Radsport Wien statt Paris

Zum ersten Mal seit dem starken Debüt 2006 (Platz 15) findet die Tour de France wohl ohne Markus Fothen statt. Der für das Team Milram fahrende Radprofi aus Vorst ist nur als Ersatzmann nominiert. Die Enttäuschung ist groß.

 Vielarbeiter: In der ersten Jahreshälfte war Markus Fothen im Team Milram der Fahrer mit den meisten Einsätzen – zur Tour de France darf der Vorster aber nicht. www.Roth-Foto.de

Vielarbeiter: In der ersten Jahreshälfte war Markus Fothen im Team Milram der Fahrer mit den meisten Einsätzen – zur Tour de France darf der Vorster aber nicht. www.Roth-Foto.de

Foto: NGZ

Dicker hätte es für Markus Fothen gar nicht kommen können. In Sölden, wo der beim Team Milram unter Vertrag stehende Radprofi aus Vorst gerade ein Höhentrainingslager absolviert, ist immer noch Winter. "Wir hatten 25 Zentimeter Neuschnee – und das mir, einem bekennenden Schön-Wetter-Fahrer", sagte der 28-Jährige, als er gestern von seinem gut sechsstündigen Ausflug in die Bergwelt Obergurgls (Ötztal), mit majestätischen 3500 Höhenmetern in den müden Knochen, ins Hotel zurückgekehrt war.

Eine höllische Plackerei für den Fall, der wahrscheinlich nie eintritt. Denn die Tour de France (9. bis 25. Juli), das bedeutendste Radrennen der Welt, findet in diesem Jahr wohl ohne Markus Fothen statt. Nach vier Teilnahmen in Folge seit dem so hoffnungsvoll verlaufenen Debüt 2006 (Rang 15) ist er nur als Ersatzmann nominiert. "Da wir uns in diesem Jahr noch stärker auf Etappensiege konzentrieren, haben wir uns gegen ihn entschieden", begründet Gerry van Gerwen, General Manager beim Team Milram, und versichert: "Das ist uns nicht leicht gefallen."

Worte, in denen der Vorster freilich keinen Trost findet, ist die Frankreich-Rundfahrt für ihn doch "der schönste Wettkampf im Jahr, auch wenn's der größte Stress ist". Dass er nicht dabei sein darf, mache ihn darum schon ein bisschen traurig, räumt er ein. "Natürlich bin ich ganz schön enttäuscht." Vor allem deshalb, weil er bis nach dem Giro d'Italia der Milram-Fahrer mit den meisten Einsätzen in dieser Saison gewesen sei. "Doch was letztlich zählt, ist das, was auf dem Papier steht. Und da kam nach dem guten Saisonstart in Australien zu wenig. Ich bin ja selbst nicht zufrieden mit meiner Saison." Zwar sind die durch einen unglücklichen Sturz verursachten Beschwerden im Brustkorb, die ihm besonders in den Bergen oftmals den Atem nahmen, inzwischen weg, doch nach "zwei verschenkten Jahren auf hohem Niveau fehlt mir jetzt einfach das entscheidende Quäntchen, um mit den Besten mitzufahren", hat Fothen erkannt.

Statt nach Paris, wo die große Tour am 25. Juli traditionell auf den Champs-Élysées endet, geht es für den Vorster nun über 1143,7 Kilometer von Dornbirn nach Wien, Zielort der Österreich-Rundfahrt (4. bis 11. Juli). "Da kann ich definitiv auf eigene Kappe fahren", weiß er. Er brennt darauf, seinem Team und noch viel mehr sich selber zu zeigen, was in ihm steckt und dass er immer noch der Fahrer ist, der bei der Tour de Suisse (2008) und der Tour de Romandie (2007) Etappensiege verbuchte.

Gut möglich, dass er sich in dieser Saison auch bei der Polen-Rundfahrt (1. bis 7. August) und der renommierten Vuelta in Spanien (28. August bis 19. September) zeigt. Zuvor steht jedoch ein Kurzurlaub mit der Familie auf dem Programm. Die Momente mit seiner Frau Jessica sowie den Sonnenscheinchen Maxime und Marvin sind ihm kostbar. "Das vermisse ich am meisten."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort