Ringer-Bundesliga Langer Atem im Aufstiegskampf

Neuss · Auch im Heimkampf gegen den RC CWS Düren-Merken feilen die Neusser Ringer an der bestmöglichen Aufstellung. Dabei gilt: Ohne Moos nix los!

Gegen Heusweiler hatte Mairbek Salimov (o.) das Publikum mit seinem spektakulären Schultersieg über Alexandru Trandafir begeistert.

Gegen Heusweiler hatte Mairbek Salimov (o.) das Publikum mit seinem spektakulären Schultersieg über Alexandru Trandafir begeistert.

Foto: Wolfgang Walter

Die Saison in der 2. Ringer-Bundesliga biegt so ganz allmählich auf die Zielgerade ein – und wer jetzt noch ambitionierte Ziele verfolgt, benötigt einen langen Atem. Den haben nicht alle Klubs. Fatih Cinar, Sportlicher Leiter des Nord-Tabellenführers KSK Konkordia Neuss, reicht zur Problembeschreibung ein Satz: „Ohne Moos nix los!“ Das gilt selbst für ehemalige Riesen wie den Rekordmeister VfK Schifferstadt, der seine Mannschaft in der Süd-Staffel mitten in der Saison aus dem Ligabetrieb zurückgezogen hat.

Fein raus sind Vereine wie der KSK, der sich im vergangenen Jahrzehnt mit harter Arbeit, viel Geduld und Kompetenz einen mit erstklassigen deutschen Ringern bestückten Pool zugelegt hat – an der Spitze mit U20-Weltmeister Deni Nakaev sowie den Brüdern Samuel und Aaron Bellscheidt. Wer jedoch darauf angewiesen ist, seinen Kader vorwiegend mit Fachpersonal aus dem befreundeten Ausland wettbewerbsfähig zu machen, muss tief ins Portemonnaie greifen. Weil im gnadenlosen Aufstiegsgeschäft selbst die für ihre vorbildliche Nachwuchsarbeit schon mehrfach ausgezeichneten Neusser nicht alle Plätze mit Top-Ringern aus eigener Produktion besetzen können, sind auch sie Kunde auf dem internationalen Markt.

Was das heißt, macht Cinar am Beispiel des in dieser Saison noch ungeschlagenen Weltmeisters Magomedmurad Gadzhiev fest: Bevor der international für Polen ringende Weltklassemann aus der russischen Republik Dagestan im Nordkaukasus überhaupt auf die Matte steigt, sind mit der Überweisung an den internationalen Amateur-Verband United World Wrestling (2750 Euro) sowie den Aufwendungen für die nötige Bundesliga-Lizenz (150 Euro) und die Flüge (mindestens 1110 Euro) bereits mehr als 4000 Euro futsch. Und da Ringer von diesem Format ihrem Job nicht ehrenamtlich nachgehen, belastet der gute Murad das Budget über eine ganze Saison hinweg mit insgesamt rund 11.000 Euro. Der 34-Jährige ist diesen finanziellen Einsatz natürlich allemal wert, dies erfordert aber – bei zehn einzusetzenden Athleten und einem vor allem von Sponsoren gestemmten Etat – einen extrem kritischen Blick auf die Ausgaben.

Und genau darum ist es schon eine Kunst, die an jedem Kampftag bestmögliche Aufstellung zu finden. Mit einer Mannschaft wie beim 26:6-Sieg vor zwei Wochen im Spitzenduell mit Heusweiler würde der KSK sicher locker zum Aufstieg spazieren, doch solche Kraftakte müssen die Ausnahme bleiben. Aus diesem Grund könnte dem Spitzenreiter am Samstag (19.30 Uhr) auch der RC CWS Düren-Merken durchaus gefährlich werden – trotz des recht deutlichen 21:10-Erfolges der Konkordia im Hinkampf.

Das zeigt ein Blick auf den Kader von Trainer Daniel Anderson, der sich und seinen Schützlingen nach dem Abstieg aus dem Oberhaus in dieser Saison einen Mittelfeldplatz zum Ziel gesetzt hatte: In Alexandru Biciu (66 kg) aus Moldawien, dem Fünften der U23-EM, Oktay Hasan (86 kg) aus Bulgarien (86 kg), dem Deutsch-Russen Abusupian Magomedov (130 kg), dem EM-Fünften Antonio Kamenjasevic (80 kg) aus Kroatien, dem EM-Dritten von 2019, Erik Szilvassy (98 kg) aus Ungarn, und dem Georgier Zurab Matcharashvilli (57/61 kg) verfügt der Tabellenvierte, der dem KSK mit einem Sieg bis auf einen Punkt auf die Pelle rücken könnte, über die geballte EU-Power. Das hat selbstverständlich auch Cinar erkannt und stellt klar: „Wir unterschätzen die ganz bestimmt nicht.“ Die Flugtickets für den so spektakulär ringenden U20-Europameister Simone Piroddu (Sardinien) und den Moldawier Vasile Diacon, Dritter der U23-WM, dürften schon gebucht sein. Freuen können sich die Zuschauer auch auf Mairbek Salimov, dessen Auftritt beim Schultersieg über Alexandru Trandafir (Heusweiler) zu begeistern wusste. Cinar mahnt jedoch: „Er ist unberechenbar, das kann auch schiefgehen.“

Ein Spektakel mit Lichtshow und allem Pipapo wie gegen Heusweiler wird es am Samstag nicht geben. „Aber wenn wir am 10. Dezember mit dem letzten Kampf gegen Essen-Dellwig in die Halle an der Frankenstraße zurückkehren, machen wir noch mal was“, verspricht Cinar schmunzelnd.

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