2. Handball-Bundesliga Dormagen ringt Essen ein Unentschieden ab

Dormagen · Beim 25:25 war Rückkehrer Benjamin Richter der entscheidende Mann beim TSV Bayer. Er drückte dem Derby daheim gegen Essen nach der Pause seinen Stempel auf, wobei die gesamte Dormagener Mannschaft aufopferungsvoll kämpfte und sich den Punkt verdiente.

 TSV-Coach Dusko Bilanovic, Pressesprecher Detlev Zenk und TuSEM-Trainer Jamal Naji (v.l.).

TSV-Coach Dusko Bilanovic, Pressesprecher Detlev Zenk und TuSEM-Trainer Jamal Naji (v.l.).

Foto: David Beineke

Solche Geschichten schreibt nur der Sport. Im Derby gegen TuSEM Essen war es ausgerechnet Benjamin Richter, der mit einer starken Vorstellung in der zweiten Hälfte inklusive des Tores zum 25:25 (14:15)-Endstand wenige Sekunden vor Schluss entscheidenden Anteil am für den TSV Bayer Dormagen so wichtigen Unentschieden hatte. Eben jener Benjamin Richter, der den Höhenberg im Sommer in Richtung des Drittligisten Longericher SC verlassen und den Dormagen angesichts seiner anhaltenden Personalprobleme erst am Wochenende nach Abschluss der Drittliga-Hinrunde ganz kurzfristig für den Rest des Jahres zurückgeholt hatte.

Nachdem der Punktgewinn festgestanden hatte, stürmte der nach seiner langen Verletzungszeit im Aufbautraining befindliche Joshua Reuland aufs Feld, um sich bei Richter mit einer herzlichen Umarmung zu bedanken. Der Punkt bringt die weiter auf dem vorletzten Platz stehenden Dormagener zwar nicht einen großen Schritt nach vorne, doch nach den zahlreichen Rückschlägen der vergangenen Wochen war er wichtig für die Moral. Denn er hat deutlich gemacht, dass es sich lohnt, weiter zu kämpfen, dass auch gegen eine so starke Mannschaft wie den Bundesliga-Absteiger Essen etwas möglich ist. „Es war so wichtig für die Jungs, dass sie das Spiel nicht verloren haben. Endlich mal wieder etwas Positives“, meinte denn auch Björn Barthel, Handball-Geschäftsführer des TSV, nach dem Spiel erleichtert. Neben der Verpflichtung von Richter und Oliver Dasburg (TuS Opladen), der noch nicht zum Einsatz kam, sorgten aber auch die Rückkehr von Ante Grbavac, Sören Steinhaus und Torwart Christian Simonsen sowie Spieler aus der Jugend und der Reserve dafür, dass die Bank des TSV wieder gut gefüllt war. So hatte Dormagen endlich mal wieder die Möglichkeit, wichtigen Spielern zur Entlastung Pausen zu geben und auch taktisch zu reagieren. Bei der Niederlage in Rostock genau eine Woche zuvor hatten auf der Bank nur neun Feldspieler gesessen, was nach zwei weiteren Verletzungen in der Partie auch ein Grund dafür war, eine Verschiebung des Derbys gegen Essen von Freitag auf Montag anzufragen.

Dass Essen einwilligte, hatte neben großem Sportsgeist vielleicht auch etwas damit zu tun, dass dort in Jamal Naji ein Trainer Verantwortung trägt, der eine Dormagener Vergangenheit als Jugendkoordinator hat. „Das war eine gerechte Punkteteilung. Ich habe erwartet, dass es hier eng wird. Dormagen hat eine Mannschaft mit super Typen und einer tollen Moral“, sagte Naji, fügte aber an: „Trotzdem bin ich natürlich nicht zufrieden, wir hätten früher den Deckel draufmachen müssen.“ Dass auch der erneut starke TSV-Keeper Martin Juzbasic mit zehn Paraden großen Anteil hatte, dass das nicht gelang, gestand Naji nach der Partie neidlos ein: „Als gegnerischer Trainer wird man verrückt, wenn man sieht, was Juzbasic immer wieder für entscheidende Bälle hält.“ Entscheidend absetzen hätte sich sein Team zu Beginn der zweiten Hälfte können, als der TSV mit zwei technischen Fehlern startete und es so den Essenern ermöglichte, auf 19:15 davonzuziehen. Doch die Gastgeber kämpften sich genauso wieder heran, wie es die Essener in der ersten Spielhälfte getan hatten, als sich Dormagen unter dem frenetischen Jubel seiner Fans unter den 944 Zuschauern (Rekord in dieser Saison) vom Start weg auf 5:1 absetzte.

Dass die Essener in der ersten Hälfte die Kurve bekamen, lag daran, dass ihre 5:1-Abwehr nach einer Auszeit von Naji besser funktionierte und ihr Spielmacher Justin Müller kaum noch zu stoppen war. Kurz nach dem Seitenwechsel war es bei Dormagen auch eine Auszeit, die Dusko Bilanovic für eine wichtige Weichenstellung nutzte. Er beorderte Benjamin Richter für Patryk Biernacki auf die Spielmacherposition. „Ab da hatte unser Spiel mehr Struktur“, meinte der TSV-Coach. Bei 23:22 (50.) ging der TSV durch ein Tor von Linksaußen Jaka Zurga erstmals wieder in Führung und hätte vier Minuten später einen Big Point setzen können, wenn Rechtsaußen Jakub Sterba seine Chance zum 25:23 genutzt hätte und nicht mit einem Heber am starken Gäste-Keeper Lukas Diedrich gescheitert wäre. Stattdessen gingen die Gäste in der 57. Minute mit 25:24 in Front und setzten den TSV mächtig unter Zugzwang. Als die Schiedsrichter in der der letzten Minute schon Zeitspiel angezeigt hatten, behielt Richter die Nerven und hämmerte den Ball zehn Sekunden vor Schluss in den Winkel, sehr zur Freude der Fans und von DuskoBilanovic. „Benni hat uns super geholfen. Es war, als wäre er nie weggewesen.“ Schon am Donnerstag geht es in Dresden weiter.

TSV-Tore:Meuser (6), Grbavac (5), P. Hüter (5), Richter (3), Reimer (2/2), Zurga (2), Sterba (1), Seesing (1)

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