Jüchen Von der Barock-Ruine zum Wahrzeichen

Jüchen · Vor 35 Jahren begann die Restaurierung des Hauses Katz in Jüchen. Die NGZ ist auf Spurensuche gegangen und hatmit drei Zeitzeugen gesprochen, die sich erinnern, wie aus der heruntergekommenen Ruine ein Wahrzeichen wurde.

 Vom völlig verwahrlosten Anwesen zum schmucken Vorzeigeobjekt: vor 35 Jahren begann die Restaurierung des Hauses Katz.

Vom völlig verwahrlosten Anwesen zum schmucken Vorzeigeobjekt: vor 35 Jahren begann die Restaurierung des Hauses Katz.

Foto: L. hammer/ Gemeindearchiv

Vor 35 Jahren hätten Heide Lerche-Renn, Karlheinz Quack und Günter Zahn nicht im Traum daran gedacht, eines Tages vor einem der schönsten historischen Gebäude der Gemeinde Jüchen stehen zu können. "Das konnten wir uns zu der Zeit nicht vorstellen", erinnern sich die Zeitzeugen, die sich damals für die Erhaltung des 1706 gebauten Hauses Katz stark gemacht haben. Für die meisten kaum vorstellbar: Dem für standesamtliche Trauungen beliebten Wahrzeichen auf der Alleestraße drohte in den 1970er Jahren das Aus — heute zeugen nur noch alte Archiv-Fotos vom maroden Zustand eines verwahrlosten Anwesens, das vielen Jüchenern ein Dorn im Auge war.

 Vom völlig verwahrlosten Anwesen zum schmucken Vorzeigeobjekt: vor 35 Jahren begann die Restaurierung des Hauses Katz.

Vom völlig verwahrlosten Anwesen zum schmucken Vorzeigeobjekt: vor 35 Jahren begann die Restaurierung des Hauses Katz.

Foto: L. hammer/ Gemeindearchiv

"Obwohl der Denkmalschutz damals nie ein großes Thema war, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, auf eine mögliche Renovierung des Hauses aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln", sagt Heide Lerche-Renn (71). Dabei standen viele Jüchener einem Umbau aber immer noch skeptisch gegenüber — verständlich, meint Karlheinz Quack (66), auf dessen Initiative die Gründung eines Fördervereins zur Erhaltung von Haus Katz erfolgte: "Es wäre günstiger und wesentlich einfacher gewesen, das Haus abzureißen", sagt der Jüchener Architekt.

Neben Lerche-Renn, Quack und Zahn engagierten sich weitere 30 Mitglieder gegen den Abriss des unbeliebten Gebäudes, das vorher viele Jahre leer stand. "Ohne die Unterstützung der damaligen Bürgermeister Wilhelm Dürselen und Peter Giesen hätten wir uns nicht durchsetzen können", schildern die drei Zeitzeugen. Denn die Politiker haben sich gegen teils heftigen Widerstand anderer Parteien durchsetzen und Finanzierungshilfen des Kreistages für eine Restaurierung organisieren können. So konnte zusätzlich zu den zahlreichen Spenden, die von dem Verein gesammelt wurden, ein entscheidender Beitrag zur Restaurierung geleistet werden.

Als die Vereinsmitglieder vor 35 Jahren erstmals das verwahrloste Anwesen betraten, bot sich ihnen der Anblick eines vergessenen Barock-Gebildes: "Wir mussten uns durch einen verwilderten Garten voller Gestrüpp den Weg zum Hauptgebäude bahnen", erinnert sich Lerche-Renn. Der Gebäudekomplex machte keinen besseren Eindruck: "An sich war das Hauptgebäude abrissreif — es war düster, viele Räumlichkeiten waren verschüttet und völlig verwüstet, das Obergeschoss konnten wir vorerst gar nicht betreten", berichtet Günter Zahn (78), der die Erinnerungen noch wie Bilder vor Augen hat.

Was folgte, war eine groß angelegte Renovierungs-Aktion, die im Juni 1978 startete und gut drei Jahre in Anspruch nahm: "Das Haus Katz stand auf einem morschen Fundament, der Dachstuhl, das gesamte Mauerwerk und alle Fenster mussten erneuert werden", schildert Architekt Quack. Im Zuge der Umbauarbeiten wurden Holzbalken durch stabile Betonkomponenten ersetzt und Decken verstärkt.

"Trotz des Aufwandes hat es sich gelohnt — heute können wir stolz sein, das Haus als Wahrzeichen Jüchens erhalten zu haben", sagt Zahn. Das Haus Katz sei eines der wenigen Gebäude, das noch heute mit seiner besonderen Architektur vom Barock-Zeitalter zeuge, fügt Lerche-Renn hinzu. Die drei Zeitzeugen sind sich einig: "Durch die Restaurierung wurde ein Stück Geschichte erhalten."

(cka)
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