HTC musste Ausgleichstreffer hinnehmen Wer seine Chancen nicht nutzt wird bestraft

Von Volker Koch

Von Volker Koch

Freude kam auf keiner Seite auf nach dem 1:1-Unentschieden, mit dem der HTC Schwarz-Weiß Neuss in die Rückrunde der Feldhockey-Bundesliga startete: Denn weder den Hausherren, noch weniger aber den Gästen von Rot-Weiß München hilft der eine Punkt entscheidend weiter im Kampf um den Klassenerhalt. Hätte den HTC Schwarz-Weiß Neuss alleine zum Sieg schießen können: Doch Patric Lunau-Mierke scheiterte gleich mit vier Großchancen, so dass es gegen RW München nur zu einem 1:1 reichte. NGZ-Foto: A. Woitschützke -->

Es gibt Sportweisheiten, die besitzen auch nach tausendfachem Gebrauch unumstößlichen Wahrheitsgehalt. Eine davon lautet: "Wer seine Chancen nicht nutzt, wird bestraft."

Hockey-Bundesligist HTC Schwarz-Weiß Neuss bekam zum Rückrundenauftakt die Bestätigung dafür frei Haus geliefert, denn beim 1:1-Unentschieden gegen den HC Rot-Weiß München war der Drittletzte dem Vorletzten zwar spielerisch eindeutig überlegen, überbot sich aber im Auslassen von Tormöglichkeiten und wurde dafür auf recht grausame Art und Weise bestraft: Denn der Ausgleichstreffer, den Victor Graumann im Anschluss an eine lange Ecke erzielte, riss die Neusser erst drei Minuten vor dem Schlusspfiff aus allen Träumen von einer Vorentscheidung in Sachen Abstiegskampf.

So unglücklich das Ende aus Sicht der Hausherren war, ganz unverdient war der Punktgewinn nicht für die Münchner. Sie machten zwar nicht das Spiel, dafür aber ausgesprochen effektiv die Räume dicht; durch die von Welt- und Europameister Philipp Crone organisierte und dirigierte Abwehr war zeitweise kaum ein Durchkommen.

Und sie gingen mit ihren Tormöglichkeiten nicht ganz so lässlich um wie die Neusser: Eigentlich hatten sie nur drei, und daraus machten sie besagtes Ausgleichstor, einen Latten- und einen Pfostentreffer: Joost Böhmert hämmert nach einer Viertelstunde die erste Strafecke der Gäste unter die Querlatte des Neusser Gehäuses.

Und Junioren-Vize-Europameister Rainer Kraile zirkelt nach 45 Minuten einen der seltenen rot-weißen Konter an den linken Torpfosten. Dem standen Neusser Einschussmöglichkeiten gleich im vollen Dutzend gegenüber, ein halbes davon waren Strafecken: "Dass wir aus sechs kurzen Ecken nicht ein Tor gemacht haben, ist uns noch nie passiert seit ich hier Trainer bin", kritisierte Carsten Fischbach, in der zweiten Feldsaison auf der Neusser Bank, die Treffsicherheit seiner Schützlinge.

Schon nach fünf Minuten gab es die ersten beiden Versuche, da saß der schwarz-weiße Standardeckenschütze Patric Lunau-Mierke noch auf der Bank. Tobias Kardorf scheitert mit dem zweiten Versuch an RW-Keeper Nils Kowalczek. Der klärt beim dritten gegen Lunau, den Abpraller setzt Patrick Joseph nur knapp am Tor vorbei (31.). Und die sechste Ecke (57.) zirkelt Lunau Zentimeter neben den Pfosten - die anderen Ecken blieben gleich in der Münchner Abwehr hängen.

Aber es waren nicht nur die Standardsituationen, in denen die Neusser mehr oder weniger kläglich scheiterten, auch aus dem Spiel heraus brachten sie die Plastikkugel nicht über die Linie. Mit zwei Ausnahmen: Einen Freischlag von Marc Brüse von der rechten Seite verlängert Christoph Garbotz, der zuvor unbemerkt die gesamte Münchner Deckung auf der anderen Seite hinterlaufen hatte, ins Tor (55.).

Zwei Minuten später ist der Ball erneut hinter der Linie, nachdem sich Thomas Draguhn durchgetankt hat, doch die Schiedsrichter versagen dem Treffer die Anerkennung: "Warum, konnten sie mir hinterher auch nicht richtig erklären", schimpfte der Neusser Mannschaftskapitän nicht nur über diese Entscheidung der Unparteiischen, von denen einer erst zehn Minuten vor dem Anpfiff an der Jahnstraße eintraf.

Sechzig Sekunden später dann die nächste Großchance: Patric Lunau-Mierke versucht, aus spitzem Winkel den Ball über Torhüter Nils Kowalczek zu heben, setzt ihn aber aufs Tornetz. Schwarz-Weiß profitierte in dieser Phase von seiner zahlenmäßigen Überlegenheit, denn Christian Rabe saß seit der 53. Minute auf der Strafbank.

Kaum waren die Münchner wieder komplett, begann das Zittern um die knappe Führung: Während die Gäste ihre zweite Strafecke nach genau einer Stunde noch vergaben, war Victor Graumann sieben Minuten später zur Stelle, um eine lange Ecke zu verwandeln. "Da haben wir nicht richtig aufgepasst", bemängelte Fischbach und ärgerte sich: "Das ist jetzt das vierte oder fünfte Mal in dieser Saison, dass wir in den letzten Minuten den entscheidenden Gegentreffer kassieren."

Allzu tragisch nahm er das Unentschieden jedoch nicht: "Der eine Punkt hilft uns mehr als den Münchnern." Wohl wahr, denn ihr Rückstand beträgt weiterhin fünf Punkte. Und allzu viele Spiele dürften sie mit ihrer Defensivtaktik kaum gewinnen...

(NGZ)
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