Lokalsport TSV Bayer muss auf Trainersuche gehen

Dormagen · Spielertrainer Alexander Koke - Dozent an der Uni Halle - und der Sportliche Leiter Erik Wudtke - Bundestrainer der Junioren-Nationalmannschaft - verlassen Handball-Drittligist Bayer Dormagen. Suche nach Nachfolgern hat begonnen.

 Ihre Zusammenarbeit war nur von kurzer Dauer: Während Erik Wudtke den TSV Bayer Dormagen bereits Richtung Deutscher Handball-Bund verlassen hat, sitzt Alexander Koke (v.l.) nur noch bis zum Saisonende auf der Bank.

Ihre Zusammenarbeit war nur von kurzer Dauer: Während Erik Wudtke den TSV Bayer Dormagen bereits Richtung Deutscher Handball-Bund verlassen hat, sitzt Alexander Koke (v.l.) nur noch bis zum Saisonende auf der Bank.

Foto: H. Zaunbrecher

Wer in den nächsten Tagen Björn Barthel telefonisch erreichen möchte, muss sich in Geduld üben. Schließlich hat der Handball-Geschäftsführer des TSV Bayer Dormagen gleich zwei nicht ganz unwichtige Positionen in der sportlichen Leitung des Drittligisten neu zu besetzen: die von (Spieler-)Trainer Alexander Koke und die des Sportlichen Leiters und Nachwuchskoordinators Erik Wudtke.

Doch Barthel geht die Aufgabe gelassen an. Erstens, sagt er, "treffen uns diese Veränderungen nicht ganz unvorbereitet." Zweitens "befinden wir uns deshalb bereits in Gesprächen mit möglichen Kandidaten." Und drittens - das sagt er nicht - besitzt der TSV Bayer einen so guten Ruf in der Handballszene, dass sich sicher weitere Kandidaten melden werden, nachdem die Neuigkeiten gestern Abend der Mannschaft mitgeteilt und damit öffentlich gemacht wurden.

Dass das Engagement von Alexander Koke nach nur einer Spielzeit endet, hat nichts mit den zuletzt eher durchwachsenen Auftritten seiner Schützlinge zu tun, die am Samstag mit dem 35:33 über den TuS Volmetal den ersten Sieg seit dem 3. Dezember feiern konnten: Der 37-Jährige sagt dem Handball -vorerst - adé und möchte sich künftig ganz auf seine Aufgaben am Institut für Sportwissenschaften, Sportpsychologie und Sportpädagogik an der Martin-Luther-Universität in Halle/Saale konzentrieren.

Koke hat dort - über Trainingsformen im Handball - promoviert und ist seit Beginn des Wintersemesters für den Bereich Sportspiele und die Ausbildung von Lehramts- und Bachelorstudenten verantwortlich. "Ich bin dem TSV und der Universität dankbar, dass ich bisher beide Tätigkeiten parallel ausüben konnte", sagt Koke. Montags und Dienstags fehlte er aus diesem Grund beim Training, wurde anfangs von Erik Wudtke vertreten, der auch als Co-Trainer auf der Bank saß.

Doch Wudtke hat seinen Schreibtisch am Höhenberg inzwischen geräumt. Keineswegs aus Frust: "Die Entscheidung fiel mir schwer, weil mir das Projekt Nachwuchsförderung beim TSV am Herzen liegt. Es ist schade, ein gut funktionierendes System verlassen zu müssen," sagt der 44-Jährige, der seit Sommer 2015 Nachwuchskoordinator war und vor Jahresfrist zusätzlich die Sportliche Leitung übernahm. Die Entscheidung wurde ihm vom Deutschen Handball-Bund (DHB) abgenommen, der ihn vom Co- zum Cheftrainer der Junioren-Nationalmannschaft und damit zum Nachfolger von Markus Baur beförderte (neuer Co-Trainer ist der langjährige Kieler Bundesligaspieler Klaus-Dieter Petersen). "Für jeden Trainer ist es eine besondere Herausforderung, eine Nationalmannschaft zu trainieren", sagt Wudtke. Und da der DHB seinen Bundestrainern keine Doppelfunktion (mehr) erlaubt, waren die Dormagener aus dem Rennen: "Dass er Bundestrainer wird, spricht für seine fachlichen Qualitäten", sagt Barthel, "wir freuen uns für ihn, auch wenn die Zusammenarbeit längerfristig angelegt war."

Die mit Alexander Koke soll bis zum letzten Spieltag am 6. Mai weiterlaufen. Doch auch wenn es keiner der Beteiligten offen ausspricht: Dass der Trainer nicht bei allen Übungseinheiten unter der Woche anwesend war (und ist), könnte eine Erklärung für den Leistungsabfall des Drittliga-Teams sein. Dass die Abwärtsentwicklung - erst 16:2, danach 7:13 Punkte - kurz nach Beginn des Wintersemesters einsetzte, dürfte kaum Zufall sein. Kokes Aussage: "Eine dauerhafte Lösung liegt sicher im Interesse aller Beteiligten", spricht gleichfalls für eine Überforderung des 37-Jährigen. Um so mehr, als er auch noch als Spielgestalter Impulse zu setzen versuchte - wobei er sich auf Bitten der Mannschaft bis Saisonende nur auf seine Trainerrolle konzentrieren soll. "Ich bin sicher, dass sich Alex bis Saisonende voll und ganz dafür einsetzen wird, dass wir unsere Ziele erreichen", sagt Barthel.

Was die Nachfolge angeht, lässt sich der Handball-Geschäftsführer nicht in die Karten schauen: "Es sind mehrere Lösungen denkbar, externe wie interne." Wobei die Stellenbesetzung des Nachwuchskoordinators offenbar Vorrang genießt. "Für unseren Verein ist es von Bedeutung, auch zukünftig vor allem in der Nachwuchsförderung personell sehr gut aufgestellt zu sein, denn das ist unsere Basis", rückt Rainer Lisson, Vorstand Sport und Kommunikation des Gesamtvereins, die Prioritäten zurecht. Und ohne Bayer läuft am Höhenberg gar nichts - selbst dann, wenn auf Barthels Telefonanschluss mal nicht das Besetztzeichen ertönt.

(NGZ)
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