Korschenbroich Trauer um Eugen Viehof senior

Korschenbroich · Der Gründer der Allkauf-Unternehmensgruppe ist in der vergangenen Woche im Alter von 93 Jahren gestorben. Am Dienstag wurde er im engsten Familienkreis beerdigt. Ein Rückblick auf eine außergewöhnliche Karriere.

 Im Juni 1985 bekam Eugen Viehof (rechts) für seine unternehmerischen Leistungen das Bundesverdienstkreuz am Bande vom damaligen Düsseldorfer Regierungspräsidenten Hermann Strich verliehen.

Im Juni 1985 bekam Eugen Viehof (rechts) für seine unternehmerischen Leistungen das Bundesverdienstkreuz am Bande vom damaligen Düsseldorfer Regierungspräsidenten Hermann Strich verliehen.

Foto: Frank Pierlings

Als Eugen Viehof senior 1984 als geschäftsführender Gesellschafter aus seinem Unternehmen ausschied, telegrafierte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl: "Sie haben am wirtschaftlichen Aufschwung unseres Landes entscheidend mitgewirkt." Ein halbes Jahr später erhielt Viehof das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Untrügliche Zeichen dafür, dass der Gründer der Allkauf-Unternehmensgruppe, der Ende vergangener Woche im Alter von 93 Jahren verstarb, als einer der wichtigsten Industriellen der Nachkriegszeit galt. Am Dienstag wurde Eugen Viehof senior im engsten Familienkreis beerdigt.

Der Aufstieg der Viehof-Dynastie begann 1945, nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit 29 Jahren kam Eugen Viehof ins väterliche Geschäft an der Myllendonker Straße in Korschenbroich. Das Anwesen war seit 1842 in Familienhand. 1948 übernahm der gelernte Müller die Firma, die aus einer Getreidemühle, einem Mehlgroßhandel und einem Laden für Bäckereibedarf bestand; zusätzlich wurde Landwirtschaft betrieben.

1962 gründete Viehof zusammen mit seinem Schwager Gerhard Ackermanns in einer gemieteten Textilhalle an der Reyerhütte in Mönchengladbach Selgro (Selbstbedienungs-Großmarkt) nach dem Vorbild amerikanischer Cash-&-Carry-Märkte.

Viehof war dabei dem Zeitgeist gefolgt: Kunden und Umsätze sanken, die Bäcker der Region kauften nicht mehr bei ihm, sondern fuhren nach Bochum in ein Selbstbedienungsgeschäft, das mit Billigangeboten lockte. Um einem Namensstreit mit einer Elektrofirma (Elgro) zu entgehen, nannte Viehof das Unternehmen in Selgros um.

Schnell erkannte Viehof, dass das Erfolgsrezept der Selbstbedienung aus dem Groß- auch auf den Einzelhandel übertragbar sein musste. Am 1. März 1968 eröffnete der erste Allkauf-Discounter ("Alle können alles kaufen") in Heinsberg, ein Verbrauchermarkt in Düren folgte nur zwei Monate später. Er bot 60.000 Artikel unter einem Dach — ein Quantensprung zu einer Zeit, als Tante-Emma-Läden im Einzelhandel noch den Ton angaben.

Binnen weniger Jahre entstand aus Allkauf ein wahres Handelsimperium. 1984, als der passionierte Golfspieler aus dem operativen Geschäft ausschied, zählten 6450 Mitarbeiter — davon 800 in Gladbach —, 39 SB-Warenhäuser, 52 Foto-Fachgeschäfte, zwölf Möbelhäuser, zwei Cash-&-Carry-Märkte, eine Fruchtzentrale, ein Ausbauhaus-Programm und mit Tjaereborg ein Reisegeschäft zur Unternehmensgruppe.

"Auch finanziell erfreuen Sie uns. Sie gehören zu unseren bedeutendsten Steuerzahlern", neckte der damalige rheinische CDU-Chef Bernhard Worms Viehof bei dessen Verabschiedung. Dieser konterte: "Ich habe gar nicht gewusst, was für ein toller Bursche ich bin." Und rückte die Leistung seiner Gattin in den Mittelpunkt: "Wir sind 36 Jahre verheiratet. Ich habe noch keinen Tag erlebt, an dem sie schlechte Laune gehabt hätte."

Zeit seines Unternehmerlebens zeigte Viehof Verantwortung für Unternehmen und Mitarbeiter, unterstützte gemeinnützige Zwecke. Insbesondere für seine Verdienste um die Auszubildenden erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Viehof, der als Meister der Sparsamkeit und Verfechter der freien Marktwirtschaft galt, übergab die Verantwortung an seine vier Söhne, Eugen junior, Klaus, Bernd und Michael. Diese kauften 1990 für umgerechnet 300 Millionen Euro die Anteile des Mit-Gründers Ackermanns, expandierten nach der Wende besonders nach Ostdeutschland.

Vor zwölf Jahren endete das spannende Kapitel deutscher Unternehmensgeschichte: Im Februar 1998 verkauften die Viehofs die Unternehmensgruppe an die Metro.

(NGZ)
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