Lokalsport Weltcupsieg trotz Uni-Stress

Maschinenbaustudium und Sportkarriere unter einen Hut zu bringen ist nicht so einfach für Benedikt Beisheim. Trotzdem gelang dem 22 Jahre alten Dormagener mit dem Sieg beim Weltcup-Turnier um den Coupe Akropolis in Athen sein bislang größter Erfolg als Säbelfechter.

 Bringt Gardemaß von 192 Zentimetern auf die Planche: Benedikt Beisheim.

Bringt Gardemaß von 192 Zentimetern auf die Planche: Benedikt Beisheim.

Foto: NGZ

Dormagen Maschinenbau statt Medizin —Benedikt Beisheim ist froh, dass er sich bei der Wahl seines Studienfachs für die erste Variante entschieden hat. "Würde ich Medizin studieren, hätte ich längst das Studium oder das Fechten aufgeben müssen", sagt der 22-Jährige, der am Sonntag mit seinem Sieg beim Weltcupturnier in Athen für die erste große Schlagzeile der noch jungen Fechtsaison sorgte. Seinem Ziel, einem Platz unter den besten 16 der Weltrangliste, ist der Säbelspezialist des TSV Bayer Dormagen damit einen erheblichen Schritt näher gekommen.

Ein Ziel, das für einen Säbelfechter mit handfesten Vorteilen verbunden ist: Wer so weit vorne steht in der Weltrangliste, dem bleiben bei Weltmeisterschaften die kräfte- und nervenzehrenden Vorrunden erspart, denn der ist direkt für das Hauptfeld qualifiziert. Und die Weltmeisterschaften, die vom 4. bis 13. November in Paris ausgetragen werden, stehen auf Beisheims Prioritätenliste ganz oben. "Das ist für mich das wichtigste Turnier in diesem Jahr", sagt der Dormagener. Wichtiger als die Europameisterschaft, und das, obwohl die kontinentalen Titelkämpfe (16. bis 22. Juli in Leipzig) im eigenen Lande ausgetragen werden. "Klar ist das 'was besonderes, aber die WM hat nun mal einen höheren Stellenwert", sagt Beisheim.

Um bis dahin unter den besten 16 der Welt zu stehen, muss Beisheim weiter fleißig Punkte sammeln. Die nächsten schon am Samstag und Sonntag beim Gerevich-Kovacs-Karpati in Budapest. Weil das Turnier in der ungarischen Hauptstadt als Grand Prix ausgeschrieben ist, zählen die dort erkämpften Punkte doppelt. Druck verspürt Benedikt Beisheim trotzdem keinen, auch nicht, weil er heute als erster Weltcupsieger dieser Saison in Budapest anreist: "Ich gehen genauso in das Turnier wie in die anderen auch."

Zwar stuft er seinen Sieg von Athen auch selbst als "etwas überraschend" ein. Doch der 22-Jährige rückt gleichzeitig die Relationen zurecht: "So ganz neu war das für mich ja nicht, ich habe ja auch schon bei anderen Weltcups im Finale gestanden. Nur fürs Treppchen hat es bisher nie gereicht." Beste Platzierung war bislang Rang sieben vor einem Jahr in Moskau, in Athen hatte er 2008 den achten Platz belegt. Dass er dort am Sonntag den wegen einer Fußverletzung pausierenden Weltmeister Nicolas Limbach auf dem Siegerpodest ablöste, hat ihn nicht weiter berührt: "Während des Turniers hat das für mich keine Rolle gespielt." Freilich, ein bisschen stolz ist er schon darauf, dass "in den letzten fünf Jahren vier Mal ein Dormagener das Turnier gewonnen hat."

Und auch, dass "wir bewiesen haben, dass nach dem Nico auch noch andere kommen." Damit das in seinem Fall so bleibt, trainiert er acht Mal pro Woche bis zu drei Stunden. Da bleibt nicht viel Zeit für das, was Sportpolitiker und -funktionäre die "duale Karriere" nennen. "Sport und Studium unter einen Hut zu bringen ist schon sehr schwierig", sagt Beisheim. Das war auch ein Grund, warum es nach dem Junioren-Weltmeistertitel 2007 ein wenig stiller wurde um den Dormagener.

Jetzt scheint er den richtigen Dreh gefunden zu haben, auch wenn er zugibt, dass für andere Dinge des Lebens kaum Zeit bleibt: "Das Studium ist mein Hobby." Wobei es sich im Nachhinein als Glücksfall erwies, dass er sich an der RWTH in Aachen für Maschinenbau eingeschrieben hat: "Wir sind tausend Studenten, da funktioniert keine Anwesenheitskontrolle." Den Deutschen Fechterbund wird's freuen.

(RP)
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