Tour de Neuss 2019 Emanuel Buchmann - ein bescheidener Star

Neuss · Emanuel Buchmann passt so gar nicht ins Klischee des Sport-Stars – eine persönliche Begegnung während der Tour de Neuss.

Fotos: So war die Tour de Neuss 2019
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So war die Tour de Neuss 2019

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Foto: Andreas Woitschützke

Eins vorweg: Die Macher der Tour de Neuss sind keineswegs Trittbrettfahrer des Erfolgs. Schließlich hatten sie Emanuel Buchmann schon verpflichtet, als den neuen Stern am deutschen Radsporthimmel gerade mal ein paar Experten dieser Sportart kannten. 2015 verdiente er sich Respekt, weil er nach einem schweren Sturz das Rennen mit blutendem Knie zu Ende fuhr. Ein Jahr später wurde er auf der Kaiser-Friedrich-Straße Vierter.

Am Mittwochabend stand Emanuel Buchmann dort wieder an der Startlinie – und alles war anders, nur nicht er selbst. Einen solchen „Hype“ um einen einzelnen Fahrer hatte in Neuss zuletzt Jens Voigt ausgelöst, der 2004 die Tour nach der Tour gewann. Und wie der Mecklenburger ist auch der Ravensburger kein Star, wie ihn die Medien, die elektronischen wie die sozialen, hervorbringen – eher still als ein Lautsprecher, eher nett als arrogant, bescheiden und ein Freund der bedachten Worte: „Ich war doch schon zwei Mal hier, weshalb sollte ich nicht wiederkommen?“ antwortet der Vierte der Tour de France auf die Frage, warum er sein erstes Rennen nach der Triumphfahrt durch Frankreich ausgerechnet in Neuss bestreitet.

Nein, sagt Emanuel Buchmann, sein Leben habe sich seit vergangenen Sonntag nicht verändert. „Aber ich war ja auch nur zwei Tage zuhause,“ fügt er mit jenem schüchternen Lächeln an, das inzwischen nicht nur Radsportfans kennen. Ob ihn all die Schlagzeilen, er könne der künftige Tour-Sieger sein, nicht belasten? Nein, sagt Buchmann, „mir fehlten ja nur zwei Minuten zum Sieg. Warum soll ich die nicht aufholen können?“ Buchmann hat keine Angst vor der eigenen Courage. Den Rummel um seine Person nimmt er gelassen, antwortet in jedes Mikrofon, das ihm unter die Nase gehalten wird, stellt sich für jedes Handyfoto in Position, das mit ihm und von ihm gemacht werden soll, schreibt seinen Namenszug auf jedes Radlertrikot, auf jedes Stück Papier, das ihm hingehalten wird. Und als Erklärung für seinen am Ende souverän herausgefahrenen Sieg sagt er: „Ich hatte ein gutes Team, Andreas und Michael haben eine sehr gute Arbeit gemacht.“

 Zwischen Sieg und Siegerehrung: Emanuel Buchmann mit NGZ-Sportredakteur Volker Koch, der von Beginn an zum Moderatoren-Team der Tour den Neuss gehört.

Zwischen Sieg und Siegerehrung: Emanuel Buchmann mit NGZ-Sportredakteur Volker Koch, der von Beginn an zum Moderatoren-Team der Tour den Neuss gehört.

Foto: Andreas Woitschützke

Emanuel Buchmann ist der Gegenentwurf zu jenen Selbstdarstellern, wie sie vor allem der Fußball hervorbringt. Ob er das durchhalten kann, wenn er tatsächlich eines Tages in Paris aufs Podium fährt oder gar in Gelb auf die Champs Elyséés einbiegt, wird sich zeigen. Zuzutrauen ist ihm beides – der sportliche Erfolg wie der Verbleib in der Normalität. Im Fußball hätte einer wie er keine Chance, im Radsport ist er genau der, den die vormals krisengeschüttelte Sportart jetzt braucht – ein bescheidener Star.

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