Handball TVK läuft der Liga hinterher

Handball · Das 27:31 gegen den TV Neuhausen, bereits die fünfte Niederlage im sechsten Saisonspiel und die Einschätzungen durch die Konkurrenz lassen immer mehr Zweifel daran aufkommen, ob der TV Korschenbroich in der eingleisigen Zweiten Handball-Bundesliga wettbewerbsfähig ist

 Machte nach der Niederlage gegen Neuhausen seinem Unmut lautstark Luft: Marcel Görden.

Machte nach der Niederlage gegen Neuhausen seinem Unmut lautstark Luft: Marcel Görden.

Foto: A. Baum

Am Ende platzte Marcel Görden der Kragen: Mit einem markerschütternden Schrei und einem kräftigen Tritt gegen die Hallenwand verschaffte sich der Linksaußen kurz nach der 27:31-Heimniederlage (14:18) des TV Korschenbroich gegen den weiter unbesiegten TV Neuhausen Luft. Stocksauer war der ehemalige Junioren-Nationalspieler, denn wieder einmal war er in den Schlusssekunden auf der Außenposition schlicht und einfach übersehen worden. Sein Wutausbruch ist ein sichtbares Zeichen dafür, wie es um den Korschenbroicher Zweitliga-Handball bestellt ist.

Zuvor mühten sich die Gastgeber vor 610 Zuschauern redlich. Torhüter Oliver Mayer startete mit einer Handvoll sehenswerter Paraden, in der Offensive legte der TVK eine knappe Viertelstunde immer wieder vor. Doch nach dem 8:7 (14.) hielten die Schützlinge von Trainer Jörn Ilper nicht mehr mit. Während der TVK spielerisch und auch konditionell abbaute, kontrollierten die Süddeutschen nun Gegner und Spielgeschehen.

Neuhausen nutzte die Chancen konsequenter. Symptomatisch die Szene wenige Sekunden vor der Pause: Rechtsaußen Robin Doetsch scheiterte frei stehend gegen den gut aufgelegten Ex-TVK-Keeper Thomas Bauer, im direkten Gegenzug traf Ralf Baader zum 18:14-Pausenstand. Von diesem Vorsprung zehrte Neuhausen im zweiten Durchgang, auch weil der TVK in den Schlüsselszenen der Partie Pech mit einigen Schiedsrichterentscheidungen hatte und immer wieder stereotyp durch die Mitte den Torerfolg suchte. "Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen", sagte TVK-Coach Jörn Ilper anschließend.

Einstellung, Einsatzwillen und Kampfgeist stimmten, wusste der neue Mann auf der Trainerbank richtig einzuschätzen. Mit dieser Personaldecke sei einfach nicht mehr drin gewesen. Ilper verwies auf die verletzten Markus Breuer und Mathias Deppisch. Vielleicht aber liegt es auch im neuen, von Ilper verordneten Konzept, das den TVK bislang zu einem Punktelieferanten werden ließ. Kritik der Lokalmedien verurteilte Ilper zuletzt.

Vielleicht reicht es aber auch, der Konkurrenz zuzuhören, um die eigene Leistungsfähigkeit richtig einzuschätzen. "Gegen Korschenbroich in dieser Verfassung muss man einfach gewinnen", sagte Ex-Keeper Thomas Bauer. Zuvor hatten die Trainer der Ligarivalen ein vernichtendes Urteil über das Leistungsniveau des TVK gefällt: "Ich war ein wenig überrascht, dass Korschenbroich so wenig gekämpft hat" zitierte die Handballwoche Mindens Trainer Ulf Schefvert. "So holen wir keinen Punkt mehr", meinte Potdams Coach Rüdiger Bones nach dem Sieg (!) über den TVK.

Trainer Jörn Ilper ist mittlerweile 100 Tage im Amt. In der Politik ist es üblich, danach eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Aufsichtsratsvorsitzender Heijo Hauser und Sportchef Klaus Hintzen sollten ihren Wunschkandidaten für das Traineramt dringend zum Rapport bitten. Es reift die Erkenntnis: In dieser Verfassung und mit diesem Konzept ist der TVK in der neuen Liga nicht mehr wettbewerbsfähig.

(NGZ)
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