Jüchen Wie aus Laub Energie entsteht

Jüchen · Während der "Baumpraxis"-Veranstaltung auf Schloss Dyck präsentierte Tobias Peselmann ein neues Patent: wie aus Laub die Energieträger Pellets entstehen. Damit könnten klamme Kommunen ihre Energiekosten senken.

 Schloss Dyck wäre ein idealer Kunde für Ingenieur Tobias Peselmann: Er hat einen Prozess zur Pelletherstellung aus Laubabfall entwickelt.

Schloss Dyck wäre ein idealer Kunde für Ingenieur Tobias Peselmann: Er hat einen Prozess zur Pelletherstellung aus Laubabfall entwickelt.

Foto: M. reuter

Mit Laub Kosten sparen: Diese Idee würde Jens Spanjer (43), Vorstand der Stiftung Schloss Dyck, gefallen. Denn im 53 Hektar großen Park des barocken Wasserschlosses fällt so viel Laub an, dass dessen Entsorgung einen nicht unerheblichen Kostenfaktor darstellt. "Eine interessante neue Idee", meinte der Stiftungsvorstand bei der Präsentation des neuen EU-Projekts "Hybrid parks", bei dem Schloss Dyck eine führende Rolle einnimmt.

Nasse Blätter in Energie umwandeln: Diese Idee verfolgen Ingenieur Tobias Peselmann und Werner Dirkes, Leiter des Bau- und Servicebetriebs Ibbenbüren. Beide lernten sich bei einer Fachmesse kennen. Auf den Seufzer "Bald kommt schon wieder das Herbstlaub" folgte eine innovative Idee. Dirkes und Peselmann entwickelten einen Prozess, in dem gesammeltes Laub zunächst getrocknet, verdichtet und dann zu Pellets gepresst wird. Der Heizwert liegt bei circa fünf Kilowattstunden pro Kilo Laub-Pellets. "Ein Liter Heizöl entspricht zwei Kilo Laub", so Peselmann. Die Laub-Pellets würden in fast jeden Biomasse-Heizkessel passen.

Kommunen können doppelt sparen

Fast täglich erreichen den Ingenieur aus Ibbenbüren "zwei bis drei Anrufe von Kommunen in ganz Deutschland". Sie alle wollen wissen, wie sie ihre heruntergefallenen Blätter, die sie bisher entsorgt haben, in Energieträger umwandeln können. Tobias Peselmann betont den doppelten Spareffekt für Städte und Gemeinden: "Zum einen sparen sie die Kosten für die Entsorgung der Blätter, zum anderen gewinnen sie Energie, die sie für Energie-intensive Gebäude wie Schwimmbäder einsetzen können."

Laub sei hoch kalorisch — es hat einen hohen Brennwert — und sollte nicht unbehandelt auf der Deponie landen. Alternativ können die Pellets auch aus Pferdemist oder Holzhäckseln hergestellt werden. Kostenpunkt der Anlage: zwischen 150 000 und 250 000 Euro — eine Summe, die sich laut Tobias Peselmann in "zwei bis drei Jahren amortisiert".

Ein Rechenbeispiel für Ibbenbüren: Dort werden pro Jahr 500 Tonnen Laub gesammelt — sie könnten Wärme und Strom für 200 Einfamilienhäuser liefern. Wie sähe die Energiebilanz für Jüchen aus? Ein Vergleich ist schwer, da die Gemeinde nur die Gesamtmenge von Strauch-, Gras- und Laubabfällen nennen kann.

Und Jens Spanjer? Vielleicht betrachtet er demnächst die Blätter von Korea-Pappel oder Tulpenbaum aus einer ganz anderen Perspektive.

(NGZ)
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