Ringen KSK arbeitet schon jetzt an der 1. Liga

Neuss · Noch fehlt ein Sieg zur Rückkehr in die Erste Bundesliga, doch mit den Arbeiten fürs Oberhaus hat der KSK Konkordia Neuss schon jetzt begonnen. Der Meister in spe meldet den Verbleib von vier starken Ringern – allen voran Vasile Diacon.  

Fühlt sich in Neuss pudelwohl: Vasile Diacon, im Herbst Bronzemedaillengwinner bei den U23-Weltmeisterschaften in Spanien, bleibt dem KSK Konkordia über die laufende Saison hinaus erhalten.

Fühlt sich in Neuss pudelwohl: Vasile Diacon, im Herbst Bronzemedaillengwinner bei den U23-Weltmeisterschaften in Spanien, bleibt dem KSK Konkordia über die laufende Saison hinaus erhalten.

Foto: Wolfgang Walter

Nach dem überraschend lockeren 29:6-Heimsieg am Samstag über den  RC CWS Düren-Merken war Fatih Cinar erstmal verschwunden. Der Sportliche Leiter des KSK Konkordia Neuss fand noch nicht mal die Zeit, um nach dem mäßig spannenden (Ringer-) Abend in der Stadionhalle das Kampfprotokoll zu unterschreiben. Der 38-Jährige hatte Wichtigeres zu tun. Auch er kennt schließlich die Redewendung: Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Also verzog sich der Deutsch-Türke mit Vasile Diacon im Schlepptau in den hintersten Winkel der Halle und nutzte die Gunst des Augenblicks.

Wenn der KSK spätestens nach dem letzten Kampf am 10. Dezember an heimischer Frankenstraße in die deutsche Eliteklasse zurückkehren wird – und daran bestehen eigentlich kaum noch Zweifel –, soll der Dritte der im Oktober im spanischen Pontevedra ausgetragenen U23-Weltmeisterschaften in der Gewichtsklasse bis 74 Kilogramm unbedingt weiter zum Kader zählen. Und da sich der bärenstarke Moldawier, dessen Antrag auf einen rumänischen (EU-) Pass in Arbeit ist, am Rhein „sehr wohl fühlt, so eine familiäre Atmosphäre hat er noch nirgendwo erlebt“, machte Cinar gleich Nägel mit Köpfen. „Er bleibt, hat uns schon jetzt für die nächste Saison zugesagt.“ Dass sich auch die Konkurrenz bei Diacon, der für den KSK im Freistil in den Gewichtsklassen bis 75 und 80 Kilogramm auf die Matte steigt, melden könnte, schreckt Cinar nicht. „Er steht zu seinem Wort.“ Bemerkenswert: Im Topkampf gegen den AC Heusweiler „machte“ der Punktegarant extra Gewicht, um in der Klasse bis 71 Kilogramm antreten zu können. Trotzdem bezwang er Nico Zarcone in anderthalb Minuten technisch überlegen mit 16:0. Und weil es am Tag vor Heiligabend gerade so prächtig lief, holte sich Cinar gleich auch noch das Ja-Wort des in Rekordzeit zum Publikumsliebling avancierten U20-Europameisters Simone Piroddu sowie der international für Polen ringenden Eigengewächse Mairbek und Arslanbek Salimov.

Top-Ringer, die sich der KSK im Punkteranking im Vergleich zu vielen zahlungskräftigeren Mitbewerbern locker leisten kann. Zur Erklärung: Jeder Ringer wird entsprechend seiner Erfolge mit Punkten belastet. So schlägt etwa der Einsatz von Weltmeister Magomedmurad Gadzhiev mit acht Zählern ins Kontor, was deshalb von Bedeutung ist, weil für die zehn einzusetzenden Ringer pro Liga-Kampf insgesamt nur 28 Basispunkte (ab der Saison 2023/2024 sogar nur noch 27) zur Verfügung stehen.

Wie das in der Praxis aussieht, machte das Duell am Samstag mit Merken klar: Obwohl die Gäste von vorneherein chancenlos waren, sogar ihren nur bedingt einsatzfähigen Trainer Daniel Anderson (Jahrgang 1984) aufboten und in der Gewichtsklasse bis 80 Kilogramm keinen Kämpfer stellten, kamen sie immer noch auf 14 Punkte. Der KSK dagegen trat trotz Diacon (7) und Piroddu (5) nur mit zwei Punkten an, weil er in U20-Weltmeister Deni Nakaev, Samuel und Aaron Bellscheidt, Julian Lejkin, Mairbek und Arslanbek Salimov gleich ein halbes Dutzend in der Nordstadt ausgebildete und daher mit -2 bewertete Talente in seinen Reihen hatte. „Davon träumen andere Mannschaften“, stellte Cinar lächelnd fest. Denn diese Jungs sind nicht nur gut fürs Punktekonto, sondern auch Klasseringer. So feierte Mairbek Salimov (-2) einen Schultersieg über Alexandru Biciu (7) aus Moldawien. „Das sagt alles“, findet Cinar.

Die in den vergangenen zehn Jahren geleistete Aufbauarbeit versetzte den KSK gegen Heusweiler in die Lage, neben Diacon (7) und Piroddu (5) auch Ghadziev (8) aufzubieten – und in der Addition der zehn Ringer trotzdem nur auf 16 Punkte zu kommen. Für die mit 6:26 unterlegenen Gäste standen 18 Punkte zu Buche, dabei schickten sie zwei Jugendliche auf die Matte und stellten in der Klasse bis 86 Kilogramm gar keinen Kämpfer. „Die Kunst“, mahnte KSK-Ehrenvorsitzender Hermann J. Kahlenberg darum, „ist nun, unsere Leute zu halten.“       

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