Fechten Wenn Erfolg Sorgen beschert

Der Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft durch Nicolas Limbach hat die herausragende Stellung des TSV Bayer Dormagen im Säbelfechten noch einmal unterstrichen. Doch am Höhenberg gibt es auch Probleme.

Der TSV Bayer Dormagen beherrscht die Säbelwelt. In Deutschland sowieso. Hätte es dafür noch eines Beweises bedurft, lieferte ihn das zurückliegende Wochenende. Denn während Nicolas Limbach in Paris mit der Silbermedaille sein drittes Edelmetall bei Weltmeisterschaften in Folge holte, erkämpfte sich Frederik Koch in Bergheim-Kenten den Sieg beim nationalen Ranglistenturnier ffür A-Jugendliche.

Der 16-Jährige, der im Finale den Belgier Jules-Emile des Visscher mit 15:13 bezwang, darf sich nun berechtigte Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Jugend-Europameisterschaften machen. Koch ist einer von 49 Kaderathleten, die beim TSV auf die Planche steigen, das wird in Deutschland quer durch alle Waffengattungen nur von der Fechterhochburg Tauberbischofsheim übertroffen.

Betreut werden sie am Höhenberg von nur vier Trainern. Das lässt den Erfolg immer mehr zum Problem werden: "Die Top-Athleten nehmen sehr viel vom Zeitbudget eines Trainers in Anspruch, so dass für die Förderung neuer Talente immer weniger Zeit übrig bleibt", weiß Dormagens Cheftrainer Olaf Kawald, der zugleich Nachwuchs-Bundestrainer des Deutschen Fechterbundes ist. Hinzu kommt die (zu) geringe Hallenkapazität: "Mit unseren 18 Fechtern aus dem A/B- und D/C-Kader ist die Halle in der Haupttrainingszeit ausgebucht", sagt Kawald.

Die Folge: Nachwuchsfechter, selbst solche, die sich auf internationale Einsätze vorbereiten, müssen auf andere Zeiten ausweichen – eine Problematik, die durch die Einführung des Ganztagsbetrieb in den Schulen und die fortschreitende Verschulung des Hochschulstudiums noch verschärft wird. "Unsere Sportart ist davon besonders betroffen, denn die meisten Fechter nehmen nach dem Abitur ein Studium auf", weiß der Nachwuchs-Bundestrainer.

Nicht zuletzt bescheren größere Erfolge auch höhere Kosten. Längst nicht alle Reisespesen werden vom Deutschen Fechterbund übernommen, doch "der Wettkampfkalender wird immer internationaler", sagt Kawald, "ohne Förderung durch die Stiftung Sport oder die Deutsche Sporthilfe ginge bei uns gar nichts mehr."

Trotzdem wird den Athleten natürlich nicht verboten, erfolgreich zu sein. So würde sich Kawald über eine Medaille im heutigen Teamwettbewerb der WM, bei dem in Nicolas Limbach, Benedikt Beisheim und Max Hartung gleich drei Dormagener an den Start gehen, riesig freuen: "Je besser die Mannschaft abschneidet, desto größer sind die Qualifikationschancen für die Olympischen Spiele in London." Und Olympia, das ist nicht nur im Fechten so, lässt die Fördergelder sprudeln.

(NGZ)
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