2. Handball-Bundesliga Dormagener nehmen das Mittelrhein-Derby nicht richtig an

Dormagen · Die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer hatten sich für die Partie beim VfL Gummersbach viel vorgenommen, verloren am Ende aber überdeutlich.

 Während der Ex-Dormagener Julian Köster im Gummersbacher Trikot jubelt,  kann Ian Hüter nur betreten zuschauen.

Während der Ex-Dormagener Julian Köster im Gummersbacher Trikot jubelt,  kann Ian Hüter nur betreten zuschauen.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Der Auftrag an seine Spieler war eigentlich klar. Dusko Bilanovic, Trainer des Handball-Zweitligisten TSV Bayer Dormagen, wollte nach den dürftigen Vorstellungen bei den Niederlagen gegen den TV Großwallstadt und den Wilhelmshavener HV im Mittelrhein-Derby beim VfL Gummersbach von seinen Spielern eine Antwort sehen. Ihm war zwar klar, dass beim Aufstiegsanwärter alles würde passen müssen, um etwas Zählbares mitzunehmen, doch er meinte auch: „Wir haben etwas zu reparieren.“ Das misslang gründlich. Unter dem Strich stand eine 25:35 (13:18)-Auswärtsniederlage, letztlich waren die Dormagener anders am Hinspiel (24:24) chancenlos.

Vor allem das Auftreten seiner Mannschaft in der zweiten Spielhälfte passte dem Trainer überhaupt nicht in dem Kram. Hatte er sich angesichts der auch wegen Corona extrem fordernden Saison und vieler Verletzungssorgen nach außen hin bislang immer schützend vor die Mannschaft gestellt, fand er nach dem Spiel in Gummersbach deutliche Worte.  „Wir haben in den ersten 25 Minuten guten Handball gespielt und dann haben wir plötzlich aufgehört eine angemessene Aggressivität an den Tag zu legen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann leider so weitergemacht und es hat sich nicht so angefühlt, als würden wir ein Derby spielen. Das war schon mehr ein Freundschaftsspiel. Ich verstehe, dass die Saison lang ist, aber so dürfen wir in einem Derby nicht auftreten.“

Nicht nur ihn dürfte am Höhenberg die Befürchtung umtreiben, dass im Saisonendspurt die Eindrücke einer bislang überraschend starken Saison verwässert werden. Schließlich standen die Dormagener mit ihrem vergleichsweise geringen Etat und einer jungen Mannschaft bis vor Kurzem noch auf dem vierten Platz, sind aber nach erstmals drei Niederlagen in Folge in dieser Saison inzwischen auf Rang sieben abgerutscht. Wenn TSV-Fans auf Facebook durchaus das bisher geleistete anerkennen, aber nach der Partie am Freitag kommentieren „Es wäre sehr schade, wenn die Saison so ausklingen würde. Hoffentlich geht nochmal ein Ruck durch die Mannschaft“, „Ihr habt gezeigt, dass Ihr es könnt und langsam wird es Zeit, dass Ihr es uns und Euch selber wieder zeigt“ und „Die Luft ist raus“, lässt das tief blicken.

Dass in Gummersbach durchaus mehr drin gewesen wäre, zeigten weite Teile des ersten Durchgangs, als es die Gäste schafften, in der Abwehr konzentriert zu arbeiten, den Rückraum des VfL unter Druck zu setzen und nach vorne dann ihr bekanntes Tempospiel aufzuziehen. So gingen sie zu Beginn auch in Führung, letztmals allerdings durch Ian Hüter mit 5:4 (7.). Danach blieb der TSV auch dank eines nach seiner Verletzung weiter formverbesserten Torwarts Martin Juzbasic (12 Paraden) zwar noch gut in der Partie, doch mit zunehmender Spieldauer fehlte es an der letzten Konsequenz im Abschluss. Dass am Ende 22 Fehlwürfe zu Buche standen, hatte allerdings auch mit VfL-Keeper Matthias Puhle zu tun, der immer besser ins Spiel kam. Zwischen der 14. und 19. Minute hielt er gleich  mehrere freie Würfe und einen Siebenmeter von Benjamin Richter, so dass sich Gummersbach erstmals auf vier Tore (12:8, 20.) absetzen konnte.

Der entscheidende Schachzug war dann offenbar, dass VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson kurz vor der Pause auf eine offensivere Abwehrformation umstellte. Damit tat sich Dormagen auch nach dem Seitenwechsel schwer, kam auch trotz zweier Auszeiten und einiger Personalrochaden von Dusko Bilanovic nicht mehr heran und ließ dann irgendwann komplett abreißen. Konsequenz war die erste Saisonniederlage mit einem zweistelligen Rückstand. Vorgezogener Spieler in der 5:1-Formation war übrigens der Ex-Dormagener Julian Köster, der zunächst auf Halblinks und später in der Rückraummitte ein starkes Spiel machte. Dusko Bilanovic, der ihn im Winter nur ungern hatte ziehen lassen, meinte: „Er ist ein intelligenter Spieler. Mich ärgert aber, dass wir seine Anspiele kennen, sie aber nicht verhindern konnten.“

VfL Gummersbach – TSV Bayer Dormagen 35:25 (18:13)

Gummersbach: Puhle (11 Paraden), Valerio (ab 54., 1 P.); Schröter, Fanger (2), Vidarsson (4), Da Rocha Viana (1), Köster (2), Blohme (9), Kontrec, Herrmann (4), Herzig, Meinhardt (3), Kiesler, Haller, Stüber (3), Bozovic (7/2).

Dormagen: Juzbasic (12 Paraden); Senden (2), Meuser (4), Richter (2/2), I. Hüter (4), Reimer (1/1), Skroblien, P. Hüter (5), Sterba (3), Grbavac (3), Mast (1).

Schiedsrichter: Linker / Schmidt.

Zeitstrafen: 4:2 Minuten.

Siebenmeter: 2/2:3/6 (Puhle hält zweimal gegen Richter, Reimer wirft an den Pfosten).

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