Mittelalterlicher Markt lockte über 5.000 Besucher Von Rittern, Gauklern und Sklaven

Mittelalterlicher Markt lockte über 5.000 Besucher · Von Ruth Wiedner

Von Ruth Wiedner

Reisen liegt nach wie vor im Trend. Doch eine Reise in die Vergangenheit scheint bei all den Freizeitangeboten etwas Besonderes zu sein. Und so machten sich dann am Wochenende auch weit über 5.000 Neugierige auf den Weg, um die Reise ins Mittelalter anzutreten und das Markttreiben mit Gauklern, Rittern, Sklavenhändlern und Puppenspielern auf Schloss Liedberg hautnah mitzuerleben. Dichtes Gedränge beim ersten Mittelalterlichen Markt auf Schloss Liedberg: Handwerker, Gaukler und Ritter gaben den Ton an - aber auch Verkäufer, die eine Auswahl an Schwerter und Degen im Sortiment vorhielten. NGZ-Fotos (2): L. Berns

"Die Premiere war ein voller Erfolg", zog Mitveranstalter Ralf Frommen eine positive Bilanz. Die Idee, mit einem mittelalterlichen Markt Schloss Liedberg in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken, wurde vor Monaten aus der Not heraus geboren. Die Turmhaube des historischen Schlosses muss dringend saniert werden. Da bekanntlich die Kassen der Kommunen leer sind und selbst Zuschüsse in Sachen Denkmalpflege nur noch schleppend fließen, suchte der Förderverein "Schloss Liedberg" nach neuen Geldquellen.

Mit Jens Räthel, ("Firlefei"), Markus Tischnek und Carsten Hermida (Pächter Schloss Hülchrath) holte sich der Förderverein "Schloss Liedberg" erfahrene Markt-Veranstalter mit ins Boot. Und was die Organisatoren-Gemeinschaft im Garten und im Innenhof des Schlosses auf die Beine gestellt hatte, konnte sich wirklich sehen lassen. Über 120 Akteure sorgten zwei Tage nicht nur für Kurzweil, sie überzeugten auch durch ihre Professionalität.

"Wir wollten den Besuchern zeigen, wie man im Mittelalter gelebt und gearbeitet hat und das möglichst authentisch", skizzierte Ralf Frommen den Anspruch der Veranstalter gegenüber der NGZ. Von dem bunten Treiben angetan waren dann auch die Besucher, die nicht nur geduldig in Dreier- und Vierer-Reihen - bis hin zur Schloss-Kapelle - auf Einlass warteten.

Erwachsene wie Kinder konnten sich nicht satt sehen und hören. Die Gaukler, allen voran "Tamino" (Jens Räthel) - verstanden es, die Besucher in ihren Bann zu ziehen. Dabei bestach nicht nur die mittelalterliche Kleidung, sondern auch die dem Thema angepasste Sprache. Wer wissen wollte, wie sich das Alltagsleben abspielte, hatte gleich vier Heerlager zur Auswahl, allesamt demonstrierten Schlaf- und Feuerstellen.

Die "Vaganten" - die sich im Mittelalter zu einer Art neuer Gesellschaftsgruppe als Alternative zu Bürger, Bauer und Bettelmann zusammengefunden hatten, stammten übrigens alle aus dem Rhein-Kreis. "Uns gibt es seit 1998", so Anja Klucke aus Neuss. "Wir sind eine lose Gruppe, alles Freunde mit dem gleichen Hobby." Das farbenfrohe Markttreiben wurde zudem durch Musiker und Handwerker angereichert.

Hier erstreckte sich die Bandbreite vom Lederschneider, dem Filzer, über den Puppenspieler bis hin zum Spielzeugmacher. Großer Aufmerksamkeit erfreute sich der Kunst- und Hammerschmied Michael Poos (33), er zeigte den neugierigen Besuchern an seiner offenen Feuerstelle, wie und welche Waffen und Nutzwerkzeuge im Mittelalter mit einfachsten Mittel kunstvoll gefertigt wurden.

Für ihn ist die Markt-Teilnahme eine Kombination aus "Spaß, Hobby und Geschäft". "Er beherrscht die vergessenen Künste perfekt", bescheinigte ihm Ejnar. Michael Rohsen, gelernter Koch, sucht seine Entspannung bei den Wikingern. "Ich bin bei jedem Markt mit großer Leidenschaft dabei", versicherte er der NGZ.

Und wie wichtig ein Kunstschmied mit großer Kreativität ist, demonstrierte er an seinen Waffen mit formschönen Griffen. Auf Ritterrüstungen aus Holz hatte sich hingegen Bernd Ulbricht spezialisiert. Er sprach mit seinem Sortiment - alles originalgetreu angefertigt - eher die Kids an.

Schilder, Schwerter, Ritterorden, aber auch Dolche, Streitäxte sowie Dukatenbeutel aus Jute und Leder komplettierten sein Angebot. - Wenn Sonntag Abend auch noch nicht feststand, wie hoch die eingespielte Summe für die Turmhauben-Sanierung war, so wusste Ralf Frommen schon: "Es wird eine Wiederholung geben."

(NGZ)
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