2. Handball-Bundesliga Bayer Dormagen holt sich Hilfe aus der 3. Liga

Dormagen · Vor dem Heimspiel gegen TuSEM Essen am Montagabend lieh sich der TSV am Wochenende zwei Spieler aus, darunter ein alter Bekannter. Die Gastgeber hoffen in dem Derby-Klassiker auf die Unterstützung ihrer Fans.

 Benjamin Richter (am Ball) spielte bis zum Sommer für den TSV Bayer Dormagen. Jetzt kehrt er für drei Wochen aus Longerich zurück, um in einer angespannten Personallage zu helfen.

Benjamin Richter (am Ball) spielte bis zum Sommer für den TSV Bayer Dormagen. Jetzt kehrt er für drei Wochen aus Longerich zurück, um in einer angespannten Personallage zu helfen.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Dass Zweitligist TSV Bayer Dormagen es durch das Entgegenkommen von TuSEM Essen und der Deutschen Handball-Liga hinbekommen hat, das Derby gegen die Essener am Höhenberg von vergangenen Freitag auf Montag(19.30 Uhr) zu verlegen, hat nicht nur die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass verletzte und erkrankte Spieler aus dem großen TSV-Lazarett sich spielfähig melden. Es eröffnete den Dormagenern auch noch die Möglichkeit, sich kurzfristig auf dem Spielermarkt zu bedienen. Aus der 3. Liga, die am Wochenende ihren letzten Spieltag des Jahres absolvierte, kommen die Ruckraumspieler Benjamin Richter (Longericher SC) und Oliver Dasburg (TuS Opladen) auf Leihbasis für den Jahresendspurt in der 2. Liga nach Dormagen. Richter wird keine große Eingewöhnungszeit brauchen, spielte er doch bis Sommer für die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic.

„Unser großer Dank gilt den Spielern und den Verantwortlichen der Klubs, die diesem sicher ungewöhnlichen Vorgang zustimmten und uns damit in der aktuell schwierigen Personalsituation unterstützen“, sagt Björn Barthel, Handball-Geschäftsführer des TSV. Nach der dramatischen Zuspitzung der personellen Lage, die großen Anteil am Abrutschen in die Abstiegszone hat, suchten die Verantwortlichen der Dormagener schon länger nach Verstärkung, hatten aber bislang kein Glück. Weil sich der TSV in den beiden obersten deutschen Ligen bislang nur Absagen einhandelte, stand er zuletzt in aussichtsreichen Verhandlungen mit einem Rückraumspieler aus dem Ausland, doch der Transfer scheiterte letztlich am Veto des abgebenden Vereins. Mit Blick auf die vorzeitige Pause in der 3. Liga kam den TSV-Verantwortlichen dann die Idee, sich mal eine Klasse tiefer umzuschauen, um ihren Kader für die letzten fünf Spiele des Jahres breiter aufzustellen.

„Ich bin natürlich froh, dass das geklappt hat. Auf Dauer mit so wenig Feldspielern zu agieren, wäre nicht möglich gewesen“, meint TSV-Coach Dusko Bilanovic auch mit Blick auf die Niederlage vorigen Mittwoch beim HC Empor Rostock. Dort waren die Dormagenern mit nur neun Feldspielern angereist, wobei nach der Partie auch noch zweite weitere Akteure Verletzungen beklagten. Dass sich die Dormagener um Benjamin Richter bemühten, kann nicht überraschen. Eigentlich Mittelmann, half er vorige Saison bei Dormagener Ausfällen in der Offensive auch auf den anderen Rückraumpositionen aus und trug mit guten Leistungen in der Rückrunde zum Erreichen des siebten Platzes in der Abschlusstabelle bei. Dass er nach dem 23:22-Erfolg der Longericher am Samstag gegen die Bergischen Panther, übrigens der neunte Sieg in Folge, am Sonntag beim Abschlusstraining des TSV nicht dabei sein konnte, ist für alle Beteiligten zu verkraften. „Ich kenne die Abläufe beim TSV noch ganz gut“, sagt der Spielmacher, der weiterhin Freundschaften mit vielen Dormagener Spielern pflegt, schmunzelnd.

Im Abschlusstraining dabei war dagegen Oliver Dasburg, der mit Opladen knapp vor Longerich auf dem dritten Platz rangiert. Der Halblinke steht bislang mit 62 Treffern aus 14 Spielen auf Platz 17 der Drittliga-Torschützenliste. „Für Oli ist es ohne Bindung zu unserem Spiel natürlich schwieriger. Wir müssen gucken, wie wir seine Fähigkeiten im Spiel am besten einsetzen können“, erklärt Bilanovic, der froh ist, dass sich sein Kader noch weiter vergrößert. Die gegen Rostock mit Magen-Darm-Beschwerden ausgefallenen Ante Grbavac und Sören Steinhaus stehen wieder zur Verfügung, zudem haben sich die nach der Rostock-Partie aufgetretenen Knieschmerzen bei Patryk Biernacki als nichts Ernstes herausgestellt. Für Tim Mast, der in Rostock mit einer Muskelverletzung vom Feld humpelte, käme ein Einsatz gegen Essen dagegen zu früh.

Aber auch wenn sich die personelle Lage bei den Gastgebern deutlich verbessert hat, bleibt Dusko Bilanovic mit Blick auf den Derby-Klassiker gegen Essen Realist. „TuSEM ist natürlich trotzdem Favorit“, sagt er mit Blick auf den Erstliga-Absteiger, dem vor der Saison viele die direkte Rückkehr ins Oberhaus zugetraut hatten. Die Mannschaft von Trainer Jamal Naji, bis 2019 noch Jugendkoordinator am Höhenberg, erwischte auch einen guten Start, hatte aber im November einen Durchhänger und nimmt aktuell Platz sechs ein. Zu den Leistungsträgern der Essener gehört Eloy Morante Moldonado. Der Mittelmann, aktuell mit 57 Toren bester Schütze von TuSEM, hat ebenfalls eine Dormagener Vergangenheit, wo er bis 2020 spielte. „Wenn wir fokussiert sind, in der Abwehr kompakt stehen und vorne schlau spielen, dann können wir dennoch ein spannendes Spiel daraus machen“, weiß Bilanovic, der auch auf die Unterstützung der Fans hofft. 1600 Zuschauer sind unter den aktuellen Corona-Bedingungen im TSV-Bayer-Sportcenter zugelassen. Über 1000 Tickets gingen im Vorverkauf weg. Sollten noch Karten übrig sein, öffnet die Abendkasse um 18.30 Uhr.

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