Rudern Wie ein Sportverein Schützenfest zelebriert

Neuss · In seiner 100-jährigen Geschichte stellte der Neusser Ruderverein zwischen 1927 und 2012 fünfzehn Neusser Schützenkönige.

 Drei Schützenkönige aus den Reihen des Neusser Rudervereins mit ihren Ehefrauen auf der Festwiese vereint: Karl-Theo Reinhart, Heidi Goetz, Jörg und Dorothee Antony, Joachim Goetz und Herta Reinhart (v.l.).

Drei Schützenkönige aus den Reihen des Neusser Rudervereins mit ihren Ehefrauen auf der Festwiese vereint: Karl-Theo Reinhart, Heidi Goetz, Jörg und Dorothee Antony, Joachim Goetz und Herta Reinhart (v.l.).

Foto: Archiv NRV/Archiv NGZ

Neuss Der 2. September 1964 bescherte dem Komitee des Neusser Bürger-Schützen-Vereins ein Luxusproblem, dem es sich heute gerne wieder stellen würde: Es gab vier Bewerber um die Königswürde. Gleich drei von ihnen - Erich Gürtler, Hermann Straaten und Otto Werhahn - kamen aus den Reihen des Neusser Rudervereins, der gerade sein fünfzigjähriges Bestehen gefeiert hatte.

Heute ist er hundert, mit 600 Mitgliedern der größte Ruderverein Nordrhein-Westfalens und "in Neuss eine Institution", wie Vize-Bürgermeister Thomas Nickel anlässlich des Jubiläumsfestaktes unwidersprochen feststellte. Um in seiner Eigenschaft als Präsident des Bürger-Schützen-Vereins anzufügen: "Das hat auch mit den besonderen Beziehungen zwischen Ruderern und Schützen zu tun."

In der Tat: Verbindungen zwischen Sportvereinen und Schützenbrauchtum gibt es viele. Doch nirgendwo dürften sie so eng sein wie im Falle des Neusser Rudervereins. Was ursächlich damit zu tun haben dürfte, dass "die Zielsetzung unseres Vereins unter anderem die Ausübung des Rudersports und die Pflege angemessener Geselligkeit" ist, wie Joachim Goetz, seit 1996 Vorsitzender des NRV, sagt. Er ist einer von 15 Schützenkönigen, die aus den Reihen des Vereins hervorgingen, angefangen bei Hermann Schram 1927 bis zu Jörg Antony im Jahre 2012. Darunter auch Hermann Straaten, der sich im Jubiläumsjahr 1964 mit dem 15. Schuss gegen seine Mitbewerber durchsetzte, wie Rudi Haeffs in der Vereinschronik festhält.

Doch es sind nicht nur die "Ruderkönige", die das Miteinander zwischen Ruder- und Schützenverein prägen. "Der Neusser Ruderverein hat in seiner 100-jährigen Geschichte seinen Anteil am Fortbestand dieser schönen Tradition gehabt, da sich viele Freundeskreise, die sich meist aus jugendlichen Ruderkameraden rekrutieren, zur Gründung eines Schützenzuges entschlossen", schreibt Paul Mausberg in der Chronik zum 100-jährigen Bestehen und listet mehr als zwei Dutzend Schützenzüge auf, "die dem Neusser Ruderverein verbunden sind". Einige von ihnen, wie "Die R(h)einsten Helden", die "R(h)einrassigen" oder "De Dolle" (benannt nach der gleichnamigen Befestigung der Ruder) führen diese Verbindung sogar im Namen spazieren. Begonnen hatte es 1931 mit der Gründung des "Grenadierzuges Neusser Ruderverein", der "im ersten Jahr mit der beachtlichen Stärke von 18 Mann unter seinem Oberleutnant Herbert Drüecke auf dem Markt erschien." Doch schon vier Jahre später forderte der Vorstand ihn schriftlich auf, sich "durch entsprechende Satzungsergänzung zu verpflichten, in der Woche wenigstens einmal rudern zu kommen, um so den Sport, den eigentlichen Zweck unseres Rudervereins, nicht zu vernachlässigen."

Heute sieht das anders aus, sind viele Schützen doch auch im Boot aktiv. So legte der Vorsitzende, der die Neusser Schützen 2009 regierte, im vergangenen Jahr 1603 Kilometer im Ruderboot zurück. Und über den 1966 von fünf aktiven Ruderern gegründeten Grenadierzug "Promenademischung" schreibt Gründungsmitglied Hans-Georg Pelzer: "Von 19 Zugkameraden sind heute noch elf Ruderer aktiv. Wöchentlich wird mehrmals gerudert, jährlich mehrere Rudertouren unternommen. Deutsche, holländische und französische Flüsse wurden regelmäßig beziehungsweise mehrmals berudert, und auch der Mississippi wurde bereits erkundet." Und schließlich schlägt sich die schützenfestliche Begeisterung auch in den Bootsnamen nieder: So trägt ein im Jahre 2003 getaufter Doppeldreier ohne Steuermann den Namen "Nüsser Jrenadiere".

Am 2. September 1964 wurde Hermann Straaten mit dem 15. Schuss König. 50 Jahre später fällt der Schützenfest-Dienstag wieder auf einen 2. September.

(NGZ)
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