Lokalsport Unter Siegzwang

Ein Mal abgestiegen, zwei Mal in letzter Sekunde gerettet – so lautet die Bilanz des TC Blau-Weiss Neuss im Abstiegskampf der Tennis-Bundesliga in den letzten anderthalb Jahrzehnten. Jetzt droht dem Bundesliga-Rekordmeister (zehn Titel zwischen 1983 und 2000) erneut der Sturz in die Zweitklassigkeit.

 Hat schon Erfahrung im "Abstiegskampf" mit Neuss: Potito Starace.

Hat schon Erfahrung im "Abstiegskampf" mit Neuss: Potito Starace.

Foto: H. Jazyk

Ein Mal abgestiegen, zwei Mal in letzter Sekunde gerettet — so lautet die Bilanz des TC Blau-Weiss Neuss im Abstiegskampf der Tennis-Bundesliga in den letzten anderthalb Jahrzehnten. Jetzt droht dem Bundesliga-Rekordmeister (zehn Titel zwischen 1983 und 2000) erneut der Sturz in die Zweitklassigkeit.

Vier Teams bewerben sich zwei Spieltage vor Saisonende um die zwei Plätze, die den sicheren Liga-Erhalt bedeuten: BW Krefeld (5:9 Punkte, 17:25 Matches, 40:59 Spiele), BW Neuss (4:10, 17:25, 41:61), TV Espelkamp-Mittwald (4:10, 16:26, 41:59) und Bremerhavener TV (1:13, 10:32, 26:68). Krefeld und Neuss haben das gleiche Restprogramm — gegen Düsseldorf und Mannheim, zwei Klubs, die angesichts von 8:6 Punkten bestenfalls noch Tabellendritter werden können. Vielleicht ein Vorteil für beide blau-weißen Teams — ihren Gegnern geht's nur noch ums Prestige.

Espelkamp empfängt am Sonntag Spitzenreiter Kurhaus Aachen (12:2 Punkte), der sich angesichts der Verfolger aus Halle (11:3) und Essen (9:5) keinen Ausrutscher mehr leisten darf. Schlägt nämlich Essen am vorletzten Spieltag Halle, könnte es in diesem Fall mit einem Sieg zum Saisonfinale in Aachen selbst noch Meister werden. Doch Espelkamp darf am letzten Spieltag (Samstag, 15. August) noch beim Bremerhavener TV antreten — und der könnte dann bereits abgestiegen sein, wenn er am Sonntag nicht sein Heimspiel gegen den TC Amberg gewinnt.

Andersherum: Mit Siegen über Amberg und Espelkamp kann selbst das Schlusslicht noch den Klassenerhalt schaffen — dann nämlich, wenn Espelkamp und Neuss keinen Punkt mehr aus den verbleibenden zwei Spielen holen. Zwei Saisonsiege dürften also nur im äußersten Glücksfall zum Erhalt der Liga reichen — dann nämlich, wenn Espelkamp gegen Aachen und Bremerhaven jeweils 1:5 und Neuss seine beiden Spiele 2:4 (oder eines 2:4 und eines 1:5) verliert und Bremerhaven nicht gegen Amberg gewinnt.

Alles klar? Am sichersten wäre es, Blau-Weiss Neuss gewinnt mindestens eines seiner beiden Spiele. Mit zwei Siegen haben die Neusser ohnehin nur eine Spielzeit in ihrer langen Bundesliga-Geschichte (seit 1979) abgeschlossen: Das war 2004, als die Bundesliga nur acht Mannschaften in zwei Vierergruppen umfasste. Blau-Weiss wurde mit nur einem Sieg (5:4 in Karlsruhe) Letzter der Gruppe B, rettete sich aber in der Relegation gegen den TC Bamberg mit einem 7:2-Heimsieg und einer 3:6-Niederlage — ein überaus turbulentes Jahr an der Jahnstraße, in dem der damalige Präsident Dr. Helmut Alex mitten in der Saison wegen Differenzen mit Bundesliga-Teammanager Marc Raffel zurücktrat.

Selbst beim bisher einzigen sportlichen Abstieg 1997 — drei Jahre zuvor, nach dem letzten der zehn Deutschen Meistertitel, hatte Mäzen Elu Hansmann das Team aus finanziellen Gründen aus der Liga zurückgezogen — gelangen Neuss drei Siege: über Amberg, Berlin und im Düsseldorfer Rochusclub, dort, wo die Blau-Weissen am Sonntag (ab 11 Uhr) zu Gast sind.

Vor zwei Jahren gelang dem Rekordmeister die Rettung erst im letzten Moment: Vor dem letzten Spieltag hatte es nur zwei Siege über die späteren Absteiger Solingen und Nürnberg gegeben — dann kam Krefeld mit einer "Reservistentruppe" zur Jahnstraße, verlor 0:6 und verhalf dem Vor-Namensvetter noch zum Klassenerhalt. Ein Spieler hat schon Erfahrung im Abstiegskampf: Potito Starace gehörte bereits 2004 und 2007 zum Kader. Ob's nützt?

(RP)
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