Sommerspiele in Tokio Sarah Voss hadert mit ihrer Leistung beim Olympia-Aus

Dormagen · Die 21-Jährige verpasste mit den deutschen Turnerinnen das Finale im Mannschaftswettbewerb und wird nun auch in den Sozialen Medien angegriffen.

 Die deutschen Turnerinnen Sarah Voss, Pauline Schäfer, Elisabeth Seitz und Kim Bui (v.l.) stellen sich nach der im Ariake Gymnastics Centre knapp verpassten Qualifikation für das Mannschaftsfinale der Presse.

Die deutschen Turnerinnen Sarah Voss, Pauline Schäfer, Elisabeth Seitz und Kim Bui (v.l.) stellen sich nach der im Ariake Gymnastics Centre knapp verpassten Qualifikation für das Mannschaftsfinale der Presse.

Foto: dpa/Marijan Murat

Den Einzug ins Finale hatte Sarah Voss mit den deutschen Turnerinnen am Sonntag im Ariake Gymanstics Center um 1,5 Punkte verpasst, doch so ganz fertig war die 21-Jährige mit ihren ersten Olympischen Spielen auch 24 Stunden später noch nicht. Gemeinsam mit Elisabeth Seitz, die mit einer starken Leistung als Sechste am Stufenbarren den Endkampf erreichte und auch im Mehrkampf in das 24er-Finale einzog, Kim Bui (beide Stuttgart) sowie der ebenfalls gescheiterten Pauline Schäfer (Chemnitz) hatte sie zu warten, ob Deutschland nicht doch noch als Ersatzteam gebraucht würde, falls eine der acht für die Medaillenrunde qualifizierten Mannschaften (wegen Corona oder Verletzungen) ausfiele.

Keine schöne Situation. Die erste Enttäuschung über ihren schweren Patzer am Balken war da schon verflogen. Weh tat die auch in ihren Augen unzureichende Leistung („Das war nicht gut!“) aber immer noch. Das Ergebnis ihrer Rechenkünste blieb stets gleich: „Wäre ich nicht vom Balken gefallen und beim Sprung nicht zur Seite rausgetreten, hätte es gereicht. Das waren 1,5 Punkte.“ Keinen Trost brachte auch der kritische Blick auf ihre erfahrenere Teamkollegin Pauline Schäfer, die am Stufenbarren beim Jägersalto das Gerät verlassen musste und auch am Balken wertvolle Punkte abgab. „Ich weiß, ich habe nicht mein Optimum gebracht.“

Erst die Mama im heimischen Rheinfeld hatte (vorerst nur am Telefon) den richtigen Balsam für ihre in Tränen aufgelöste Tochter. „Das ist halt ein schmaler Grat“, sagte Sabine Voss, die das Unheil hatte kommen sehen. „Sie ist schon schief abgesprungen. Vielleicht wollte sie einfach zu viel, hatte den Kopf nicht frei. Das ist in Tokio selbst vielen Favoritinnen passiert. Auch das Glück spielt immer eine Rolle.“ Einen Grund, Trübsal zu blasen, sieht sie indes überhaupt nicht. „Sie kann feiern, dass sie überhaupt bei Olympia war.“ Wenn die todtraurige Tochter voraussichtlich am Mittwoch nach Hause kommt, wartet auf sie das volle Wohlfühlprogramm. Zusätzlich sorgen nämlich auch Angriffe in den Sozialen Medien für Verdruss. Dort wird der sportliche Misserfolg mit ihrem Kampf gegen sexualisiere Gewalt und den Auftritten im Ganzkörperanzug in Verbindung gebracht.

Auch darum kündigt die Dormagenerin an. „Ich muss jetzt erstmal den Kopf freikriegen.“ Erholung nach extrem fordernden Wochen, der Corona-Erkrankung im Oktober, ist angesagt – und ein Besuch beim Arzt: „Ich muss mich mal durchchecken lassen, die kleinen Blessuren auskurieren.“ Aber das nächste Ziel steht schon: Olympia 2024 in Paris.

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