Eine Ruhmeswand für die Ewigkeit Neusser Sport hat seine „Wall of Fame“
Neuss · Toptrainer Friedhelm Funkel sowie Olympia-Held und RTL-Dschungel-Star Thomas Rupprath zieren die vom Stadtsportverband Neuss in einem Festakt im Romaneum präsentierte „Wall of Fame“.
Birgit Blasberg (geb. Hagen) hat in ihrer überaus erfolgreichen Karriere mit der Deutschen Hockey-Nationalmannschaft an vier Weltmeisterschaften teilgenommen, holte 1976 und 1981 den Titel, wurde 1978 Zweite und 1983 Vierte. Sie war 1975, 1977 sowie 1981 Hallen-Europameisterin und 1984 noch mal Dritte. Und 1984 führte sie die deutschen Damen, die sich mittlerweile „Danas“ nennen, als Kapitänin zur Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Los Angeles. Als Fußballer spielte sie damit vom Promi-Faktor her in einer Liga mit Franz Beckenbauer, Rudi Völler oder Manuel Neuer. Öffentlicher Ruhm hat die inzwischen 65-Jährige freilich noch nie interessiert. „Mir war nie wichtig, ob Hockey eine Sportart ist, die gesehen wird“, sagt die ehemalige Rekordnationalspielerin (145 Länderspiele), deren Söhne Tim, Philip und Lukas ebenfalls äußerst gewinnbringend mit dem Hockey-Schläger umzugehen wussten.
Und genau da setzt der Stadtsportverband an, der, erklärt Vorsitzender Meinolf Sprink, mit seiner „Wall of Fame (Ruhmeswand) „das Ziel hat, nachhaltig auf die Bedeutung des Neusser Sports als größte städtische Bewegung aufmerksam zu machen und dabei die bedeutendsten Protagonisten bei Sportlern, Trainern und Funktionären in den Mittelpunkt zu rücken.“ Zwar stelle sich der geplante Standort in der Neusser Innenstadt derzeit noch als Herausforderung dar, fügt er an, doch hoffe er, „dass wir auf einem guten Weg sind, die Stelen im Bereich des Hamtorplatzes – und damit allzeit zugänglich – aufstellen zu können.“
Der Anfang ist jedenfalls gemacht, die ersten 16 Namen schmücken die „Wall of Fame“, die fortan in jedem Jahr drei bis fünf Zugänge bekommen soll. Eine durchaus emotionale Geschichte. Heiner Franssen, der bei dem von Marc Pesch im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Stadtsportverbandes Neuss im Romaneum moderierten Festakt seinen untrennbar mit dem Neusser Radfahrerverein von 1888/09 verbundenen Vater Willy Franssen († 1990) vertrat, bekannte: „Das macht mich sehr stolz.“ Auch Elmar Frings (Moderner Fünfkampf), nach dem die 2011 errichtete Dreifachturnhalle im Schulzentrum an der Weberstraße benannt ist, verstarb bereits 2002 im Alter von gerade mal 63 Jahren. Siggi Willecke, Vorsitzender des Neusser SV, erinnert daran, „was für ein grandioser Mensch er gewesen ist – und das in jeder Beziehung.“ Ebenfalls nicht mehr für sich selber sprechen können die Ruderer Victor Hendrix († 2020) und Manfred Kluth († 2010), 1960 die ersten Neusser bei Olympischen Sommerspielen, sowie Hubert Schäfer, Vorsitzender des Stadtsportverbandes von 1952 bis 1975, der in unterschiedlichen Funktionen dafür gesorgt hat, dass die Quirinusstadt reich mit Bezirkssportanlagen gesegnet ist (die in Weißenberg trägt seinen Namen).
Die „Wall of Fame“ ruht zudem auf Sportgrößen wie Angela Krings (TG Neuss/Basketball), Hermann-Josef Kahlenberg (KSK Konkordia Neuss/Ringen), Olympiasiegerinnen Annemarie Zimmermann und Roswitha Esser (Holzheimer SG/Kanusport), Nadia Ehning (RSV Neuss-Grimlinghausen/Voltigieren), Lutz Steinhöfel (TC BW Neuss/Tennis), Helmut de Raaf (Neusser Schlittschuh-Club/Eishockey) und Udo Wolf, Goldmedaillengewinner im Bogenschießen bei den Paralympics 1992 in Barcelona. Unbestritten ihr prominentester Name ist neben Thomas Rupprath, bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen zusammen mit Steffen Driesen, Jens Kruppa und Lars Conrad Silbermedaillengewinner über 4x100m-Lagen, Fußballtrainer Friedhelm Funkel. Auf seinem Weg zum Spiel der Nations League zwischen Deutschland und Italien (5:2) machte er am Mittwoch Station im Romaneum. Zwar ist der 68-Jährige der erste und bisher einzige Trainer, dem sechsmal mit einer Zweitligamannschaft der Aufstieg in die 1. Bundesliga gelang, doch die Antwort auf die Frage, warum es eine Stadt wie Neuss mit mehr als 150.000 Einwohnern nicht schaffe, wenigstens einen Verein in die Oberliga zu bekommen, blieb er schuldig. Ob und wenn ja wann er seine bislang 903 Einsätze umfassende Karriere als Trainer in der Bundesliga fortzusetzen gedenke, ließ er ebenfalls unbeantwortet, wollte aber nicht ausschließen, „dass das Spiel 904 noch kommt.“ Den Job, Hertha BSC Berlin vor dem Abstieg in Liga zwei zu bewahren, hätte er jedenfalls übernommen, verriet er. „Aber das hat ja auch Felix Magath geschafft.“