Kunstfrühlings-Preisträgerin Anneliese Sojer im Sandbauernhof VW Käfer mit eigenwilliger "Lackierung"

Kunstfrühlings-Preisträgerin Anneliese Sojer im Sandbauernhof · Es waren sehr markante Exponate, die die Österreicherin Anneliese Sojer vor einem Jahr im Rahmen des zweiten Korschenbroicher Kunstfrühlings präsentiert und mit denen sie die Jury überzeugt hatte: Die 38-Jährige, die unter anderem mit einem Tisch aus Löffeln und einem 12,50 Meter langen roten Teppich, bestehend aus den unterschiedlichsten, aber stets roten abgetragenen Schuhen, begeistert hatte, war für ihre Arbeiten mit dem ersten Preis belohnt worden. Mit Hinguckern wurde Sie zur Preisträgerin des zweiten Korschenbroicher Kunstfrühlings 2002: Anneliese Sojer - hier mit Bürgermeister Heinz Josef Dick in Liedberg. Jetzt stellt die Künstlerin im Sandbauernhof aus. Im Blickpunkt steht dabei ein Käfer-Nachbau mit einer eigenwilliger "Lackierung". NGZ-Foto: L. Berns

Es waren sehr markante Exponate, die die Österreicherin Anneliese Sojer vor einem Jahr im Rahmen des zweiten Korschenbroicher Kunstfrühlings präsentiert und mit denen sie die Jury überzeugt hatte: Die 38-Jährige, die unter anderem mit einem Tisch aus Löffeln und einem 12,50 Meter langen roten Teppich, bestehend aus den unterschiedlichsten, aber stets roten abgetragenen Schuhen, begeistert hatte, war für ihre Arbeiten mit dem ersten Preis belohnt worden. Mit Hinguckern wurde Sie zur Preisträgerin des zweiten Korschenbroicher Kunstfrühlings 2002: Anneliese Sojer - hier mit Bürgermeister Heinz Josef Dick in Liedberg. Jetzt stellt die Künstlerin im Sandbauernhof aus. Im Blickpunkt steht dabei ein Käfer-Nachbau mit einer eigenwilliger "Lackierung". NGZ-Foto: L. Berns

Für die Ausstellung, die noch kommendes Wochenende im Liedberger Sandbauernhof zu sehen ist, hat sie sich wieder etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Einen VW Käfer aus Eisen, Maschendraht und Pappmaschee, "lackiert" mit 25 Kilogramm Kaffeebohnen. Scherben bringen bekanntlich Glück. Nun, es handelte sich zwar nicht um Scherben, aber ihre Tür aus Tausenden von Schlüsseln war im vergangenen Jahr beim zweiten Korschenbroicher Kunstfrühling zu Bruch gegangen. Trotzdem gelang es Anneliese Sojer, für ihre Arbeiten den ersten Preis einzuheimsen.

Ein bisschen Glück mag dazu gehört haben, andererseits versteht es die in Kufstein aufgewachsene und in Enschede lebende Künstlerin, sich von einer zahlenmäßig großen Konkurrenz abzusetzen. Etwas ganz Besonderes ist auch die aktuelle Ausstellung. Bürgermeister Heinz Josef Dick hob in seiner Begrüßungsrede hervor, dass diesmal nur ein einziges Objekt im Mittelpunkt steht. Was derzeit im Sandbauernhof zu sehen ist, ist eine Art Automobilausstellung.

Nein, unter der Kaffeebohnen-Karosserie schlummert nicht ein echter "Käfer" - Anneliese Sojer hat ihren Wagen aber in Originalgröße nachgebaut. Fotos machen deutlich, wie sie dabei vorgegangen ist. Die 38-Jährige, die zunächst Bürokauffrau gelernt hatte und dann später an der Kunstakademie Enschede ihr Bildhauerei-Diplom erwarb, begnügte sich mit wenigen Materialien: Bereits als Gerippe aus Eisen und Maschendraht hat der "Käfer" Kunstwerk-Qualität. Die runde Form hatte Anneliese Sojer bewogen, gerade dieses Auto auszuwählen.

Ihre Philosophie beschrieb die Korschenbroicher Kunsthistorikerin Dr. Angela Wilms-Adrians in ihrer Einführungsrede so: "Die Künstlerin ist fasziniert von Formen und Materialien. Sie bildet alltägliche Dinge nach, verleiht dem allzu Vertrauten eine neue Gestalt." Die Arbeiten von Anneliese Sojer spiegeln nicht die Wirklichkeit wider, sondern zeigen eine neue, ungewohnte Variante von Altbekanntem. An den Kaffeebohnen reizte die Künstlerin das dezente Spiel mit Licht und Schatten. Die Bohnen folgen dabei den jeweiligen Formen der einzelnen Karosserieteile.

25 Kilogramm, die eine Kaffeerösterei gesponsert hatte, wurden verarbeitet - ihren Geruch haben sie längst eingebüßt. Zwei Jahre lang hatte Anneliese Sojer, die nebenbei als Beschäftigungstherapeutin arbeitet, täglich eine Stunde an ihrem kugelförmigen Objekt gearbeitet. Mit den Reifen hatte sie begonnen, später stets auf Maßstäblichkeit geachtet. Ihr "Käfer" ist ebenso sorgfältig gefertigt wie die Originale, die vor rund 50 Jahren vom Fließband kullerten. Die Scheiben als Plexiglas wirken wie vereist, lassen keinen Blick ins Interieur zu, die Kaffeebohnen sind auf den ersten und auch auf den zweiten Blick kaum als solche zu erkennen - typisch Anneliese Sojer, die Alltägliches in neuem Gewand zeigt und so eine neue Ästhetik erzeugt.

So ein Modell fehlt noch in der Wolfsburger "Autostadt" - die Künstlerin hat das Werk darüber informiert, dass es das Kaffeebohnen-Modell gibt. Aber zuerst ist es noch zwei Tage lang in Liedberg zu bewundern, und zwar am Samstag und Sonntag, jeweils von 11 bis 18 Uhr. Und was führt sie als nächstes im Schilde? "Ich habe verschiedene Ideen, vielleicht mache ich mal etwas mit Zahnbürsten", so die Künstlerin gegenüber der NGZ. barni

(NGZ)
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