Lokalsport Wieder nur Nieten gezogen

Noch wahrt Heinz Mostert die Contenance, doch lange kann es nicht mehr dauern, bis dem Trainer des Fußball-Verbandsligisten TuS Grevenbroich der Kragen platzt. Denn eigentlich war schon die 0:3-Heimpleite (0:1) gegen den harmlosen Neuling FSV Kettwig dazu angetan, so richtig aus der Haut zu fahren.

In der Pause hatte der Coach seine Schützlinge noch gefragt: "Wer hat hier eigentlich die Torchancen?" Der TuS - aber mit 1:0 vorne lagen die Gäste. Nur einmal waren sie im ersten Abschnitt überhaupt gefährlich vor das Gehäuse der Hausherren gekommen - und schlugen prompt zu: Lars Faßbender hatte René Sperling flanken lassen, im Zentrum verloren der ansonsten gute Björn Line van de Berg und Marco Sautner kurzzeitig die Übersicht und ermöglichten damit Timo Diehle den ersten seiner beiden Treffer (30.).

Ein Fehler, den Mostert seiner nahezu komplett neuformierten Abwehr - hinter den beiden Manndeckern Line van de Berg und Sautner gab André Theißen den klassischen Libero, auf der rechten Außenbahn ersetzte Faßbender den verletzten Dean Puseljic, links übernahm Markus Teuber den Posten des angeschlagenen Marc Schüttler - noch nicht mal krumm nahm. "Das kann passieren."

Zumal sein Team danach gehörig Druck machte: Theißen traf mit einem Freistoß aber nur die Latte (39.), nach Eckbällen von Oliver Müller verfehlten Valentin Rittmann (42.) und Faßbender (49.) per Kopf, Line van de Berg (45.) lochte selbst aus fünf Metern nicht ein. Und auch Bekin Dzeladini, gekonnt von Olaf Weber in beste Position gebracht, scheiterte mit einem kraftlosen Schüsschen an Kettwigs Keeper Marco Glenz (54.).

Auf der anderen Seite hatten die Gäste bedeutend weniger Widerstand zu brechen. Nach einer noch nicht mal sonderlich gelungenen Flanke von Dennis Florian, unterlief TuS-Torhüter Torsten Trautmann zunächst den Ball und boxte ihn dann genau vor die Füße des Esseners Sebastian Köwitsch. Dessen Beitrag zum 2:0 (55.) artete nach dieser perfekten Vorleistung nicht mehr unbedingt in Arbeit aus.

Mostert kam sich dabei vor wie auf der Kirmes. "Du greifst in die Lostrommel und ziehst immer eine Niete heraus." Die während der Partie wiederum umgebaute Abwehr - Timo Genuso wechselte aus dem Sturmzentrum (!) auf die rechte Seite, wo er seinen für den verletzten Sautner ins Zentrum gerückten Kollegen Faßbender ersetzte - patzte auch noch ein drittes Mal. Drei Minuten nachdem Florian gegen Weber auf der Linie gerettet hatte, durfte Diehle vollkommen unbehelligt zum 3:0 (68.) einschieben.

Den Klassenerhalt hat Mostert zwar schon lange aus seinen Gedanken verbannt, doch mit Blick auf das Restprogramm schwant ihm trotzdem Böses. In den kommenden Wochen geht es noch gegen die Titelkandidaten Viktoria Goch, SC Kapellen und Fortuna Düsseldorf II. "Ich will den Kettwigern ja nicht zu nahe treten, aber wenn du schon gegen die sang- und klanglos mit 0:3 verlierst, was blüht uns dann gegen die richtig starken Teams der Liga?"

(NGZ)
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