Korschenbroich Vom Hochsprung zur EU-Politik
Korschenbroich · Als Teenager ging sie für den Korschenbroicher Leichtathletik-Club (KLC) auf Titeljagd, sammelte als talentierte Hochspringerin Medaillen und Rekorde. Heute hat sie die Europa-Politik fest im Blick. Seit einer Woche ist Anja Ingenrieth als Auslandskorrespondentin in Brüssel im Einsatz.
Korschenbroich/Brüssel In Neuwerk geboren und in Wickrath aufgewachsen, hatte Anja Ingenrieth immer einen engen Bezug zur Stadt Korschenbroich. Das Waldstadion war für viele Jahre ihr Zuhause. Im Trikot des KLC und später in dem des TSV Bayer Dormagen schwang sich die heute 33-Jährige von Treppchenplatz zu Treppchenplatz und von Rekord zu Rekord.
So konzentriert, wie sie damals am Anlaufpunkt stand, um sich dann mit einer scheinbaren Leichtigkeit über die Stange zu schwingen, so zielsicher und konzentriert ist sie auch in ihrem Beruf. Die frühere RP-Journalistin arbeitet nun seit gut einer Woche in Brüssel als selbständige Korrespondentin für sechs große Regionalzeitung - allen voran für die Rheinische Post, von der die NGZ die überregionalen Seiten bezieht.
Mit dem Hochleistungssport hat Anja Ingenrieth lange abgeschlossen. "Eigentlich habe ich mich mit Beginn meines Studium aus den Stadien verabschiedet", erinnert sich die frühere Leistungsträgerin des KLC im Gespräch mit der NGZ. "Ich wollte immer im Ausland Sprachen studieren. Da hat das einfach nicht mehr gepasst."
Dabei begeisterte sie über Jahre hinweg die Freunde der Leichtathletik: Sie wurde Deutsche Jugend-Vizemeisterin, mehrfache Deutsche Mehrkampf-Mannschaftmeisterin, sie sammelte Niederrhein-Rekorde wie andere Urkunden. Sie gehörte nicht nur der Junioren-Nationalmannschaft an, sondern zählte auch lange zum Olympia-Nachwuchskader.
Zunächst wurde sie in der Grundschule an den Sport herangeführt. Über die Leichtathletik kam sie zum Mehrkampf und als 14-Jährige dann zum Hochsprung. Sie wechselte von Mönchengladbach zum Korschenbroicher LC. Der Grund: "Dort trainierte Jörg Wischmeier.
Er hatte nicht nur einen guten Ruf als Ausnahme-Trainer, sondern auch sportliche Erfolge", erinnert Anja Ingenrieth unter anderem an seine Olympia-Teilnahme. "So lange ich noch keinen Führerschein hatte, hat mich dann mein Vater immer mit dem Wagen gebracht."
Zu dem ehemaligen Stadtdirektor Willi Esser hatte Anja Ingenrieth auch ständigen Kontakt. Während Wischmeier sie trainierte, scheuchte Esser als Erfolgstrainer die Langstreckler durchs Waldstadion. "Regelmäßig sind wir uns eigentlich immer bei den Sportlerehrungen begegnet." Und dass sie vom damaligen Stadtdirektor zur "Sportlerin des Jahres" gekürt wurde, ist ihr noch in guter Erinnerung.
Im Anschluss an ihr Studium traf sie - erneut in Korschenbroich - wieder auf viele bekannte Gesichter - allen voran auch auf Willi Esser, der sie als Vater des Korschenbroicher City-Laufes als Journalistin erlebte. Erst war Anja Ingenrieth als freie Mitarbeiter der Rheinischen Post in Korschenbroich unterwegs, dann als Pauschalistin, Volontärin und zuletzt als Politik-Redakteurin in Aachen. - Jetzt hat die 33-Jährige wieder ein neues Kapitel in ihrer schon lebhaften Biographie aufgeschlagen.
Ihr Faible für die Europa-Politik lebt sie nun hautnah aus. "Ich habe mein Handwerk von der Pike auf gelernt", gibt sie sich selbstbewusst und freut sich über die neue, selbst gewählte Herausforderung. "Die Stelle war ausgeschrieben, ich habe mich beworben und habe glücklicherweise auch den Zuschlag für meinen Traumjob erhalten", skizzierte die 33-Jährige den Wechsel von der Aachener Redaktion in die EU-Hauptstadt Brüssel.
Dort arbeitet Anja Ingenrieth - wenn sie nicht gerade im Europa-Parlament unterwegs ist -, als Korrespondentin von daheim aus. EU-Themen, die Nato und speziell die Länder Belgien, Holland und Luxemburg hat sie täglich fest im Blick.
"Es ist nicht nur spannend, es macht auch riesigen Spaß", schwärmt sie von der neuen Herausforderung. "Ich möchte den Menschen Europa über Brüssel näher bringen. Brüssel ist für unser aller Alltag schon jetzt immens wichtig."
Wie nah Brüssel ist, macht Anja Ingenrieth unter anderem an Verpackungsgrößen, Lebensmitteletiketten, Handgepäcksverordnung, Einheitsnormen, Feinstaub-Richtlienen und der Gen-Technik fest. Wenn sie den Blick der Menschen auch für Europa öffnen kann, darf sie sich wieder in die Liste der Sieger eintragen . . .