Lokalsport Wandschneider warnt vor Euphorie

Die Hochstimmung nach dem unerwarteten Sieg in Balingen ist zwar noch nicht verflogen bei Handball-Bundesligist TSV Dormagen, dennoch warnt Trainer Kai Wandschneider mit Blick auf die morgige Partie gegen TV Großwallstadt vor zu hohen Erwartungen: "Es geht gegen ein Spitzenteam".

 Schwerstarbeit: Vitali Feshchanka, Florian Wisotzki und Sebastian Linder (v.l.) gegen den Großwallstädter Stefan Kneer. Im letzten Heimspiel gegen den TVG ging das fürchterlich in die Hose — morgen soll's besser werden.

Schwerstarbeit: Vitali Feshchanka, Florian Wisotzki und Sebastian Linder (v.l.) gegen den Großwallstädter Stefan Kneer. Im letzten Heimspiel gegen den TVG ging das fürchterlich in die Hose — morgen soll's besser werden.

Foto: H. Jazyk

Mit einem darf der TSV Dormagen nicht mehr rechnen in den verbleibenden zwölf Saisonspielen der Handball-Bundesliga: Dass ihn einer der kommenden Gegner unterschätzt. Schließlich haben die Dormagener vier ihrer letzten sieben Meisterschaftsspiele gewonnen. Dass diese Serie am Freitag ab 19.45 Uhr fortgesetzt wird, steht nicht unbedingt zu erwarten. Denn mit dem TV Großwallstadt stellt sich dann "eine Spitzenmannschaft" in der heimischen HRC-Arena vor, wie Trainer Kai Wandschneider ungeachtet des Tabellenstandes sagt.

Denn der sechsmalige Deutsche Meister (zuletzt 1990) ist zwar "nur" Tabellenachter. Doch bei zwei Punkten Rückstand auf die Rhein-Neckar Löwen (5. mit 29:15) schnuppert der TV Großwallstadt erstmals seit Jahren wieder am Einzug ins internationale Geschäft. Wandschneider findet das gut: "Für mich ist Großwallstadt so etwas wie ein Vorbild. Die haben mit ihrem Nachwuchs-Leistungszentrum ein tolles Konzept."

Und sie setzen dabei im Gegensatz zu den Top-Klubs in erster Linie auf deutsche Spieler: In Stefan Kneer, Oliver Köhrmann, Steffen Weinhold (alle Rückraum), Jens Tiedtke (Kreis), Michael Spatz (Rechtsaußen), Gregor Schmeißer und Andreas Kunz (Linksaußen) besitzt die erste Sechs auf dem Feld ausschließlich deutsche Pässe. Nur das "Backup" ist international: am Kreis der Schwede Joakim Larsson und der isländische Abwehrspezialist Sverre A. Jakobsson, mit 46 Strafminuten auf Platz drei der "Sünderliste" hinter Oliver Roggisch (56) und Patrick Fölser (46) - zum Vergleich: Dormagens "bösester Bube" Maciej Dmytruszynski hat es bislang auf 36 Strafminuten gebracht. Im Tor vertrauen die Großwallstädter allerdings auf einen international Erfahrenen — der Schwede Mattias Andersson ist einer der Besten seiner Zunft.

Der 31-Jährige ist einer der Gründe, warum Wandschneider vor übertriebenen Erwartungen warnt. Der zweite heißt Michael Biegler und sitzt seit 1. Januar auf der Bank des TVG. Der 48-Jährige, von 1990 bis '94 als Co-Trainer in Dormagen tätig, kam vom SC Magdeburg nach Großwallstadt, wo er eigentlich erst in der nächsten Spielzeit tätig werden sollte. Seither "spielen die noch disziplinierter, warten geduldig auf den Abschluss", sagt sein Dormagener Kollege. Skepsisgrund Nummer drei ist die kompakte 6:0-Abwehr der Mainfranken: "Gegen solche Formationen tun wir uns naturgemäß schwerer als gegen eine offensive Deckungsvariante, wie sie Balingen gespielt hat." Doch "Bange machen gilt nicht", findet Wandschneider: "Wir haben ja schon im Hinspiel gut mitgehalten."

Das verlor der TSV nur 26:28 und bot dabei im fünften Anlauf die erste spielerisch zufriedenstellende Leistung der Saison. "Das war unser erster Schritt zur Wende" erinnert sich der Trainer. Der hofft, dass morgen nicht die gegenteilige Entwicklung einsetzt: "Die Jungs strotzen nach dem Sieg in Balingen vor Selbstvertrauen. Aber das ändert nichts: Großwallstadt ist Favorit."

(NGZ)
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