HTC Schwarz-Weiß Neuss Verlorene Wasserschlacht

Von Volker Koch

Das war nicht das Wochenende von Schwarz-Weiß Neuss : Zwar enttäuschte der Hockey-Bundesligist weder beim 2:2 gegen Harvestehude noch beim 1:3 gegen Alster am Sonntag, doch die Abstiegskonkurrenz rückte bedrohlich nahe.

Fünf Spiele in Folge ungeschlagen, dann gegen den Deutschen Meister und souveränen Spitzenreiter knapp verloren: Was auf den ersten Blick wie eine Erfolgsstory für den HTC Schwarz-Weiß Neuss klingt, bedeutet in Wirklichkeit eine dramatische Zuspitzung des Abstiegskampfs in der Feldhockey-Bundesliga.

Weil die Konkurrenten aus Berlin (3:2 gegen Dürkheim, 2:2 gegen Rüsselsheim) und München (3:2 in Krefeld) an diesem Doppelspieltag vier beziehungsweise drei Zähler einfuhren, die Neusser beim 2:2 gegen Harvestehude (siehe gesonderten Spielbericht) und dem 1:3 gegen den Club an der Alster aber nur einen, trennt die Schwarz-Weißen nur noch ein Punkt von den Abstiegsrängen. Ein möglicher Vorteil für die Neusser.

Sie treffen noch auf alle drei hinter ihnen platzierten Mannschaften, haben allerdings nur Berlin zu Gast an der Jahnstraße. Wo Sonntagnachmittag Hockey zur Wasserschlacht wurde. Weder Sturzbäche noch Blitz und Donner und schon gar nicht die Bitten von Spielern beider Seiten konnten das selbstherrliche Schiedsrichtergespann Wolter/Zysk (Braunschweig/Celle) erweichen, die Partie wenigstens für ein paar Minuten zu unterbrechen.

Solange es trocken war, bestimmten die Hausherren das Geschehen auf dem Kunstrasen; nach acht Minuten scheiterte Sebastian Draguhn mit der ersten Neusser Strafecke am bravourös reagierenden Alster-Keeper Heiko Milz, der die Neusser auch im weiteren Spielverlauf zur Verzweiflung brachte. Im einsetzenden Regen brachte Patrick Joseph nach einer Viertelstunde die Gastgeber nicht einmal unverdient in Führung. Sechs Minuten später glich Max Landshut mit der zweiten Strafecke für den Spitzenreiter aus - die erste hatte er eine Viertelstunde zuvor haushoch übers Tor geschlenzt.

Danach nahmen Wassermassen und Verwirrung zu: Angesichts von Blitz und Donner und eines energischen Schiedsrichterpfiffs wähnten die Neusser und ein Teil der Hamburger Spieler ebenso wie die tapfer ausharrenden Zuschauer die Partie unterbrochen; einige Schwarz-Weiße hatten die Hockeytasche schon geschultert, als Wolter/Zysk zur Überraschung aller doch weiterspielen ließen.

Planmäßige Aktionen wurden immer seltener, lange Bälle waren kaum noch zu stoppen, die Akteure fanden sich immer öfter auf dem nassen Kunstrasen als auf ihren zwei Beinen wieder, doch die Unparteiischen kannten keine Gnade. Auch nicht, als sich Christoph Bechmann worüber auch immer beschwerte und sie den Nationalspieler drei Minuten vor der Pause mit Gelb (im Hockey gleichbedeutend mit einer Zeitstrafe) vom Feld schickten.

"In dieser Überzahl hat es Neuss versäumt, uns unter Druck zu setzen. Stattdessen haben die sich eher versteckt", analysierte Alster-Trainer Jo Mahn nach dem Schlusspfiff die für ihn entscheidende Phase der Partie, "hinterher haben wir dann unser größeres Potenzial ausgespielt." Das reichte zu Treffern durch Timm (47.) und erneut Landshut per Ecke (52.), während die Neusser reihenweise Tormöglichkeiten ausließen.

Milz rettete nacheinander gegen Thomas Draguhn (62.), Robin Joseph (66.) und in der Schlussminute gegen die zweite Neusser Strafecke und den Nachschuss von Sebastian Draguhn. "Wenn wir vier Mal das Tor nicht treffen, können wir auch nicht gewinnen", haderte HTC-Trainer Carsten Fischbach, den auch das Lob aus dem Munde von Jo Mahn: "Neuss hat nicht wie ein Abstiegskandidat gespielt", nicht trösten konnte: "Für Lob können wir uns nichts kaufen."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort