Leichtathletik Wie der Nikolauslauf erfunden wurde

Neuss · Zum 30. Mal organisiert Hans-Peter Heinen am Samstag den beliebten Volks- und Crosslauf rund um das Neusser Jahnstadion.

 Manchmal schneit es beim Nikolauslauf – vor zwei Jahren musste deshalb sogar die bewährte Strecke im Jahnstadion geändert werden.

Manchmal schneit es beim Nikolauslauf – vor zwei Jahren musste deshalb sogar die bewährte Strecke im Jahnstadion geändert werden.

Foto: L. Berns/Archiv

Neuss (bes) Wie das damals alles anfing, weiß Hans-Peter Heinen selbst nicht mehr so genau. "Ich weiß noch, dass wir eine Vereinsmeisterschaft austragen und irgendetwas zu Nikolaus machen wollten. Wie und wo war erst mal völlig offen", erinnert sich der Organisator des Nikolauslaufs an die ersten lockeren Gespräche der Leichtathleten der TG Neuss im Jahr 1983. Dass aus diesem ersten Treffen nur wenige Jahre später einer der wichtigsten Termine innerhalb des Laufkalenders des Rhein-Kreises werden würde, hätte sich Heinen damals nicht vorstellen können. "Wir hatten beim ersten Lauf ja weder Toiletten noch Umkleidekabinen."

Heute, genau drei Jahrzehnte später, ist das anders. Der Nikolauslauf, der am Samstag zum 30. Mal über die Bühne geht, ist längst keine TG-Vereinsmeisterschaft mehr. Und er findet auch nicht mehr auf einem improvisierten Rundkurs im Jröne Meerke statt, sondern hat im Jahnstadion eine passende Heimat gefunden. Mit Toiletten, Umkleidekabinen, mehr als 500 Läufern aus dutzenden Vereinen der gesamtem Region, computergesteuerter Zeiterfassung und allem, was einen modernen Volkslauf ausmacht. Gleich geblieben sind eigentlich nur zwei Sachen: die Strecken (1000, 3000 und 5000 Meter) sowie Organisator Hans-Peter Heinen.

Doch der Abteilungsleiter der TG-Leichtathleten ist niemand, der sich dafür besonders in den Vordergrund stellen würde. "Natürlich", sagt er, "bedeutet so ein Lauf wochenlange Vorbereitung." Und natürlich gehört er als "Chef im Ring" nicht unbedingt zu den Leuten, die den Veranstaltungstag stressfrei genießen können, aber das gehöre eben dazu. "Meistens klappt ja doch alles", sagt Heinen und erzählt nicht ohne Stolz, dass es in den vergangenen 29 Jahren noch nie vorgekommen sei, dass ein Läufer ohne Urkunde nach Hause gegangen ist.

Der Nikolauslauf — ein Selbstläufer im Wortsinne. Aber es gibt sie natürlich doch, die kleinen Anekdoten und Missgeschicke. So wie vor zwei Jahren, als es plötzlich anfing zu schneien und daraufhin die Strecke geändert werden musste. Oder im vergangenen Jahr, als rund um Neuss so viel Stau war, dass zahlreiche Läufer nicht pünktlich zu ihren Rennen kamen. Oder wie um die Jahrtausendwende, als die Teilnehmer eines Jugendlaufs schon nach nur etwas mehr als der Hälfte der geplanten Zeit wieder im Ziel waren. "Wir haben uns alle gefragt, was los ist", erinnert sich Heinen. Doch anstatt sich zu freuen, eine Gruppe mit Supertalenten dabei zu haben, ging er der Sache auf den Grund und fand schnell heraus, dass die Jugendlichen einfach abgekürzt hatten, weil die Strecke an einer Stelle nicht vernünftig markiert war. "Das haben wir dann gleich geändert", sagt er mit einem Schmunzeln.

Es hätte ihn auch gewundert, wenn die Rennen plötzlich wieder schneller geworden wären. Denn mit den Zeiten ist das so eine Sache. "Wir können gut vergleichen, weil die Distanzen gleich geblieben sind", sagt der Organisator und wirkt dabei nicht gerade zufrieden. Denn bis heute datiert der Rekord aus dem Jahr 1987, als Jochen Arenz die 5000 Meter in 15:33 Minuten meisterte. "Die Läufer waren früher einfach schneller. Heute werden solche Zeiten nicht mehr gelaufen."

Wirklich stören tue ihn das aber dann doch nicht. Beim Nikolauslauf ging es nie um Rekorde. Wichtiger ist, dass der Nikolaus jedes Jahr vorbeikommt und die Kinder ihren Weckmann und Preise bekommen. Die sind Heinen wichtig, und dafür spannt er seine komplette Familie, vor allem seine Frau Maria ein. Insgesamt sind jedes Mal um die 30 ehrenamtliche Helfer dabei. Auch am Samstag, wenn die 30. Auflage steigt. Ob es diesmal irgendwelche Probleme gab? "Nein, alles klappt bestens." Ein Selbstläufer eben.

(f95)
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