Jüchen Vom Hospitalschiff vor Afrika ins kleine Schaan

Jüchen · Als Narkoseschwester hat Ulrike Frentzen (59) auf einem Schiff Kranke versorgt. Heute ist sie Buchhändlerin und engagiert sich vielfältig.

 Auf dem zum Hospitalschiff umgebauten Luxusliner half Ulrike Frentzen als Krankenschwester. Auch heute engagiert sich die Buchhändlerin.

Auf dem zum Hospitalschiff umgebauten Luxusliner half Ulrike Frentzen als Krankenschwester. Auch heute engagiert sich die Buchhändlerin.

Foto: verhoeven

Eine winzige Buchhandlung, zu der auch Kunstgewerbe und Geschenkartikel gehören, führt Ulrike Frentzen in Schaan 5, von Jüchen aus das zweite Haus links. Wer sie dort trifft, umgeben von vielen kleinen Nettigkeiten, ahnt nichts von ihrem Einsatz auf einem Hospitalschiff. Heute kümmert sich die 59-Jährige nicht nur um ihr Geschäft, sondern arbeitet in Teilzeit als Krankenschwester in der Notaufnahme eines Krankenhauses. In der Schweiz machte Ulrike Frentzen in jungen Jahren eine spezielle Ausbildung für Anästhesie und war später bis in die 1980er Jahre Stationsschwester auf der Intensivstation. Mit ihrer tief religiösen Lebenshaltung wollte sie ihre Fähigkeiten für unterprivilegierte Menschen einsetzen — das tat sie mit Mitte 30, als sie mit dem Hospitalschiff "Anastasis" in See stach und Menschen medizinisch versorgte.

Die heutige Schaanerin schildert das damals Erlebte: "1990 war der umgebaute ehemalige Luxusliner mit drei OP-Sälen erstmals in Deutschland und ich bewarb mich persönlich." Die Organisation "Mercy Ships" wollte Frentzen als Narkoseschwester mitnehmen. Ihr erster Einsatz führte sie ins afrikanische Togo, wo sie 1990 ankommt. "Hunderte Leute waren da, um das Schiff mit Musik und Tanz in Empfang zu nehmen — es war in Westafrika ein riesiger Hoffnungsträger für das Gesundheitswesen und beeinflusste auch das geistige Leben stark."

Auf dem Hospitalschiff führte das Helfer-Team die unterschiedlichsten Operationen durch: Hasenscharten und Gaumenspalten gehörten ebenso dazu wie Gesichtstumore, Klumpfüße oder von Bakterien zerfressene Gesichter. 400 Menschen aus mehr als 30 Nationen halfen mit. Ein ehrenamtlicher Einsatz aus Nächstenliebe — das war auch im Sinn von Ulrike Frentzen. Einige Jahre engagierte sie sich auch als Fotografin, versuchte damit die seit 34 Jahren bestehende Organisation "Mercy Ships" bekannter zu machen.

Die Tätigkeit als Schwester macht Ulrike Frentzen glücklich — zumal sie viele Erfolge miterlebt: "Es ist toll, wenn etwa Kinder mit angeborenem grauen Star zum ersten Mal in ihrem Leben sehen können. Oder wenn entstellte Kinder, die wegen ihres Aussehens verachtet werden, nach geglückter Operation in ihrem Dorf erfreut aufgenommen werden."

Gerne würde Ulrike Frentzen wieder ein paar Monate ehrenamtlich in Afrika arbeiten. Aber momentan will sie Rücksicht nehmen auf ihre Mutter Hilde Frentzen, die 90 Jahre alt ist. "Wenn ich bis zu zwei Wochen in Indien bei einem Sozialprojekt helfe, dann geht das schon mal. Aber lange Einsätze auf dem Schiff vor Afrika müssen warten."

Jetzt konzentriert sie sich auf ihren christlichen Buchhandel, hat fast das gesamte Haus in eine Ausstellungsfläche verwandelt, wo es viel zu entdecken gibt. "Ich habe immer gerne künstlerisch gestaltet und zudem gibt es im Umkreis keinen Buchhandel für christliche Literatur", sagt Ulrike Frentzen, die ihren Laden "Creation" seit 1999 betreibt. Und bald — so hofft sie — gibt es irgendwo wieder ein Projekt, bei dem sie sich einbringen kann.

(kvm)
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