Jüchen Tomaten vom Bürgermeister

Jüchen · Horst Schröder ist seit seiner Kindheit passionierter Gemüsegärtner. Der stellvertretende Bürgermeister verzichtet sogar auf Sommerurlaube mit seiner Frau Dagmar, um den Garten nicht allein zu lassen.

 "Der klassische Kopfsalat ist mir zu wässrig."

"Der klassische Kopfsalat ist mir zu wässrig."

Foto: NGZ

Morgens geht Jüchens Vizebürgermeister Horst Schröder erst in den Garten und lässt sich dann davon überraschen, was es zum Mittagessen geben wird. Was das Gemüse angeht, sind er und seine Frau Dagmar nämlich zumindest in den Sommermonaten nahezu komplette Selbstversorger: Auf gut der Hälfte ihres etwa 300 Quadratmeter großen Gartens baut Horst Schröder Gemüse an, in seinem Treibhaus kommen noch mal 16 Tomatensträucher fünf verschiedener Sorten und Gurken hinzu.

Den "klassischen" Kopfsalat schätzt der 74-Jährige nicht so sehr, "der ist mir zu wässerig", meint er. Doch mit Lolo Rosso, Feld- und Eisbergsalat sowie verschiedenen Pflücksalaten bietet sein Garten hier reichen Ersatz. Auch die dazu gehörigen Kräuter züchtet der begeisterte Gärtner selbst. "Wenn man sie zehn Minuten vor dem Essen wegschneidet, dann sind sie topfrisch", weiß der Experte, für den sein Gemüsegarten eine lebenslängliche Leidenschaft und kein bloßer Zeitvertreib ist.

Schon mit zehn Jahren hat der stellvertretende Bürgermeister mit der Gärtnerei begonnen. Sein Vater war im Krieg gefallen, seine Mutter musste drei Kinder großziehen, und eines Tages wurde ihr ein drei Ar großer Garten zur Selbstversorgung angeboten. Seither hat Horst Schröder nicht aufgehört, zu gärtnern. Dabei hat er das Glück gehabt, "dass wo immer ich auch gewohnt habe, ein recht großer Garten zum Haus gehörte". Dass das Ganze recht arbeitsintensiv ist, steht außer Frage, doch wie viele Stunden er noch heute mit der Gartenarbeit verbringt, pflegt Schröder nicht zu zählen — die Arbeit macht ihm einfach zu viel Spaß. Noch heute ist ihm "schleierhaft, wie das während der Zeit geklappt hat, als ich noch berufstätig war", sagt Schröder. Um den 20. Juni herum — wenn die Kartoffelsaison beendet ist — beginnt der Gartenexperte damit, Wintergemüse wie Wirsing, Grünkohl oder Chicoree zu pflanzen. "Ich pflanze sukzessiv, also Schritt für Schritt, um die Ernte länger hinauszuziehen", erläutert Horst Schröder sein Verfahren. Was unter anderem zur Konsequenz hat, dass es Sommerurlaube für den stellvertretenden Bürgermeister nicht gibt. "Ich kann den Garten nicht allein lassen."

Es ist aber keineswegs so, dass die heimische Scholle sein ausschließliches Reich ist — den Gemüsegarten hat er in der Vergangenheit bereits um gut ein Drittel verkleinert, während seine Frau Dagmar sich um die Blumenbeete kümmert: "Er ist mehr für das Grobe zuständig", sagt sie scherzhaft. Fahren die Schröders dann doch einmal in Urlaub, dann vermisst der passionierte Gemüsegärtner seinen Garten spätestens beim Essen.

Gibt es etwa Tomaten, "dann kann man zu 100 Prozent feststellen, dass es etwas anderes ist", sagt Schröder und verzieht angesichts der vielfach anzutreffenden "Wasserbomben" das Gesicht: "Bäh, das schmeckt nicht!"

(NGZ)
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