Kranz stellt ihr Programm vor Transparenz und Bürgernähe

Kranz stellt ihr Programm vor · Von Simon Hopf

Bislang hat sie ihre Entscheidung keinen Tag bereut. Margarete Kranz fühlt sich in ihrer neuen Rolle als Verwaltungschefin "pudelwohl". Warum auch nicht? "Ich war ja ganz gut darüber informiert, was auf mich zukommt", erzählt Kranz, die vor einem Monat durch ihre "Annahmeerklärung zur Bürgermeisterwahl" mit ihrer Unterschrift Rudi Schmitz gleichsam offiziell beerbt hat.

Sie muss lachen: Nein, ihr Terminkalender sei nicht explodiert. "Aber reichlich gefüllt ist er dennoch." Schließlich macht sie zurzeit einen Ein-Frau-Job, nimmt Termine wahr , die bis vor kurzem auf mehreren Schultern verteilt waren. Das Trio Kranz, Jennes und Schmitz wurde durch zwei Pensionierungen zum Solo - doch nicht mehr lange.

Wie die Bürgermeisterin im Gespräch mit der NGZ verrät, soll die Stellenausschreibung für den neuen Beigeordneten am kommenden Donnerstag, 4. November, im Gemeinderat verkündet werden. Mit Margarete Kranz weht ein anderer Wind durchs Rathaus. Dass er zum Sturm werden könnte, steht nicht zu befürchten. "Einen Schrecken hat keiner bekommen", antwortet sie auf die Frage, ob sich ihr Führungsstil mit dem Wechsel auf den Chefsessel verändert habe.

Für manche neu sei aber sicherlich ihre Öffnungspolitik, mit der sie die Vorgänge in der Verwaltung noch transparenter machen will. Großen Wert legt sie dabei auf eine funktionierende Kommunikation mit der Presse, deren unersättliche Neugier durch regelmäßige Mitteilungen besänftigt werden soll.

Als ihr Programm für die nächsten fünf Jahre könnte man indes das Schlagwort "praktizierte Bürgernähe" nennen. Sprechstunden im Zwei-Wochen-Rhythmus (donnerstags von 14 bis 17 Uhr) sind da nur ein Aspekt unter vielen. Wer zu ihr komme, solle Antwort erhalten, betont die 54-Jährige. Sie ermuntert deshalb alle Interessierten, sich bei Anliegen vorher schon einmal telefonisch zu melden, um der Bürgermeisterin die Chance zu geben, sich bis zum Vier-Augen-Gespräch über den betreffenden Sachverhalt zu informieren.

Darüber hinaus fällt der Begriff "Bürgertelefon", das schon ab Mitte nächsten Monats freigeschaltet wird. Ein Anschluss, der rund um die Uhr erreichbar sein soll, nachts über einen Anrufbeantworter - mit Rückrufgarantie, wie Margarete Kranz betont. Ein weiteres Anliegen ist ihr das Konzept "Jüchen 2020", das sie auf eine breite Basis stellen will. Die Gemeinde sei bereits mit Fachhochschulen und Universitäten in Kontakt, da sich das Thema auch als Diplom- oder Semesterarbeit anbietet.

"Wie wollen wir leben?", das ist der große Leitgedanke, mit dem sich die Bürger gemeinsam mit ihrer Gemeindeverwaltung auseinander setzen sollen. Kranz weiß die Mentalität der Jüchener schon ganz gut einzuschätzen: "Sie wissen, was für ihren Ort gut ist." Traditionen und starke Heimatverbundenheit seien ganz charakteristisch, meint Kranz, die aus dem Bergischen stammt.

Von daher plädiert sie für eine behutsame Fortentwicklung der Gemeinde, die nicht auf Biegen und Brechen von der Einwohnerzahl her auf Stadtgröße aufgebläht werden dürfe, auch wenn die Infrastruktur bereits heute auf 25000 bis 28000 Einwohner ausgelegt sei. Und noch ein weiteres Stichwort lässt bei der Verwaltungschefin die Augen blitzen: "Bürgerhaushalt".

Ihr erklärtes Ziel ist es, die Bevölkerung aktiv in den Diskussionsprozess um den jährlich neu festzusetzenden Einnahmen- und Ausgaben-Rahmenplan der Gemeinde mit einzubeziehen "Über Inhalte sprechen", präzisiert sie. In einigen - insbesondere kleineren - Kommunen sei das Experiment schon "bei relativ geringem Aufwand" gestartet worden. Die gesuchte Nähe zwischen Bürger und Verwaltung, das manifestierte sich bereits in den Beiräten für Otzenrath-Spenrath und Holz, die Kranz als gelungenes Beispiel anführt. Apropos Umsiedlung: Den Umgang mit den Betroffenen bezeichnet sie als "entspannt".

Sicher, "es gab Hochs und Tiefs", ab sie ist von einem überzeugt: "Im Grunde vertrauen die Umsiedler uns", meint sie mit Blick auf ihre Verwaltung. Nach so viel Dienstlichem ein Satz zum Privatleben: Gibt es für die Bürgermeisterin ein Lieblingsplätzchen in der Gemeinde? "Die Gregend um Schloss Dyck", braucht Kranz nicht lange zu überlegen. Dort gehe sie gerne mal ein Stündchen Spazieren. Das Dycker Ländchen sei einfach Idylle pur. Da passt es, wenn ihr in Köln studierender Sohn sagt, er fahre an Wochenenden "nach Jüchen in Urlaub".

(NGZ)
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