Persönlich Trainer hat seinen Torriecher behalten

Neersbroich · Wenn Not am Mann ist, springt Oliver Glogau mit 53 Jahren in Neersbroich noch ein. Am Wochenende gelang ihm in der Kreisliga A Mönchengladbach/Viersen mal wieder ein Treffer.

Oliver Glogau trainiert die SF Neersbroich.

Oliver Glogau trainiert die SF Neersbroich.

Foto: Fupa

Die Sportfreunde Neersbroich starteten erfolgreich ins Fußballjahr 2023. Mit einem 3:1-Sieg gegen den abstiegsbedrohten BV Grün-Weiß Holt hat der Tabellenfünfte seine Hausaufgaben erledigt. Trotz des erwartbaren Ergebnisses konnte das Spiel mit einem besonderen Schmankerl aufwarten. Denn kein Geringerer als Oliver Glogau machte in der Nachspielzeit alles klar. Dabei ist er mittlerweile 53 Jahre alt und im Hauptjob Trainer der Neersbroicher Sportfreunde.

Der Grund für die ungewöhnliche Rolle als Goalgetter: Glogau wurde vor der Partie mit heftigen Personalproblemen konfrontiert. Nach den Karnevalsfeierlichkeiten meldeten sich einige Spieler für den Rückrundenauftakt krank ab, so dass Oliver Glogau nur dreizehn Feldspieler zur Verfügung standen. Deswegen ließ er sich in seiner Verzweiflung kurzerhand für den Notfall selbst auf den Spielbericht schreiben. „Wenn ich nur einen kleinen Kader habe, achte ich trotzdem darauf, dass ich keinen Spieler aus der zweiten oder dritten Mannschaft nominiere, der danach gesperrt wäre. Deshalb habe ich meine Fußballschuhe immer dabei“, erklärt Glogau.

Die Sportfreunde machten nach Ansicht des Trainers allerdings auch ohne ihnen einen ordentlichen Job. In der 18. Minute netzte Kapitän Dennis Kylau zur 1:0-Führung ein. Juri Guarracino (39.) lieferte jedoch den Ausgleich für die Grün-Weißen. Im zweiten Durchgang brachte der Neersbroicher Tim Heymanns (70.) sein Team wieder in Führung. Heymanns war es auch, der wegen eines Krampfes in der Nachspielzeit platzt für seinen Trainer machte. „Ich musste schon zuvor drei Spieler wechseln, zwei davon waren angeschlagen. Als Tim dann in der Nachspielzeit Krämpfe hatte, habe ich ihn gefragt, ob er weitermachen kann. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, bin ich dann für ihn reingekommen, weil ich dachte, dass jeden Moment Schluss ist“, erklärt Oliver Glogau. Seinen großen Moment bekam er jedoch noch. Die Holter warfen alles nach vorne, um noch einen Punkt ergattern zu können. Nachdem die Sportfreunde einen langen Ball der Gastgeber abgeblockt hatten, standen drei Neersbroicher nur noch zwei Holter Abwehrspielern gegenüber. Letztlich legte Dennis Kylau seinem Coach den Ball auf, den der 53-Jährige gekonnt einschob. „Auch wenn ich läuferisch natürlich nachgelassen habe, bin ich im Passspiel und beim Torabschluss noch sicher genug, um auszuhelfen. Und wegen meines Alters habe ich die Ruhe vor dem Tor“, erklärt er.

Der Kurzeinsatz gegen Holt war nicht das erste Mal, dass Glogau bei den Neersbroichern ausgeholfen hat. Auch in dieser Saison sammelte er beim 7:0 Auswärtserfolg gegen BWC Viersen am sechsten Spieltag schon Einsatzminuten. Seit 2018 kommt Oliver Glogau bei fünf Einsätzen auf fünf Torbeteiligungen. Dass der heutige Coach mit dem Ball umgehen kann, hat er bereits zu seiner aktiven Zeit unter Beweis gestellt. Anfang der 1990er Jahre lief er für die Sportfreunde Hamborn 07 in der Oberliga Nordrhein auf.

Während sein Sohn Tim mit an dem Treffer seines Vaters beteiligt war, gehörte sein älterer Bruder Marco mit zu den Ausfällen. „Vor einigen Jahren haben mein Bruder und ich ein Freundschaftsspiel organisiert, so dass ich mit beiden meiner Söhne gegen ihn und seinen Sohn spielen konnte“, sagt Oliver Glogau. Über weitere Einsätze und Treffer des Trainers würde sich die Mannschaft wahrscheinlich freuen. „Wenn ich treffe, muss ich der Mannschaft einen Kasten Bier mitbringen“, erzählt der älteste Torschütze des Spieltags, der allerdings darauf hofft, dass er seinen Kader bald wieder beisammen hat.

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