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Dormagener in Budapest Weltcup-Comeback für die Säbelfechter

Dormagen · Ziemlich genau ein Jahr ist es jetzt her, dass in Luxemburg der bislang letzte Weltcup im Säbelfechten über die Bühne ging. Ab Donnerstag wird trotz Corona in Budapest ein Neustart gewagt. Mit dabei ist auch eine große Abordnung aus dem Bundesleistungsstützpunkt in Dormagen. Die Topathleten wollen sich mit Blick auf Olympia Wettkampfpraxis holen.

 Auch Max Hartung freut sich auf den Weltcup in Budapest. Der Säbelfechter vom TSV Bayer Dormagen reist als Zweiter der Weltrangliste an.

Auch Max Hartung freut sich auf den Weltcup in Budapest. Der Säbelfechter vom TSV Bayer Dormagen reist als Zweiter der Weltrangliste an.

Foto: Augusto Bizzi

Wie es sich anfühlt, bei einem Weltcup anzutreten, daran dürften sich viele Säbelfechter kaum noch erinnern. Denn das bislang letzte internationale Turnier dieser Güteklasse liegt ziemlich genau zwölf Monate zurück. Seitdem hatte die Corona-Pandemie auch diese Sportart fest im Griff. Dass sich die Topfechter des TSV Bayer Dormagen dennoch sehr gut an den Weltcup im März 2020 in Luxemburg erinnern, liegt an einer ganz besonderen Gedächtnisstütze. Max Hartung, Matyas Szabo und Richard Hübers, ergänzt durch den Werbacher Björn Hübner-Fehrer, erlebten damals besonders emotionale Momente, weil sie mit dem dritten Platz in der Mannschaftswertung den Olympiastartplatz für Deutschland sicherten und damit auch ihre individuellen Startchancen in Tokio deutlich erhöhten.

Tokio ist auch der Grund, wieso die Säbelfechter aus dem Bundesleistungsstützpunkt am Höhenberg das durchaus vorhandene Risiko eingehen, sich trotz der anhaltenden Corona-Pandemie auf den Weg zum Weltcup-Neustart in die ungarische Hauptstadt Budapest zu machen. Das Turnier der Männer beginnt am Donnerstag, das der Frauen am Freitag. „Es geht einfach nicht ohne, weil wir ohnehin schon hinterherhängen. Andere Nationen haben schon internationale Lehrgänge gemacht, auf die wir bewusst verzichtet haben“, erklärt Olaf Kawald in seiner Funktion als Leiter des Bundesleistungsstützpunktes. Im Vorfeld hatte es durchaus auch Überlegungen der Olympiakandidaten gegeben, auf den Trip nach Budapest zu verzichten, weil eine Corona-Infektion das Aus aller Tokio-Träume bedeuten könnte.

„Es war ein Abwägen von Risiken. Letztlich hat es jeder Sportler individuell für sich entschieden“, sagt Olaf Kawald. Am Ende war es vielleicht auch eine Art Gruppenzwang, denn auch bei den anderen Nationen ist keine Zurückhaltung zu spüren. Alles, was Rang und Namen hat, ist für Budapest gemeldet. Das Feld bei den Männern umfasst 200, das bei den Frauen 160 Aktive und liegt damit auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeiten. „Andere Nationen gehen mit dem Thema Corona anders um, nehmen es nicht so ernst. Bei der französischen und italienischen Mannschaft gab es zum Beispiel schon einige Corona-Fälle“, weiß Olaf Kawald zu berichten.

Er und sein Team am Bundesleistungsstützpunkt haben dagegen alles Erdenkliche getan, um die Athleten so gut es nur irgend geht, vor einer Ansteckung zu schützen. So wurden alle Aktiven am Montag einem PCR-Test unterzogen. Und erst als der negativ ausgefallen war, machten sich die Männer am Dienstag und die Frauen am Mittwoch mit mehreren Mietautos auf die rund 15-stündige Fahrt in die ungarische Hauptstadt. Dort angekommen, steht dann direkt wieder der nächste PCR-Test auf dem Programm, der nur die Eintrittskarte ins Teamhotel ist, wenn er unbedenklich ausfällt. Ab dann sollen sich die Athleten in der einer Blase befinden, die nur aus Hotel und Wettkampfhalle besteht. Für den Notfall hat der Dormagener Tross auch noch ausreichend Lebensmittel mitgenommen, um sich im Zweifel in der Isolation des Einzelzimmers selbst versorgen zu können.

„Ich denke, wir haben alles getan. Die Gefahren lauern woanders“, glaubt Olaf Kawald, etwa bei Begegnungen mit Einheimischen, die als Bahnhelfer im Einsatz sind. Aber auch Treffen mit Sportlern aus anderen Nationen sind nicht ohne Risiko. „Wenn man Menschen begegnet, die man schon viele Jahre kennt, wollen die einen oft herzlich begrüßen und kommen einem sehr nahe. Da weiß man nicht, was einen erwartet“, erklärt Kawald.

Das gilt aus sportlicher Sicht nicht uneingeschränkt, denn auch wenn wegen der Pandemie niemand so recht weiß, wo die anderen stehen, so sind die Weltranglistenpositionen immer noch ein gutes Indiz für die Qualität der Gegner. So gehören der Südkoreaner Sanguk Oh als Nummer eins des Rankings und der Dormagener Max Hartung als Zweitplatzierter sicher zu den Sieganwärtern, aber auch der Ungar Aron Szilagyi will als zweimaliger Olympiasieger sein Heimspiel sicher nutzen, um einen wichtigen Schritt in Richtung Tokio zu machen.

Für den Dormagener Benedikt Wagner ist das Turnier noch mal etwas ganz Besonderes, denn für ihn ist es nach seiner schweren Verletzung beim Weltcup in Luxemburg die Rückkehr auf die internationale Bühne. Wie für seine Vereinskameraden Max Hartung, Matyas Szabo und Richard Hübers fällt aber der ganz große Druck weg, weil Deutschland als Team das Olympia-Ticket ja schon in der Tasche hat. Das ist bei den Frauen und damit auch für die Dormagenerin Anna Limbach nicht der Fall. Doch eine Qualifikation ist für sie in Budapest ohnehin nicht möglich, dafür ist ihre Weltranglistenposition nicht gut genug. Sie muss alles auf einen Sieg bei der Kontinentalausscheidung Ende April setzen.

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