Fußball Nievenheim will „Zurück in die Zukunft“

Nievenheim · Personell knüpft der VdS Nievenheim mit Kickern wie Kevin Scholz, Sascha Pelka oder Kai Pelzer an alte Oberliga-Zeiten an. Doch die sollen den Verein im Jubiläumsjahr nicht zum Aufstieg führen, sondern den jungen Spielern Halt geben.

 In der Oberliga-Saison 2014/2015 spielte Kevin Scholz (l.) mit dem VdS Nievenheim im kleinen Stadion an der Südstraße vor mehr als 1000 Zuschauern gegen den ehemaligen Bundesligisten Wuppertaler SV.

In der Oberliga-Saison 2014/2015 spielte Kevin Scholz (l.) mit dem VdS Nievenheim im kleinen Stadion an der Südstraße vor mehr als 1000 Zuschauern gegen den ehemaligen Bundesligisten Wuppertaler SV.

Foto: Hammer, Linda (lh)

Während einer der letzten Trainingseinheiten vor dem Saisonstart am Sonntag beim VfR Büttgen rieb sich Kevin Scholz verwundert die Augen. „Ich bin am 15. August 30 geworden, aber im Spiel Alt gegen Jung gehörte ich zum Team der Jungen“, sagt der aus Bilk zum in der Kreisliga A kickenden VdS Nievenheim zurückgekehrte Stürmer. Er ist immerhin jünger als sein Trainer Daniel Köthe (32), in dessen aktuellem Kader eine ganze Reihe Akteure der Güteklasse A in schon fortgeschrittenem (Fußballer-)Alter zu Hause sind: Sascha Pelka ist 34 Jahre alt, Kai Pelzer und Stephan Volk sind sogar schon 37 – sie eint mit Daniel Dünbier (31), Simon Müller (31), Kevin Buttchereit (27) und Keeper Kelvin Sanchez del Villar (29), dass sie mit den vor genau 100 Jahren gegründeten Sportfreunden in der  Saison 2014/2015 in der Oberliga Niederrhein spielten. „An diese erfolgreiche Vergangenheit versuchen wir anzuknüpfen, zumindest ein wenig“, bestätigt der Sportliche Leiter Andreas Zinta, stellt aber ohne Nostalgie fest: „Die goldenen Zeiten sind vorbei!“

Kevin Scholz hat sie mitgeprägt, war dabei, als der VdS in den 2010er-Jahren zum Tafelsilber im Fußballkreis 5 Grevenbroich/Neuss gehörte und sich in der fünfthöchsten Spielklasse unter Trainer Marko Niestroj mit Topklubs wie Wuppertaler SV, ETB SW Essen, TuRU Düsseldorf und 1. FC Bocholt maß. Vor dem schmerzhaften Absturz bis in die Niederungen der Kreisliga A hatte er sich zur Saison 2018/2019 ziemlich desillusioniert dem Landesligisten SpVg Odenkirchen angeschlossen. Sein Glück fand der Goalgetter dort aber ebenso wenig wie im Jahr darauf beim Bezirksligisten Sparta Bilk, wo er unter seinem alten Nievenheimer Coach Thomas Bahr nur eine für ihn unbefriedigende Nebenrolle besetzte. Das lag vor allem an seinem schon in Odenkirchen erlittenen Knorpelschaden im rechten Sprunggelenk. Auch eine Operation half nicht wirklich. „Ich verspüre immer mal wieder so einen stechenden Schmerz im Fuß“, sagt er. „Ich muss innerhalb der nächsten fünf Jahre auf jeden Fall noch mal unters Messer.“

Den Plan, es noch mal in der Ober- oder Landesliga zu versuchen, hat er deshalb aufgegeben. „Ich würde das schon noch mal gerne machen, aber es geht leider nicht.“ Da er vom Fußball, den er über gut anderthalb Jahrzehnte hinweg quasi als Leistungssport betrieben hat, freilich noch nicht lassen mag, war die Rückkehr zu seinem Heimatverein irgendwie logisch. Dort kickt er gemeinsam mit seinen Freunden, mit Trainer Daniel Köthe marschiert er im Scheibenschützenzug „Mer wulle immer“.

Dass es er und seine Kollegen immer noch drauf haben,  stellten sie in der Vorbereitung unter Beweis. Selbst bei der einzigen Niederlage, dem 2:6 beim Landesligisten Holzheimer SG, lag der A-Ligist nach Toren von Kevin Scholz und Kai Pelzer bis zur 60. Minute mit 2:0 vorne, ehe zahlreiche Auswechslungen den Flow zerstörten. Trotzdem ist der Aufstieg in die Bezirksliga nicht das vorrangige Ziel der Oldies. Scholz: „Es bleibt abzuwarten, ob wir fit bleiben.“ Schließlich sei die Saison mit 38 Spieltagen ewig lang. „Ich werde definitiv nicht alle Spiele machen können, das weiß der Trainer auch.“ Ähnliches könnte für Stephan Volk & Co. gelten. Außerdem betritt der 30-Jährige in der höchsten Kreisklasse absolutes Neuland: „Ehrlich gesagt, ich kenne die Liga und die Mannschaften nicht. Ich kann das ganz schlecht einschätzen. Wir wollen nur oben mitspielen.“ Wohltuende Zurückhaltung, die sich mit den Plänen der Sportlichen Leitung deckt. „Die erfahrenen Spieler sollen die jüngeren führen, dafür sind sie da“, erklärt Zinta: „In Daniel Köthe haben wir einen jungen Trainer – und wir geben ihm die Zeit, sein Konzept umzusetzen.“

Mit Blick auf die Qualität des Kaders hält er jedoch auch einen Platz ganz oben auf dem Thron für machbar. „Mittelfristig sollte der Aufstieg in die Bezirksliga möglich sein. Wenn es sich schon in dieser Saison ergibt, sagen wir nicht nein. Für die Landesliga fehlen uns aber die Mittel, das ist im Moment noch utopisch.“ Mit seinen knapp 40 Jahren würde er selber noch gut ins Team passen, doch ein Comeback ist für ihn kein Thema. „Ich spiele bei den Alten Herren, das reicht mir. Mehr machen die Knochen auch nicht mehr mit“, sagt er schmunzelnd.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort