Lokalsport Tillmann-Festspiele auf Gut Neuhaus

Neukirchen · Die Hausherren bestimmen das Geschehen beim größten Springturnier im Rhein-Kreis, das wieder Tausende von Zuschauern anlockt.

"Ein Tillmann siegt immer", lautete die Überschrift in der NGZ über die Gut Neuhaus Indoorsim vergangenen Jahr. Bei der 15. Auflage des größten Springturniers im Rhein-Kreis Neuss traf das mehr denn je zu.

Das Bruder-Duell zwischen Frederic und Gilbert Tillmann erlebte vor heimischer Kulisse einen neuen Höhepunkt. Derbysieger Gilbert Tillmann wollte endlich unbedingt das Rheinische Hallenderby gewinnen. Doch dieser Sieg ging ausgerechnet an seinen älteren Bruder. Daraufhin tröstete er sich mit einem Sieg im Großen Preis. Frederic Tillmann gewann scheinbar "so nebenbei" noch das Mächtigkeitsspringen und das S-Finale für junge Pferde. Damit waren vier der insgesamt sieben S-Springen fest in Tillmann'scher Hand.

"Eine solche Erfolgsserie hat Seltenheitswert. Das war wirklich außergewöhnlich", freute sich Frederic Tillmann über seine drei goldenen Schleifen. Auf seinem langjährigen Erfolgspartner Quandor de Pilenie, dem 14-jährigen braunen Wallach aus französischer Zucht, gewann er zum vierten Mal in Folge das Hallenderby. Damit steht bisher noch kein anderer Name in der Siegerliste des Springens, das 2014 als Hommage an den Derbysieg von Gilbert Tillmanns Pferdelegende Hello Max ins Indoor-Programm aufgenommen wurde. "Auch der eines bekannten Derbysiegers nicht", konnte sich Frederic einen kleinen humorvollen Seitenhieb in Richtung seines prominenteren Bruders nicht verkneifen.

Tatsächlich hatten Gilbert Tillmann und der Schimmelwallach Claus Dieter im Umlauf einen Fehler, verpassten damit das Stechen. Das Paar kam zu dicht an einen mit einer Mauer unterbauten Steilsprung - die oberste Planke fiel. Was den Derbysieger sicherlich ärgerte; am Ende landete das Paar auf Rang sechs. Nur vier Reiter schafften den Sprung ins Stechen, in dem dann kein Paar fehlerfrei blieb. Auch Frederic Tillmann und Quandor de Pilenie nicht, die einen Flüchtigkeitsfehler kassierten. Doch der schnellste Vier-Fehler-Ritt reichte zum Sieg vor Hans-Jörn Ottens (RC Stotel) auf Edonja und dem Niedersachsen Carsten Titsch. Der ritt mit dem Schimmel Oreal des Etains Z ein ehemaliges Erfolgspferd von Frederic Tillmann. Den Zuschauern, die sich am Samstagabend zum Derby in der Halle drängten, war es egal, dass es keinen "Nuller" im Stechen gab. Sie genossen den spannenden Sport - und bejubelten alle Teilnehmer. Damit hat das Hallenderby seinen Status als "neuer Klassiker" gefestigt.

Im Großen Preis, dem sportlichen Höhepunkt des Turniers am gestrigen Mittag, war es dann Gilbert Tillmann, der feiern durfte. Der Hufschmied steuerte den Schimmelwallach Claus Dieter im Umlauf sehr bedächtig durch den schweren Kurs und kam ohne Fehler ins Ziel. Das Kunststück gelang nur drei weiteren Reitern: Gerald Nothdurft (RFV Moringen) auf Never walk alone, Celine Tillmann auf Azaro T (RC Gut Neuhaus) und Patrick Sandner (RF Gut Mankarzthof). Im Stechen machen dann die erfahrenen den Sieg unter sich aus: "Gilli" setzte auf volles Risiko und ging ein hohes Tempo. Der Mut wurde belohnt. Mit 36,63 Sekunden und fehlerfreier Runde war er einen Galoppsprung besser als Nothdurft. Der Niedersachse, der eine Reitanlage in Göttingen-Grone betreibt, blieb auf seinem erst achtjährigen Holsteiner, zwar ebenfalls fehlerfrei, war aber langsamer (36,71 Sekunden). "Das war knapp, aber am Ende alles gut", jubelte Gilbert Tillmann. "Ich bin sehr zufrieden mit Claus Dieter. Der Fehler im Derby ging auf meine Kappe, alle anderen Runden war er super." Über Platz drei freute sich Celine Tillmann, die auf dem selbst gezogenen Azaro T einen Abwurf hatte. Patrick Sandner und Paltano T kassierten zwei Abwürfe und wurden Vierte. Doch das dürfte den jungen Springreiter kaum geärgert haben. Denn seine Pferde - neben Paltano T die Stute Leonie-M - waren topfit. Sandner gewann gleich zwei schwere Springen bei den Indoors. Mit Paltano T sprang er im Ein-Sterne-S mit Stechen am Samstag zur goldenen Schleife; auf Leonie-M sicherte er sich Platz eins im Punktespringen der Klasse S. Damit setzte der junge Profi seine Erfolgsserie aus 2017, als er das Goldene Reitabzeichen erhielt, weiter fort.

"Wir sind zufrieden", zogen die Chef-Organisatoren Gilbert und Frederik Tillmann Bilanz. "Die Zuschauerzahlen waren wieder im Bereich des Vorjahres, und sportlich hätte es kaum besser laufen können. Das Niveau war sehr gut, und dass selbst Reiter aus anderen Bundesländern anreisen, zeigt die Qualität des Turniers."

(NGZ)
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