Radsport Andreas Kappes wäre stolz gewesen

Neuss · Die 17. Auflage der Tour de Neuss steht ganz im Zeichen ihres verstorbenen sportlichen Leiters. Nils Politt gewann das Elite-Rennen.

 Die Ruhe vor dem Sturm: Die Profis kurz vor dem Start der 17.Tour de Neuss bei der Gedenkminute für Andreas Kappes.

Die Ruhe vor dem Sturm: Die Profis kurz vor dem Start der 17.Tour de Neuss bei der Gedenkminute für Andreas Kappes.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Der Schock stand den Verantwortlichen auch einen Tag nach der erschütternden Nachricht ins Gesicht geschrieben. Mit traurigen Mienen organisierten Stephan Hilgers und Co. die Tour de Neuss, keine 48 Stunden nachdem ihr sportlicher Leiter Andreas Kappes mit 52 Jahren an einem Herzstillstand in der Folge eines Insektenstichs verstorben war. „Wir werden es so halten, dass Andy von da oben zufrieden zuschauen kann“, sagte Moderator Christian Stoll. Die gute Nachricht: Das ist gelungen. Die 17. Auflage des Radrennens um die Kaiser-Friedrich-Straße war in Anbetracht der Umstände ein voller Erfolg.

Die Betroffenheit war greifbar, als die 49 mit einem Trauerflor gestarteten Fahrer des Eliterennens vor dem Startschuss dem ehemaligen Profi in einer Schweigeminute gedachten. Auch Kappes’ Sohn und Tochter, seine Ex-Frau sowie viele Freunde und Vertraute waren vor Ort. So waren etwa der Tscheche Richard Faltus, ehemaliger Teamkollege Kappes’, sowie sein enger Freund Carsten Wolf, ehemaliger Junioren-Weltmeister, unter den Zuschauern. Auch Ekkehard Boden, Geschäftsführer der Stadtwerke und Teilnehmer im „Firmenrace“, zeigte sich betroffen: „Auch wenn man ihn selber nicht kennt, denkt man ständig darüber nach. Es ist einfach ungerecht, wenn ein so junger Mensch, der sich auch noch so stark ehrenamtlich engagiert hat, aus dem Leben gerissen wird.“ Die Tour de Neuss, das war klar, stand ganz im Zeichen ihres sportlichen Leiters. Aber, und auch das war den Verantwortlichen wichtig, sie war einmal mehr eine tolle Sportparty, die für eine prallgefüllte Innenstadt und Stars zum Anfassen sorgte.

 Die diesjährigen Tour-de-France-Teilnehmer André Greipel (linkes Bild, l.) und Marcel Sieberg trugen sich in ein Kondolenzbuch ein.

Die diesjährigen Tour-de-France-Teilnehmer André Greipel (linkes Bild, l.) und Marcel Sieberg trugen sich in ein Kondolenzbuch ein.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Das vom Supersprinter und dreimaligen Neusser Sieger André Greipel angeführte Feld zeigte schon eine vor Beginn des Rennens volksnah, stand für Fotos und Autogramme bereit und beantwortete die Fragen der Fans. Die Entspannung war den acht Fahrern, die direkt von der erst am vergangenen Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France kamen, anzusehen, lagen doch die drei härtesten Wochen des Jahres hinter ihnen. Marcus Burghardt (Team Bora Hansgrohe), 2017 im Zielsprint von Greipel und Rick Zabel geschlagen, freute sich auf den veränderten Streckenverlauf mit längeren Geraden: „Da müssen die Sprinter ein bisschen länger warten, bis sie anziehen. Das könnte mir entgegenkommen.“

 Unter den Zuschauern, auch bei „Tour-Teufel“ Didi Senft, war Eis sehr gefragt.

Unter den Zuschauern, auch bei „Tour-Teufel“ Didi Senft, war Eis sehr gefragt.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Gemeinsam mit Greipel und dessen Teamkollegen Marcel Sieberg (Team Lotto Soudal) fuhr er vorab eine Runde mit begeisterten Kindern. Zwei von ihnen, Allegra Cabrita und Lennard Holubek, durften sich gar über ein neues Rennrad freuen, das sie von Bürgermeister und Schirmherr Reiner Breuer überreicht bekamen. Der zeigte sich als großer Radsportfreund: „Im Sportkalender unserer Stadt stellt die Tour de Neuss ein absolutes spitzensportliches Highlight dar.“

Das machte sich auch am Streckenrand bemerkbar, wo die begehrten Plätze direkt an den Absperrungen schon eine Stunde vor Rennbeginn längst vergeben waren. Mit dabei war auch der längst zum Inventar gehörende Tour-Teufel Didi Senft, der gar nicht mehr zählen kann, wie oft er nun schon in Neuss zu Gast war: „Das müsste ich nachschlagen. Bei der Tour de France war ich jetzt jedenfalls schon zum 25. Mal.“

 17. Tour de Neuss

17. Tour de Neuss

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Senft, die Spitzenfahrer, die tausenden Fans, das Firmenrennen, die Tandem-Aktion und die Kinderrennen verwandelten die Tour de Neuss in ein riesiges Stadtfest. Und darauf, da waren sich alle Beteiligten einig, wäre Andreas Kappes garantiert stolz gewesen.

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