City-Lauf Toller Lauf mit Schönheitsfehlern

Korschenbroich · Die 23. Auflage des Korschenbroicher City-Laufs sprengte alle bisherigen Bestmarken. Doch es hakte mal wieder bei der Ergebnisauswertung – und auch der „Lauf der Asse“ kam trotz neuem Streckenrekord weniger stimmungsvoll daher als in früheren Jahren.

Internationaler City-Lauf in Korschenbroich 2011
27 Bilder

Internationaler City-Lauf in Korschenbroich 2011

27 Bilder

Inzwischen ist die Viertausendergrenze nicht mehr weit. Doch am Ende eines langen City-Lauf-Tages stellte sich mancher die Frage, ob die Masse – 3905 Meldungen, 3420 „Finisher“ im Ziel – wirklich das Maß aller Dinge ist bei einem sportlichen Großereignis, zu dem sich der Korschenbroicher City-Lauf längst entwickelt hat.

Das taten besonders all die, die im Asics-City-Run über zehn Kilometer die Laufschuhe geschnürt hatten. Die warteten nämlich vergebens auf ihre Siegerehrung, weil es mal wieder bei der Ergebnisauswertung hakte. Dabei hatte Organisationschef Hans-Peter Walther nach den misslichen Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre eigens eine neue Firma mit der Zeiterfassung beauftragt.

Doch egal ob mit Chip am Schuh oder Mini-Sender an der Startnummer: Das Kardinalproblem bleibt die Rundenzahl. Denn wissentlich oder versehentlich biegt der eine oder die andere schon mal eine Runde zu früh auf die – nur virtuell vorhandene – Zielgerade ab. Und schon ist die schönste, elektronisch erstellte Ergebnisliste Makulatur. Besonders ärgerlich: Weil es im „Zehner“ hakte, mussten auch alle anderen bis gestern Nachmittag warten, ehe sie ihre Ergebnisse im Internet abrufen konnten – 24 Stunden nach der Zielankunft.

Dem Problem wird wohl nur durch Rückgriff auf menschliche Ressourcen abzuhelfen sein – mit den bis vor einigen Jahren üblichen Rundenzählern. Doch da rund um den City-Lauf eh schon gut 100 Helfer im Einsatz sind, dürften freiwillige Kräfte für eine solche Aufgabe schwer zu finden sein.

Im „Lauf der Asse“ gab es solche Probleme nicht. Da kamen die Läufer wie Perlen an der Schnur aufgereiht ins Ziel. Spannung und dadurch Atmosphäre am Streckenrand wollte sich so nur schwer einstellen, dafür fehlten einfach die Zwei- und Positionskämpfe, die nun mal das Salz in der läuferischen Suppe sind. Selbst der Kampf um die Prämie für den besten Deutschen fiel aus – wer sollte denn wissen, ob Vitalyi Rybak (TV Wattenscheid), Maciek Miereczko (Citylauf Erftstadt), Younes Ammouta (LG Eintracht Frankfurt) oder Charai Abderrazak (LG Lacher See) zur nationalen Wertung zugelassen waren oder nicht? So blieb wohl Stefan Groß (TuS Deuz) die Ehre des „besten Deutschen“ vorbehalten – mit seinen 31:06,9 Minuten wäre man früher hierzulande nicht mal Kreismeister geworden. Doch deutsche Spitzenläufer sind rar, und die wenigen treiben sich Anfang April lieber in subventionierten Trainingslagern herum als sich vor heimischem Publikum der internationalen Konkurrenz zu stellen. Mit dem Erfolg, dass sie im Sommer derselben meist hinterherlaufen.

Dass es auch anders geht, zeigte der beherzte Auftritt von Simret Restle im Elitelauf der Frauen. Trotz ihrer „dicken Beine“ bot sie dem Top-Aufgebot mit der polnischen 2:27-Marathonläuferin Karolina Jarzynska an der Spitze Paroli. Nicht nur deshalb wurden die Frauen zu den heimlichen „Stars“ bei der 23. Auflage – einem tollen Lauf mit kleinen Schönheitsfehlern.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort