Lokalsport TVK startet die Abschiedstournee

Korschenbroich · In der Verfassung, in der sich der TV Korschenbroich bei der 25:36-Heimschlappe gegen den Longericher SC über weite Strecken präsentierte, dürfte der Abstieg aus der Dritten Handball-Liga West kaum noch zu verhindern sein.

 Kein Durchkommen: Steffen Brinkhues lief sich immer wieder in der Longericher Deckung (hier Daniel Koenen und Dustin Thöne, v.r.) fest.

Kein Durchkommen: Steffen Brinkhues lief sich immer wieder in der Longericher Deckung (hier Daniel Koenen und Dustin Thöne, v.r.) fest.

Foto: Michael Jäger

Ronny Rogawska war bedient. Nicht mal das Lob eines ihm bis dahin unbekannten Fans - "an Ihnen liegt es nicht, Sie machen hier tolle Arbeit" - konnte den Dänen aufmuntern an diesem Samstagabend. Drei Tage nach seinem 49. Geburtstag musste der Trainer des TV Korschenbroich mehr oder weniger ohnmächtig mitansehen, wie seine Schützlinge nicht nur die vielleicht letzte Chance auf den Verbleib in der Dritten Handball-Liga West, sondern auch ganz viel Kredit verspielten.

"Ich verstehe das nicht", bekannte der Erst- und Zweitliga-erfahrene Mann auf der Bank des Tabellenvorletzten nach der 25:36-Heimschlappe (Halbzeit 12:19) gegen den Longericher SC, "die Mannschaft hat genau das Gegenteil von dem gemacht, was wir uns vorgenommen hatten." Sein Sportlicher Leiter, der ebenso wie Rogawska schon im November seinen Abschied zum Saisonende angekündigt hatte, setzte noch eins drauf: "Das grenzte an Arbeitsverweigerung", sagte Kai Faltin mit Blick auf die emotionslose und blutleere Vorstellung des einst so kampfstarken Drittligisten im ersten Durchgang.

Weil beide mit dem Herzen immer noch am TVK hängen, machen sie sich Sorgen um die handballerische Zukunft in der mit 314 Zuschauern immer spärlicher besuchten Waldsporthalle. "Die Spieler, die hier bleiben, müssten doch ganz anders auftreten," sagt Rogawska, der aus dem aktuellen Kader wohl Torhüter Max Jäger und (den am Samstag angeschlagen fehlenden) Linkshänder Erik Hampel mit zu seinem neuen Arbeitgeber HSG Krefeld nimmt. Faltin sieht das ähnlich: "Auch in der Regionalliga können sie sich nicht solche haarsträubenden Fehler erlauben wie heute."

In der Tat luden die Korschenbroicher die mit zwei Niederlagen in Folge angereisten Gäste gerade zu ein, sich das für eine mehr oder weniger souveräne Vorstellung nötige Selbstvertrauen im Schnelldurchgang zu holen. In der Deckung viel zu statisch, viel zu passiv, ohne Kommunikation und gegenseitige Unterstützung, im Angriff mit einer Unmenge technischer Fehler und Ballverluste behaftet, war die Partie aus Sicht der Hausherren schon nach zehn Minuten gelaufen. Da führte der Longericher SC mit 8:1. daran änderte auch eine früh genommene Auszeit Rogawskas (7:24 Minuten) nichts. Im Gegenteil, die Gäste zogen auf 14:5 (!) weg und zwangen den Dänen, nach 19 Spielminuten bereits zum zweiten Mal den grünen Karton auf den Zeitnehmertisch zu werfen.

Und auch die Tatsache, dass SCL-Trainer Chris Stark danach seinen "zweiten Anzug" aufs Parkett schickte, änderte nichts an der einseitigen Kräfteverteilung an diesem Abend. Allein Nicolai Zidorn, am Ende mit 8/1 Treffern bester Werfer auf Seiten der Hausherren, und Gertjan Bongaerts (5/1) stemmten sich in dieser Phase gegen den drohenden Untergang, auch wenn ihnen dabei viel zu viele Fehler unterliefen, um tatsächlich eine Wende herbeizuführen.

Dass es nach der Pause beinahe noch einmal eng geworden wäre - nach 40 Minuten traf Philip Schneider vom Siebenmeterpunkt zum Zwischenstand von 18:23 - lag hauptsächlich daran, dass die Gäste zunehmend mit den immer häufiger ihre Linie verlierenden Unparteiischen Christian Dux und Bennett Follmert haderten als an aufkeimender Korschenbroicher Spiellust und Stärke.

Immerhin befand Rogawska, die zweite Halbzeit wäre "moralisch gut" gewesen. Ob das ausreicht, um in den verbleidenden neun Begegnungen (egal gegen wen) zu punkten, darf nach diesem Abend bezweifelt werden. Jetzt droht angesichts des ersten Saisonsiegs von Aufsteiger ATSV Habenhausen (25:22 in Schalksmühle) dem TVK sogar die "Höchststrafe" des letzten Tabellenplatzes. "So darf man sich nicht aus der Dritten Liga verabschiedet", findet Kai Faltin. Dem ist nichts hinzuzufügen.

(NGZ)
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