Voltigieren Janika Derks setzt große Nixhof-Tradition fort
Neuss · Nach der Pflicht nur Siebte, startete Janika Derks bei den Weltreiterspielen in Tryon/USA regelrecht durch. Nach der finalen Kür fehlten der Dormagenerin nur 14 Hundertstelpunkte zum Weltmeistertitel im Einzelvoltigieren. Mit Platz zwei hinter Kristina Boe (Hamburg) setzt die 28-Jährige, die zuvor schon Bronze im Pas de Deux gewann, die große Tradition des RSV Grimlinghausen fort.
Die deutschen Voltigierer sind die Besten der Welt. Nach dem Auftaktsieg im erstmals ausgetragenen Nationenpreis hagelte es bei den Weltreiterspielen in Tryon im US-Bundesstaat North Carolina weiteres Edelmetall für die Equipe von Bundestrainerin Ulla Ramge: Gold im Team, Gold und Silber bei den Damen, Silber und Bronze bei den Herren und Bronze im Pas de Deux lautete am Ende die eindrucksvolle WM-Bilanz.
Mitten drin: Janika Derks. Die 28 Jahre alte Physiotherapeutin aus Dormagen, die am Freitag zusammen mit Johannes Kay bereits Platz drei im Pas de Deux belegt hatte, krönte ihre bisherige Voltigier-Laufbahn mit der Vize-Weltmeisterschaft, ihrer ersten Medaille in einem internationalen Einzelchampionat. Am Ende fehlte ihr die Winzigkeit von 14 Hundertstelpunkten zum Titel. Den sicherte sich die Hamburgerin Kristina Boe, die im Finale auf Don de la Mar und Longenführerin Winnie Schlüter nur die viertbeste Kür turnte, mit einer Gesamtnote von 8,388 Zählern.
Janika Derks, die mit dem relativ unerfahrenen Carousso Hit und Erfolgstrainerin Jessica Lichtenberg an der Longe an den Start ging, steigerte sich im Laufe der vier Wettkampftage von Wettbewerb zu Wettbewerb. In der Pflicht, sonst ihre große Stärke, reichte es nur zu Rang sieben, mit der fünftbesten Kür schob sie sich auf Platz sechs im Gesamtklassement. Im Technikprogramm ließ sie die gesamte Konkurrenz hinter sich, verpasste aber durch einen Patzer bei der Landung eine noch bessere Note als die 8,077 Punkte. Und in der finalen Kür zum Thema „La terre vue du ciel“ bedeuteten 8,810 Punkte Platz zwei hinter Sarah Kay (Münster), die mit 8,880 Zählern die Tageshöchstnote erhielt. Die ältere Schwester von Johannes Kay kletterte damit noch auf Platz vier – nur der Österreicherin Lisa Wild (3. mit 8,363) gelang es, sich zwischen das deutsche Trio zu schieben.
Für Ulla Ramge ein „Tag wie ein Traum. Das Ausmaß des Erfolges wurde uns heute quasi scheibchenweise bewusst, es kam alles Schlag auf Schlag,“ meinte die Bundestrainerin, „das war eine so tolle und überragende Leistung von allen.“ Und das bei den nur alle vier Jahre ausgetragenen Weltreiterspielen: „Das ist der hochkarätigste Wettkampf, den unser Sport zu bieten hat,“ sagte Weltmeisterin Kristina Boe, „es ist der größte und bedeutsamste Titel, den wir erreichen können, dafür geben wir alles.“
Auch wenn es ihr erstes Edelmetall im Einzel war, kennt Janika Derks dieses Gefühl bereits. Denn mit der Gruppe des RSV Grimlinghausen wurde sie zwei Mal Weltmeisterin, 2006 (ebenfalls bei Weltreiterspielen) in Aachen und acht Jahre später in Caen. Hinzu kommt die Silbermedaille, die sie vor zwei Jahren in Le Mans bei ihrem Debüt im Pas de Deux zusammen mit Johannes Kay gewann.
Die 28-Jährige setzt damit eine große Tradition des Nixhofs fort, die 1996 mit der Bronzemedaille von Janine Oswald (heute Hartenstein) bei der WM im ungarischen Kaposvar begann. Unerreicht (und wahrscheinlich auch unerreichbar) die drei Weltmeistertiel, die Nadia Zülow (heute Ehning) zwischen 1998 und 2002 gewann. Und 2010 belegten Antje Hill und Simone Wiegele (heute Lang-Wiegele) die Plätze zwei und drei. Alle waren zuvor schon in der Gruppe Weltmeister geworden – wie Janika Derks und Johannes Kay auch.