Handball TSV holt Ex-Nationalspieler als Trainer

Dormagen · Ab Sommer ist der aktuell als Assistenzcoach beim Erstligisten HBW Balingen/Weilstetten tätige Matthias Flohr Trainer in Dormagen. Der akut vom Abstieg bedrohte Handball-Zweitligisten hatte sich in der EM-Pause von Dusko Bilanovic getrennt.

 Torhüter Sven Bartmann, Matthias Flohr und Ian Hüter (v.l.) beim Spiel der 2. Liga zwischen dem TSV Bayer Dormagen und dem HBW Balingen-Weilstetten am 9. November 2018 im TSV Bayer Sportcenter.

Torhüter Sven Bartmann, Matthias Flohr und Ian Hüter (v.l.) beim Spiel der 2. Liga zwischen dem TSV Bayer Dormagen und dem HBW Balingen-Weilstetten am 9. November 2018 im TSV Bayer Sportcenter.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Wenn Matthias „Matti‘“ Flohr im Juli seinen Dienst als Cheftrainer am Höhenberg antritt, findet endlich zusammen, was eigentlich längst zusammengehört. Denn schon Pfingsten 2001 führte der damals 19-Jährige die von Erik Wudtke (bis Anfang 2017 Sportlicher Leiter in Dormagen) trainierte A-Jugend der DJK/BTB Aachen im Endspiel des Quirinus-Cups als Spielmacher zu einem 14:9-Erfolg über TuSEM Essen. Unter den interessierten Zuschauern in der zum Bersten vollen Stadionhalle in Neuss: Manager Uli Derad und Trainer Kai Wandschneider vom TSV Bayer Dormagen, der sich nach seinem Bundesliga-Rückzug aus wirtschaftlichen Gründen in die Regionalliga gerade im Neuaufbau befand. Doch das Riesentalent, dem der als Trainer für den gastgenden Neusser HV tätige Uli Schmitz schon damals eine „sehr gute Zukunft“ voraussagte, wechselte nicht in die Chemiestadt, hatte schon vor dem Turnier beim Zweitligisten Ahlener SG unterschrieben.

Doch der wegen seiner beachtlichen Physis auch am Kreis eingesetzte Linksaußen blieb in Dormagen immer ein Thema. „Wir haben ihn lange beobachtet und hatten ihn vor Jahren auch schon mal als Spieler im Blick“, sagt Handball-Geschäftsführer Björn Barthel. In Hamburg adelte ihn Michael Biegler (von 1990 bis 1994 unter Hade Schmitz Co-Trainer des TSV Bayer) mit den Worten: „Die Aggressivität, die Matti vorlebt, und diese Positionsvariabilität – das kann einen Trainer nur begeistern. Matti startet unseren Deckungsmotor. Es ist fantastisch, mit ihm arbeiten zu dürfen.“ Seine größten Erfolge feierte Flohr mit dem HSV Hamburg, für den er auf fast allen Positionen zum Einsatz kam, wenn Not am Mann war. An der Elbe wurde er Deutscher Meister, Pokal-, Super-Cup- und Champions League-Gewinner.

 Björn Barthel (M. 4.v.l.) und Matti Flohr (vorne 3.v.l.) während der Erstliga-Partie zwischen Dormagen und Hamburg am 13. September 2008.

Björn Barthel (M. 4.v.l.) und Matti Flohr (vorne 3.v.l.) während der Erstliga-Partie zwischen Dormagen und Hamburg am 13. September 2008.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Dormagens Sportlicher Leiter Walter Haase kennt den bald 40-Jährigen schon ewig. „Er war ein starker Spieler und ich traue ihm auch als Trainer einiges zu.“ Er ist sich sicher, dass der ehemalige Nationalspieler „zu unserem Verein passt. Er ist ehrgeizig, zielstrebig und besitzt ein gesundes Augenmaß.“ Für den dreifachen Familienvater, der sich über Wohnungs- oder Hausangebote in seiner neuen Heimat freuen würde, ist Dormagen „schon immer ein reizvoller Handball-Standort gewesen. Deshalb ist diese Aufgabe für mich besonders und herausfordernd.“ Zwar gilt sein zunächst bis 2024 datierter Vertrag am Höhenberg „formal für die 2. und 3. Liga“, doch geht Barthel fest davon aus, „dass Matti bei uns ab Juli Trainer eines Zweitligisten sei wird.“ Auch Flohr „hat ein gutes Gefühl.“ Es werde nicht einfach, räumt er ein, doch traut er Peer Pütz und seinem aus David Röhrig, Nicolas Brandt (Athletik) und Joachim Kurth (Torhüter) bestehenden Trainerteam zu, die Mission Klassenverbleib in der am Sonntag mit der Partie in Ludwigshafen fortgesetzten Saison erfolgreich abzuschließen.

Bis dahin geht der Lehrer für Sport und Mathematik weiter seinem Job als Assistenzcoach des Erstligisten HBW Balingen/Weilstetten nach. Bei den „Galliern von der Alb“ sei in ihm auch der Entschluss gereift, voll auf die Karte Handball zu setzen. „In Balingen hat mich Jens Bürkle stark gefördert und mir die Entscheidung leichter gemacht.“ Sein aktueller Arbeitgeber hätte den 39-Jährigen gerne über die laufende Saison hinaus beschäftigt, sagt HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel. „Matti ist ein absoluter Leader-Typ, der alle Tugenden mitbringt, die man brauchen, um erfolgreich zu spielen. Aber wir wussten, dass er mit seiner Familie zurück in seine Heimat gehen wird, wenn ihm eine passende Stelle angeboten wird.“  

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