Thomas Perlick, vor fünf Wochen als Nachfolger von Peter Mehler zum Präsidenten gewählt, erklärte gegenüber der NGZ: "Damals war vom alten Vorstand ein Restschuldenberg von etwa 100.000 Mark angegeben worden. Nachdem wir alle Unterlagen durchgeforstet haben, mussten wir feststellen, dass es sich ungefähr um die doppelte Summe handelt."

Hinzu käme noch, dass der ebenfalls vom alten Vorstand als gesichert bezeichnete Etat von 100.000 Mark nicht vorhanden sei. Der ehemalige Vizepräsident Klaus Becker hierzu: "Wir haben nicht erklärt, dass der Betrag gesichert sei, wir haben lediglich gesagt, dass der Etat für die neue Spielzeit auf eben diese 100.000 Mark begrenzt worden ist."

Weiterhin stehen von einer Behörde Forderungen von annähernd 200.000 Mark an, deren Zahlung allerdings, so Peter Mehler kürzlich auf der Jahreshauptversammlung am 18. Juni, durch einen Personenkreis aus dem VfR-Umfeld gesichert seien. Perlick bemängelt allerdings, dass die bereits seit dem 12. März dazu vorliegenden entsprechenden Verträge immer noch nicht unterzeichnet seien.

Erschwerend kommt hinzu, dass mit Frankenheim ein Hauptsponsor sein Engagement bei den Grün-Weissen beendet hat, und die Verhandlungen mit dem zweiten Hauptsponsor RheinLand noch im Raum stehen. Perlick: "Fakt ist derzeit, dass wir noch keine einzige Unterschrift unter Dach und Fach haben und deshalb auch nicht wissen, ob und wie es weitergehen soll."

Bis Ende nächster Woche hat sich der neu gewählte Vorstand nun eine Frist gesetzt, um die bisher erfolglose Suche nach möglichen Geldgebern verstärkt fortzusetzen. "Und da machen selbst unsere Spieler mit", erklärt Neupräsident Perlick. Auch Bürgermeister Herbert Napp wurde um Unterstützung gebeten, will diese im Rahmen seiner Möglichkeiten auch gewähren.

"Die Stadt hat mit dem Verzicht auf einige Forderungen schon getan, was möglich ist", erklärte Napp gestern gegenüber der NGZ und fügte hinzu: "Ich würde mich gerne für den VfR einsetzen, bin bereit, mich mit möglichen Sponsoren an einen runden Tisch zu setzen und Unterstützung für den VfR zu koordinieren.

Außerdem stünde es der Stadt gut zu Gesicht, wenn der Fußball in Neuss in einer höheren Liga vertreten wäre." Napp lobte die Arbeit des ehemaligen Vorstandes, der den Schuldenberg doch arg habe reduzieren können, und verglich: "Bei einem Marathonlauf wäre der VfR jetzt ungefähr auf den letzten beiden Kilometern, da sollte ihm nicht die Puste ausgehen."

Die Sache selbst in die Hand nehmen will man nun mit einer großen Fete am 10. August auf der Sportanlage am Derendorfer Weg. "Wir wollen namhafte heimische Gruppen wie "Sound Convoy" und "Die Räuber" engagieren", erklärt Präsident Perlick.

"Nicht in erster Linie mit dem Gedanken, etwas für die Finanzen zu tun, sondern auch um zu zeigen, dass ein ,Wir-Gefühl' bei uns da ist und um vielleicht eine Initialzündung zu erreichen." Falls dies nicht gelingt, steht erneut ein Insolvenzantrag im Raum. Ralf Angenendt