Lokalsport Vikings-Angriff lässt die Zweitliga-Tauglichkeit vermissen

Düsseldorf · Allein Felix Handschke ragt bei der 12:22-Niederlage gegen Balingen aus dem Offensivchaos des Handball-Zweitligisten heraus.

Die Offensive des HC Rhein Vikings zog alle Register. Grotesk zahlreiche Fehlwürfe, Anspiele ins Nirwana, Stürmerfouls, verworfene Siebenmeter, heruntergelaufenes Zeitspiel, unerlaubtes Stehen im Wurfkreis - alle Möglichkeiten, wie man im Handball den Ball verlieren kann, hatte der Zweitliga-Aufsteiger im Programm. Dass der HBW Balingen-Weilstetten unter diesen Umständen mit einem 22:12 (Halbzeit 14:6) vergleichsweise locker die Punkte aus dem Castello entführte, durfte keinen der 1080 Besucher verwundern.

Die Hallenuhr zeigte 53 Minuten und 38 Sekunden an, als die Neuss-Düsseldorfer Spielgemeinschaft die größte Schmach vermied. Kein Zufall, dass Felix Handschke in diesem Moment den Treffer zum 10:20-Zwischenstand erzielte: Der 27-Jährige war der Einzige im Vikings-Angriff, der sich dem Verhängnis halbwegs entschlossen entgegenstemmte. Damit hatte er es redlich verdient, seinem Team wenigstens eine einstellige Trefferquote zu ersparen.

"Das, was wir heute im Angriff gezeigt haben, war mit Ausnahme von Felix nicht zweitligatauglich", resümierte Trainer Ceven Klatt schonungslos. "Die Spieler, die Verantwortung übernehmen sollen, haben das nicht getan." Er könne nicht verstehen, so der Vikings-Coach weiter, "warum gerade zu Beginn vor allem erfahrene Akteure so ängstlich agiert haben. Wir haben vorne insgesamt nicht das umgesetzt, was wir im Training vorbereitet haben." Klatts Schlussfolgerung duldete keinen Widerspruch: Das müssen wir schleunigst abstellen."

Es passte zum kuriosen Handballabend in Reisholz, dass die Abwehrarbeit der Gastgeber rundum überzeugend war. Nur 22 Gegentreffer bei einem Kontrahenten, der immerhin in Martin Strobel auf den Kopf der Europameister-Mannschaft von 2016 zählen durfte, sind eine beachtlich niedrige Zahl. Diese verdienten sich die Vikings mit ihrem stabilen Mittelblock um Heider Thomas, der mit seinen Nebenleuten Bennet Johnen, Teo Coric und Co. harmonierte wie gewohnt. Zudem präsentierten sich die Torhüter Vladimir Bozic und Mikkel Moldrup erneut in starker Form.

Doch kaum kam der HC in Ballbesitz, setzte das Chaos ein. Klatt versuchte alles, nahm eine frühe Auszeit, wechselte im Rückraum durch: die wiedergenesenen Alexander Oelze und Daniel Pankofer, Thomas Bahn, Christopher Klasmann, Niklas Weis, bis zu seiner Knieverletzung auch Brian Gipperich. Sogar den sonst meist nur als Abwehrchef eingesetzten Heider Thomas probierte der Coach als Spielgestalter aus, doch alles half nicht: Der schwarze Tag des Vikings-Angriffs betraf alle.

"Natürlich haben wir uns das ganz anders vorgestellt, aber man darf jetzt auch nicht den Stab über die Mannschaft brechen", sagte Geschäftsführer René Witte. Recht so: Schon am Freitag (20 Uhr) hat sie die Gelegenheit, im Derby gegen Tusem Essen ihr anderes Gesicht zu zeigen.

(jol)
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