Handball TSV Bayer kratzt an der Millionengrenze

Dormagen · Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen sieht sich vor Beginn der zweiten Saisonhälfte wirtschaftlich und sportlich gut aufgestellt. Gesucht werden drei neue Spieler.

 So gut gefüllt wie gegen den VfL Gummersbach, als 2419 Zuschauer kamen, wünscht sich der TSV Bayer das Dormagener Sportcenter öfter.

So gut gefüllt wie gegen den VfL Gummersbach, als 2419 Zuschauer kamen, wünscht sich der TSV Bayer das Dormagener Sportcenter öfter.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Wirtschaftlich und sportlich so gut aufgestellt wie nie seit dem Neuanfang im Jahre 2012 geht der TSV Bayer Dormagen in die zweite Saisonhälfte der 2. Handball-Bundesliga, in die er am Sonntag, 2. Februar (17 Uhr) mit dem Heimspiel gegen HSV Hamburg startet, für das bereits 1200 Eintrittskarten abgesetzt sind. Die meiste Arbeit wartet auf dem personellen Sektor – mindestens drei neue Spieler stehen für kommende Saison auf der Wunschliste. Eine Bestandsaufnahme:


Wirtschaftliche Lage Läuft alles nach Plan, „werden wir am Saisonende erstmals mehr als eine Million Euro an Umsatz haben“, sagt Björn Barthel. Was den Handball-Geschäftsführer schon ein bisschen stolz macht: „Verglichen mit den knapp 350.000 Euro, mit denen wir 2012 gestartet sind, ist das eine enorme Steigerung.“ Doch er macht auch kein Hehl daraus, dass das nicht ausreicht, um auf Dauer Spitzenhandball im Bayer-Sportcenter präsentieren zu können: „Verglichen mit den Etats der anderen Klubs gehören wir weiterhin zum unteren Viertel der Zweiten Liga.“

Um so mehr freut ihn, „dass wir das vergangene Jahr auf dem sechsten Tabellenplatz abgeschlossen haben – das hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen.“ Trotzdem sieht er keinen Grund, das Saisonziel nach oben zu korrigieren: „Oberste Priorität hat der Klassenerhalt. Und Platz zwölf und damit die Qualifikation für den DHB-Pokal bleibt nach wie vor unser Ziel.“ Schließlich beträgt der Abstand zu Rang zwölf nur vier Punkte – und auch der 15. Tabellenplatz, der das Minimum für den direkten Klassenerhalt bedeutet, ist nur sechs Zähler entfernt.

Sportliche Lage Sein Trainer ist da etwas ehrgeiziger: „Mein persönlicher Wunsch ist, dass wir am Ende Siebter werden,“ sagt Dusko Bilanovic. Vorrangiges Ziel für den 48-Jährigen, der seit zwölf Monaten am Höhenberg tätig ist, ist jedoch ein anderes: „Wir haben noch neun Heimspiele – und die wollen wir, beginnend mit dem gegen Hamburg, alle gewinnen.“ Was dieses Vorhaben unter Umständen erleichtert, ist der Spielplan: „Außer dem ASV Hamm kommen nur Mannschaften zu uns, die im Moment hinter uns stehen,“ sagt Bilanovic. Doch er weiß auch, dass die Rückrunde durchaus schwieriger werden könnte als die erste Saisonhälfte: „Wir sind jetzt keine Überraschungsmannschaft mehr, wir sind jetzt die, die von den meisten Konkurrenten gejagt werden.“ Ähnlich sieht es Walter Haase: „Wir dürfen jetzt nicht in die Euphoriefalle tappen,“ sagt das Seniormitglied der Sportlichen Leitung, „aber ich glaube, die Mannschaft ist inzwischen so gereift, dass sie das selber weiß.“ Die Spieler sind seit dem 13. Januar wieder im Training, „und alle weitgehend gesund,“ sagt Bilanovic. Nur Nachwuchs-Rechtsaußen Jan Reimer wird wohl drei Monate ausfallen, Ian Hüter soll in der kommenden Woche wieder zum Mannschaftstraining stoßen. Wo Bayer jetzt in der Tabelle stünde, hätte der Rückraum-Allrounder nicht seit Oktober wegen seiner Finger-OP pausieren müssen, mag sich am Höhenberg keiner ausmalen: „Sein Ausfall hat uns vier bis sechs Punkte gekostet,“ meint Bilanovic. Dass es trotzdem Platz sechs geworden ist, „haben wir der guten Arbeit von Geschäftsführung, Marketing und Sportlicher Leitung zu verdanken,“ sagt der Trainer, „so können wir uns ganz auf den Handball konzentrieren.“

Personelle Lage Drei fixe Abgänge – Eloy Morante Maldonado (TuSEM Essen), Carl Löfström (VfL Lübeck-Schwartau), Heider Thomas (Borussia Mönchengladbach) – und noch kein Zugang unter Dach und Fach, da würde andernorts Panik ausbrechen. In Dormagen geben sich Geschäftsführung und Sportliche Leitung hingegen betont gelassen: „Wir sehen uns nicht in Zugzwang, werden nichts übers Knie brechen,“ sagt Björn Barthel. „Wir haben Spieler im Blickfeld, auch schon mit welchen gesprochen“ – zwei waren in dieser Woche beim Probetraining –  können aber noch keinen Vollzug melden,“ ergänzt Walter Haase.

Dabei kommen zu den drei Abgängen – „wir hätten alle gerne gehalten, aber alle hatten plausible Gründe und haben auch in keiner Weise gepokert“, sagt Barthel – noch weitere hinzu. Nuno Rebelos auslaufender Vertrag wird nicht verlängert. Der portugiesische Linkshänder ist zur Zeit für ein Probetraining bei einem anderen Klub freigestellt, „bei einem entsprechenden Angebot kann er auch sofort wechseln,“ sagt Barthel, der gleichfalls ankündigt: „Wir werden nicht mit drei Linksaußen in die Saison gehen.“ Da Joshua Reuland verlängert hat, trifft es Pascal Noll oder den belgischen Jung-Nationalspieler Nick Braun. Weil sich Janis Boieck mit Abwanderungsgedanken trägt und die Gespräche mit Sven Bartmann noch laufen, steht mindestens ein neuer Torhüter auf der Besetzungsliste. Höchste Priorität haben aber ein abwehrstarker Kreisläufer und ein Linkshänder, der sowohl im Rückraum wie auf Außen eingesetzt werden kann, verrät Barthel. „Der Unterschied zu früher ist, dass eine Menge Spieler von sich aus zu uns wollen, weil der Dormagener Handball wieder eine Marke ist,“ sagt Bilanovic.

Die Fan-Lage Im Kontrast zur wirtschaftlichen und sportlichen Lage stehen die Zuschauerzahlen: Mit einem Schnitt von 1294 pro Spiel (und da ist der Saisonrekord von 2419 gegen den VfL Gummersbach schon eingerechnet) entspricht er nicht den Erwartungen. Mit verstärkten Werbeanstrengungen – eine Sonderausgabe des Hallenheftes wurde in 70.000er-Auflage in Dormagen und Umgebung verteilt – soll dem abgeholfen werden. „Das wichtigste ist aber, dass wir attraktiven Handball spielen und gewinnen,“ sagt Dusko Bilanovic. Am 2. Februar geht’s los.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort