Handball TSV muss noch mal ans Limit gehen
Dormagen · Der Handball-Zweitligist aus Dormagen empfängt am zweiten Weihnachtsfeiertag die starke HSG Nordhorn-Lingen im TSV Bayer Sportcenter.
Die Frage, ob er sich daran erinnern könne, dass er in seiner langen Karriere im Profi-Handball jemals am Christfest frei gehabt habe, beantwortet Matthias Flohr mit einem klaren „Nein!“ Ein Problem hat der Trainer des Zweitligisten TSV Bayer Dormagen damit freilich nicht. „Das ist nun mal Teil des Jobs. Handball ist Entertainment.“
Folglich wurde am Höhenberg auch am Freitag ganz normal trainiert – und am ersten Weihnachtsfeiertag steht das Abschlusstraining für das Heimspiel am darauffolgenden Tag (Anpfiff 17 Uhr, TSV Bayer Sportcenter) gegen die HSG Nordhorn-Lingen auf dem Programm. Immerhin lässt der Coach seinen Schützlingen den Heiligen Abend zu freien Verfügung, wenn auch nicht ganz freiwillig. Mit Blick auf seinen durch Verletzungen und die kaum zu stoppende Erkältungswelle gefährlich ausgedünnten Kader mahnt er: „Wir müssen auf unsere Ressourcen achten.“ Bei der 27:30-Niederlage am vergangenen Samstag gegen TuSEM Essen erwischte es auch Mislav Grgic am Ellenbogen. „Wir haben teilweise nur mit fünf Feldspielern trainiert“, sagt der Coach.
Nicht wirklich hilfreich war in dieser personell so angespannten Situation, dass sich in Sören Steinhaus, Lucas Rehfus und Aron Seesing (sagte allerdings krank ab) bis einschließlich Mittwoch gleich drei Akteure zum Lehrgang der U21-Nationalmannschaft abgemeldet hatten. „Die Jungs können die Belastung schon tragen“, weiß Flohr zwar, doch gerade in dieser Woche sei das ohne sie im Training natürlich schon ziemlich zäh geworden. Grundsätzlich sieht er die Abstellungen seiner Spieler für die Nationalmannschaft aber positiv. „Ich habe einen guten Draht zu ihrem U21-Trainer Martin Heuberger, tausche mich mit ihm regelmäßig aus. Eine andere Ansprache tut den Jungs ganz gut.“
Während also die Dormagener vor dem letzten Liga-Spiel bis zum 3. Februar, wenn es nach der WM-Pause zum HC Empor Rostock geht, auf dem Zahnfleisch kriechen, erwartet Flohr am zweiten Weihnachtstag einen Kontrahenten, der, abzüglich der vier Langzeitverletzten, „mit voller Kapelle kommt.“ Das ist auch deshalb recht beunruhigend, weil er Nordhorn als „absolute Topmannschaft“ sieht. „Da war fast jeder Spieler schon in der 1. Liga im Einsatz.“ Und die aktuelle Form stimmt auch. Das beste Beispiel dafür ist Bart Ravensbergen: Der 29-Jährige, bei der Weltmeisterschaft vom 11. bis 29. Januar in Polen und Schweden im Tor der Niederlande, wehrte am vergangenen Wochenende beim 24:20-Erfolg der HSG über die zuvor acht Mal in Folge siegreichen Eulen Ludwigshafen 22 Würfe mit einer Quote von 54 Prozent (!) ab, hielt alle drei Siebenmeter der Gäste und erzielte selbst noch zwei Tore. Kein Wunder, dass HSG-Coach Daniel Kubes hinterher geradezu ins Schwärmen geriet. „Wir spielen absolut am Limit“, befand er und sprach von einer „phänomenalen Torhüter- und Abwehrleistung“ seines Teams.
Der schwer angeschlagene TSV Bayer will am Montag mit Leidenschaft, Kampfgeist und seinem Publikum kontern. „Mit der Unterstützung unserer Zuschauer werden wir das Bestmögliche herausholen“, verspricht Flohr, der das erste Mannschaftstraining im neuen Jahr für den 9. Januar angesetzt hat. Für Ian und Patrick Hüter geht es schon vorher zur bei der Weltmeisterschaft tätigen Auswahl der USA, Jakub Sterba ist mit Tschechien unterwegs, Seesing, Steinhaus und Rehfus messen sich mit dem deutschen U21-Team bei einem Vier-Nationen-Turnier mit Portugal, Spanien und Frankreich.