Verletzungspech vor Turn-Weltmeisterschaften Sarah Voss aus Dormagen „bereit Verantwortung zu übernehmen“
Dormagen · Zum Ausfall von Elisabeth Seitz kam vor den Turn-Weltmeisterschaften in Antwerpen für das Nationalteam der Frauen auch noch kurzfristig der von Emma Malewski hinzu. Dadurch rückt die Dormagenerin noch weiter in den Fokus.
Nach einem durchwachsenen Jahr mit vielen Verletzungsproblemen könnte die Dormagener Spitzenturnerin Sarah Voss (TZ DSHS Köln) sicher selbst noch zusätzlichen Halt gebrauchen, um bei den am Samstag beginnenden Weltmeisterschaften im belgischen Antwerpen mögliche Unsicherheiten in den Griff zu bekommen und ihre besten Leistungen abrufen zu können. Doch weil nach Elisabeth Seitz unter der Woche auch noch kurzfristig Emma Malewski ausgefallen ist, rückt die 23-Jährige Dormagenerin als eine der erfahrensten Athletinnen im deutschen Frauenteam noch weiter in den Fokus und muss auch in Sachen Olympia-Qualifikation mehr Verantwortung übernehmen.
Voss‘ Verletzungsmisere begann schon kurz vor der Heim-EM voriges Jahr in München. Damals hatte sie sich einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen, biss aber auf die Zähne und holte mit der deutschen Mannschaft historisches EM-Bronze. Ein Erfolg, für den sie persönlich einen hohen Preis zahlte, denn die Weltmeisterschaften in Liverpool verpasste sie wegen der Nachwirkungen der Wadenblessur. Anschließend nahm Voss sich zwar die Zeit, um sich zu pflegen und der Start in die Saison 2023 verlief auch vielversprechend, doch die EM in der Türkei zeigte deutlich, dass sie noch weit von ihrem Leistungsmaximum entfernt war. Dann ein neuerlicher Rückschlag vor der DM in Düsseldorf, die sie wegen Entzündung im Sprunggelenk des linken Fußes verpasste. Dann zog sich Voss im Training eine gravierende Armverletzung zu, die sie sogar um die die WM-Teilnahme zittern ließ. Doch mit viel Fleiß und medizinischer Unterstützung wurde sie bis zur ersten WM-Qualifikation so fit, dass sie zumindest zwei Geräte absolvieren konnte, bei der zweiten WM-Qualifikation Mitte September bewältigte sie schon wieder das volle Programm und sendete das klare Signal, bereit für die Weltmeisterschaften in Antwerpen zu sein.
Was sie da noch nicht wissen konnte: Zu dem ohnehin schwerwiegenden Ausfall von Elisabeth Seitz (MTV Stuttgart), aktuell Deutschlands beste Mehrkämpferin, gesellte sich zu allem Unglück nun auch noch der von Emma Malweski hinzu. Die Chemnitzerin zog sich am Dienstag bei der letzten Trainingseinheit in Frankfurt vor der Abreise nach Antwerpen beim Abgang am Stufenbarren einen Riss des Syndesmose-Bandes im linken Fuß zu. Als Ersatzturnerin nominierte Bundestrainer Gerben Wiersma Anna-Lena König (KRK Karlsuhe) nach. Sie wird neben Sarah Voss und Pauline Schäfer-Betz (KTV Chemnitz) den vollen Mehrkampf bestreiten. Meolie Jauch (MTV Stuttgart) wird am Stufenbarren an den Start gehen und Lea Quaas (TuS Chemnitz-Altendorf) wird die restlichen Geräte turnen. Mit nach Belgien ist auch noch Karina Schönmaier (TuS Chemnitz-Altendorf) gereist.
Klar ist, dass Sarah Voss und Pauline Schäfer-Betz (26) mit Abstand die erfahrensten deutschen Turnerinnen sind. Schäfer-Betz war schon bei sechs Weltmeisterschaften dabei und holte drei Medaillen am Schwebebalken, Voss ging zweimal bei einer WM an den Start. Auch wenn ihre bislang letzte WM-Teilnahme 2019 in Stuttgart war, ist die Dormagenerin zuversichtlich: „Wir sind alle voll im Fokus und bereit Verantwortung zu übernehmen. Wir geben Vollgas, um das Olympia-Ticket für das Team Deutschland zu ziehen.“ Dafür muss ein Platz unter den ersten Zwölf her.