Handball TSV startet Projekt 3. Liga
Handball · Noch sind die Scherben der vom DHC Rheinland verursachten Insolvenz nicht vollständig aufgekehrt. Doch nach dem Zweitliga-Aus sieht der TSV Bayer Dormagen Licht am Horizont und setzt jetzt ganz bewusst auf die eigene Jugend.
Nach der Pleite des DHC Rheinland und dem damit verbundenen Abstieg aus der 2. Bundesliga wünscht sich der beim TSV Bayer Dormagen als Koordinator für den gesamten Handballbereich zuständige Björn Barthel fürs kommende Jahr nur eins: "Eine ruhige Saison."
Dafür zu sorgen, ist auf sportlicher Ebene der Job von Jörg Bohrmann. Doch leicht wird das nicht. Denn zum einen "hat der Verein nach wie vor Schulden", stellt Vorsitzender Karl-Josef Ellrich klar, zum anderen ist die Suche nach neuen Geldgebern eine überaus zähe Angelegenheit. Ellrich: "Der DHC hat da viel verbrannte Erde hinterlassen." In Zahlen heißt das: "250 000 bis 300 000 Euro hätten wir gerne akquiriert — 200 000 Euro haben wir im Moment zusammen", sagt Geschäftsführer Frank Neuenhausen: "Das ist genau die Grenze, die wir uns gesetzt haben, um das Projekt 3. Liga angehen zu können." Zwar hofft er, den angestrebten Etat von 250 000 Euro im Laufe der Saison erreichen zu können, doch planen kann er damit nicht.
Bohrmann kennt die Rahmenbedingungen, ist vom eingeschlagenen Weg, es mit jungen, am besten selbst ausgebildeten Spielern zu schaffen, voll überzeugt. "Für mich als Trainer ist das hier doch wie im Schlaraffenland. Ich wüsste nicht, welcher Drittligist die Möglichkeiten hätte, bis zu dreimal am Tag trainieren zu können." Trotzdem sei es sehr schwer, an Spieler ranzukommen, wo das Preis-Leistungsverhältnis stimme. "Wenn ein 19-Jähriger 2200 Euro netto haben will, kann ich den nicht gebrauchen, weil da das Geld im Mittelpunkt steht. Ich brauche Jungs, die von der Sache überzeugt sind." Das sei bei Dominik Formella hundertprozentig der Fall. Der 29-Jährige hütete zuletzt das Tor des Drittligisten HSG Lemgo II und soll mit seiner Erfahrung die jungen Kollegen führen. Erfahrung — oder vielmehr der Mangel daran — stellt für Bohrmann das größte Problem da. Wenn der aus Korschenbroich an den Höhenberg zurückgekehrte Robin Doetsch mit 21 Jahren beim Fußballspiel im Training schon für die Älteren auflaufe, sei das bezeichnend, findet er. Darum würde er neben Leitwolf Tobias Plaz (30), der sich gemeinsam mit Björn Barthel auch um die Akquise von Sponsoren kümmert, gerne noch mindestens einen gestandenen Akteur für den Rückraum verpflichten. "Wir sind dran", verspricht Barthel. Wie wichtig der Erhalt der 3. Liga für den (Handball-)Standort Dormagen ist, macht der Coach an seinen Kronjuwelen Moritz Preuss, Yannick Sinnecker (mit beiden holte er die Deutsche B-Jugend-Meisterschaft) und Simon Ernst deutlich: "Die werden doch jetzt schon von der halben Bundesliga gejagt. Denen müssen wir was bieten." Fürs Erste wäre Ellrich indes schon mit einer "guten Saison" zufrieden, das müsse ja nicht gleich, fügt er lachend an, "in den Aufstieg in die 2. Liga münden".