Handball TSV probt den Ernstfall

Über weite Strecken der Partie bei den Füchsen Berlin übte Trainer Kai Wandschneider den Ernstfall und ließ die wenigen noch verbliebenen Stammkräfte des TSV Dormagen auf der Bank. Am Ende bescherte das den Gastgebern mit 34:24 den höchsten Saisonsieg.

 Trainer Kai Wandschneider zeigte sich experimentierfreudig.

Trainer Kai Wandschneider zeigte sich experimentierfreudig.

Foto: NGZ

Wie gut, dass die Frage nach den direkten Absteigern aus der Handball-Bundesliga bereits ohne Dormagener Zutun am Samstagabend entschieden war. Denn wäre es Sonntag vor 8702 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle noch um wichtige Punkte gegangen, der TSV Dormagen hätte allein schon dank der Leistung von Andreas und Marcus Pritschow auf verlorenem Posten gestanden: Acht zu drei Siebenmeter zugunsten der Gastgeber, dazu zwölf Strafminuten plus eine Rote Karte für Kristian Nippes gegenüber sechs für die Füchse Berlin sprechen eine deutliche Sprache, von anderen zweifelhaften Entscheidungen der Stuttgarter Unparteiischen ganz abgesehen.

Unterm Strich stand so eine 24:34-Niederlage (Halbzeit 11:17) der Dormagener zu Buche, die den Berlinern ihren höchsten Saisonsieg bescherte. Wie sehr die Füchse im Kampf um einen Platz im Europapokal hinter jedem Tor her waren, machte die letzte Szene vor der Pause deutlich: Da nahm Trainer Dagur Sigurdsson noch eine Auszeit, beorderte Sebastian Schneider als siebten Feldspieler auf die Platte — und der traf prompt zum 17:11-Pausenstand. Wieso er das konnte, obwohl die Uhr laut offiziellem Spielbericht schon bei Max Holsts Treffer zum 11:16 auf 30:00 Minuten stand, wird das Geheimnis der Pritschow-Zwillinge bleiben.

Sei's drum: Für die Dormagener stand in der gestrigen Partie ohnehin nicht viel auf dem Spiel. Deshalb nutzte Trainer Kai Wandschneider über weite Strecken die Gelegenheit, den Ernstfall der Relegationsspiele zu proben, die der TSV auf jeden Fall ohne fünf, möglicherweise auch ohne acht Spieler bestreiten muss, die zu Saisonbeginn zum Kader gehörten — dann nämlich, wenn die Spiele an den Wochenenden angesetzt bleiben, an denen Michiel Lochtenbergh, Bobby Schagen und Spyros Balomenos mit ihren Nationalmannschaften bei der WM-Qualifikation im Einsatz sind. So lastete Sonntag viel Verantwortung auf Kentin Mahé, der mit fünf Toren zweitbester Werfer hinter Sebastian Linder (6) war — der Kreisläufer war Sonntag auch im Rückraum gefordert, um so mehr, als der TSV nach der "meiner Meinung nach unberechtigten" (Wandschneider) Roten Karte für Kristian Nippes (46.) im Angriff nur noch über drei "gelernte" Rückraumspieler verfügte.

Der Trainer war deshalb auch "nicht unzufrieden. Die Jungs haben nie aufgegeben und bis zur letzten Sekunde gekämpft. Dass uns in dieser Besetzung irgendwann in der Abwehr die Luft ausgeht und wir einfache Tore kassieren, deswegen kann ich keinem einen Vorwurf machen." Drei Spieler lobte er besonders: Torhüter Vitali Feshchanka, der "in der zweiten Halbzeit eine fantastische Leistung" geboten habe — er hielt allein vier Siebenmeter — Kentin Mahé und Sebastian Linder. Das Trio steht immerhin in der Relegation zur Verfügung.

(NGZ)
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