Lokalsport Warmer Geldregen ergießt sich über deutschen Galopprennsport

Neuss · "Und wenn man glaubt, es geht nichts mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her." So ähnlich ist es dem deutschen Galopprennsport noch vor Weihnachten ergangen, als selbst für Insider überraschend ein 34-Millionen-Euro Geldsegen aus Schweden verkündet wurde. An etlichen Schaltstellen der Verteilung sitzt Verbands-Chefmanager Jan Antony Vogel als Geschäftsführer von zwei Gesellschaften des extrem verschachtelten und schwer durchschaubaren Gebildes. Der Neusser Rennvereins-Präsident wird allerdings keine Entscheidung im Alleingang treffen können, ihn umgibt zahlenmäßig eine Fußballmannschaft von Ratgebern und natürlich Interessierten für ihre Interessen.

 Überlegener Neusser Sieg am letzten Renntag des Jahres: Porcupine Creek aus dem Stall von Marion Weber mit Andreas Helfenbein.

Überlegener Neusser Sieg am letzten Renntag des Jahres: Porcupine Creek aus dem Stall von Marion Weber mit Andreas Helfenbein.

Foto: K. J. Tuchel

Wenn Vogel auf der Mitgliederversammlung des Neusser Reiter-und Rennvereins am 19. Dezember von Zuschüssen des Dachverbandes für die Sandbahn und die Flutlichtanlage am Hessentor sprach, spielte sicher im Hintergrund auch dieses Geld eine Rolle. Von den langwierigen und intensiven Verhandlungen mit den Schweden war nichts an die Öffentlichkeit gedrungen: RaceBets als Internet-Portal des Dachverbandes wurde für zunächst sichere 34 Millionen Euro (mehr ist sogar möglich) an das an der Stockholmer Börse notierte Unternehmen Betsson AB verkauft.

Vor sechs Jahren hatte der Galopper-Dachverband in Köln 39,52 Prozent von RaceBets für rund drei Millionen Euro erworben und kassiert damit jetzt von dem Transfererlös rund 13,5 Millionen Euro. Der größere Rest von über 20 Millionen fließt an den Unternehmensgründer Sebastian Weiss aus Krefeld und seine Partner Patrick Byrne und den aus einer Münsteraner Sportverlags-Familie stammenden Moritz Honig. Mehrheitseigner Weiss ist einer der Gesellschafter bei der Baden Racing Gesellschaft, den Betreibern der Rennen in Iffezheim. Honig war schon mit 14 Jahren als Unternehmer tätig und gestaltete die Internet-Seite von RaceBets. Der Sitz von RaceBets befindet sich im Steuerparadies Malta. Vogel: "Wir werden Ende Januar 2017 über die Verwendung für den Rennsport entscheiden." Von den 13,5 Mio Euro gibt es zudem Ansprüche vieler Kleinanleger, großer Gestüte und namhafter Besserverdiener der Szene.

Die Beteiligung des Dachverbandes am Unternehmen RaceBets war von vielen Experten stark kritisiert worden. Sie sollten sich irren, auch wenn den Minderheits-Gewinnern schnell mitgeteilt wurde, vor 2018 sei nicht mit einer Auszahlung zu rechnen. Ohne eine schlüssige Begründung.

(kgö)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort