaum noch ein Handlungsspielraum. Müssen Sie befürchten, dass der Wähler Ihnen das als Bürgermeister anlastet und Ihnen am Wahltag - immer Ihre Kandidatur vorausgesetzt - dafür die Quittung präsentieren wird?

Dick: Der Bürger ist ja nicht betriebsblind. Der Bürger weiß, dass alle Kassen der öffentlichen Hand leer sind. Die Diskussion in unserer Gesellschaft findet zu diesem Thema überall statt. Das Problem trifft auch eine Kommune wie die Stadt Korschenbroich. Wir müssen mit dieser Sachlage mit Augenmaß umgehen. Das praktizieren wir. Ich glaube, dass das gerade in den letzten Jahren gelungen ist. Wir konnten - auch in Verbindung mit Dritten - noch manches Projekt in Gang setzen, so dass hier auch kein Stillstand eingetreten ist. Ich weise auf den Matthias-Hoeren-Platz hin, denke an den Bereich Holzkamp, wo wir mit der Diakonie ein Altenpflegeheim errichten werden. Wir werden im nächsten Ausschuss den Neubau der K35n vorstellen, mit dem Ausbau soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Durch das Vorhaben kommt es zu einer Entlastung der Konrad-Adenauer-Straße in Kleinenbroich. Ich spreche den Ausbau Bahnstraße/Ladestraße an, den Park-and-Ride-Platz - eine Fülle an Einzelmaßnahme, die aber ein Gesamtbild ergeben. Hier konnten wir Schritt für Schritt, trotz einer finanziell schwierigen Situation - sicherlich auch zeitverzögert - die Vorhaben umsetzen. Augenmaß ist auch hier gefragt, schließlich gilt es, die finanziellen Belastungen für den Bürger in Grenzen zu halten, und ihn nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen.

Jetzt haben Sie rückblickend schon einige Stationen ihrer Amtszeit angesprochen. Was noch interessiert: Wo sehen Sie Ihre persönlichen Stärken und wo Ihre Schwächen?

Dick: Ich bin schon der Ansicht, dass ich versuche, pragmatisch, in Ruhe und ohne Hektik eine Situation, die sicherlich schwierig ist - Sie sprachen das Grundwasser und die leeren Kassen an - zu schultern und zu meistern. Zum Wohle der Stadt.

Hat ein Bürgermeister Dick auch Schwächen?

Dick: Er hat mit Sicherheit Schwächen, die in der Regel die übrigen Beteiligten besser einschätzen können, als ich selber.

Warum soll der Bürger in Korschenbroich den Bürgermeister Heinz Josef Dick wiederwählen?

Dick: Die Frage berührt jetzt die Einstiegsfrage des Interviews. Sie lässt sich so nicht beantworten, weil ich damit indirekt die Frage der Bürgermeister-Kandidatur beantworten würde.

(NGZ)
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