Jüchen Weiter Bangen um "Polo"

Jüchen · Der Motorradzulieferer hat am 6. Dezember vorläufig Insolvenz beantragt. Zurzeit werden Gespräche mit Investoren geführt, bisher ohne Ergebnis. Ohne Geldgeber müsste am 1. Februar das Insolvenzverfahren beginnen.

 Trotz Investoren-Interesse bleibt die Zukunft des Motorradzulieferers "Polo" ungewiss. Im Februar müsste das Insolvenzverfahren eröffnet werden.

Trotz Investoren-Interesse bleibt die Zukunft des Motorradzulieferers "Polo" ungewiss. Im Februar müsste das Insolvenzverfahren eröffnet werden.

Foto: Berns

Sie haben Geld auf ihren Konten — das ist die gute Nachricht für die rund 800 Mitarbeiter, davon 233 in Jüchen, von "Polo". Es ist vorerst auch die einzige: Denn die Zukunft des Motorzubehör-Anbieters, dessen Geschäftsführer Klaus Esser am 6. Dezember einen vorläufigen Insolvenzantrag stellen musste, bleibt ungewiss.

Wie aus Kreisen der Firma bekannt wurde, laufen zurzeit Gespräche mit strategischen und Finanz-Investoren. Findet sich kein Geldgeber, müsste am 1. Februar das Insolvenzverfahren eröffnet werden.

Hinter der Zukunft von "Polo" steht ein großes Fragezeichen. Noch immer prüft ein Expertenteam um den Insolvenzverwalter, den Rechtsanwalt Horst Piepenburg. die Perspektive des Motorradzulieferers.

Dabei wird etwa jede einzelne Filiale auf ihre Wirtschaftlichkeit untersucht; auch die Aufgabe von Standorten wird durchgerechnet. Geprüft wird auch, ob und wie viele Arbeitsplätze gestrichen werden müssten. Ergebnisse, so ein Insider, gebe es noch nicht.

Zurzeit bemühe man sich, heißt es aus Kreisen des Unternehmens, den Geschäftsbetrieb in allen 95 Filialen bundesweit aufrechtzuerhalten. Dies sei schwierig, denn noch fehlten die Zusagen aller Lieferanten, "Polo" auch weiterhin mit Material zu versorgen.

Die bisher fehlenden Gehälter für November und Dezember hätten inzwischen an die "Polo"-Angestellten überwiesen werden können. Doch nur noch bis Ende diesen Monats können die Löhne aus dem Insolvenzgeld gezahlt werden.

Warum das 2009 von Düsseldorf nach Jüchen umgesiedelte Unternehmen — wie Mitkonkurrent Hein Gericke bereits 2003 — in Zahlungsschwierigkeiten geriet, darüber spekuliert der "Wirtschaftsspiegel": "In der Tat stehen bezüglich des Insolvenz-Kandidaten eine Menge Fragen an den Alleingeschäftsführer und Mitgesellschafter Klaus Esser im Raum.

Wenngleich die Ergebniszahlen für das Geschäftsjahr 2010 noch zurückgehalten werden, sollen sich die Gesamterlöse im üblichen Rahmen auf rund 109 Millionen Euro erhöht haben. Das substanzielle Gerüst blieb jedoch labil und erwies sich bei härterer Prüfung als nicht tragfähig. In der zuletzt herausgegebenen Bilanz 2009 werden die ausgewiesenen Kapitalpositionen mit knapp 16 Millionen Euro angeführt, eindeutig zu wenig für den enormen Mittelbedarf des expansionsorientierten Unternehmens."

Bereits damals seien laut "Wirtschaftsspiegel" von Gesellschafterseite 18 Millionen Euro in die Firma gesteckt worden; die Gesamtschulden betrugen 42 Millionen Euro, davon lediglich zehn Prozent Bankkredite.

(NGZ)
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